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Dentalröntgen: Es geht nicht ohne!

14.05.2016
Von Ralph Rückert, Tierarzt

Dieser Tage fragte mich eine Katzenbesitzerin auf Facebook, ob ich denn ein Dentalröntgen hätte, also (zusätzlich zur normalen Röntgeneinrichtung für Körperaufnahmen) ein spezielles Röntgengerät zur Anfertigung von Zahnaufnahmen. Erst nachdem ich spontan und fast ein wenig verdutzt bejaht hatte, kam mir der Gedanke, dass das eigentlich eine ziemlich schlaue und völlig berechtigte Frage war. Dass mich noch nie zuvor jemand gezielt nach dem Dentalröntgen gefragt hat, scheint mir ein klarer Hinweis darauf zu sein, dass vielen Katzenbesitzern eine feststehende Tatsache gar nicht bewusst ist: Ohne dentales Röntgengerät kann man als Tierarzt gleich die Finger aus der Katzen-Zahnmedizin rauslassen!
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Dieses Statement gilt auf jeden Fall und zu hundert Prozent für die Katze. Beim Hund mag man sich ohne dentales Röntgen noch so halbwegs durchschummeln können, aber was wirklich Gescheites kommt dabei sicher auch nicht raus. Ebenso beim Heimtier (Kaninchen und Co.), wo aktuell intraorale Röntgentechniken, bei denen der Film oder der digitale Detektor in der Mundhöhle positioniert wird, immer bedeutsamer werden.

Warum hebe ich die Katze in diesem Zusammenhang so hervor? Weil so gut wie jede zweite Katze über 5 Jahren von odontoklastischen Resorptivläsionen (FORL!) betroffen ist. Diese sehr schmerzhaften, durch körpereigene Zellen hervorgerufenen Zahnschäden spielen sich meist unterhalb des Zahnfleischniveaus ab und sind deshalb nur durch dentales Röntgen sicher zu diagnostizieren. Es gibt nur wenige Katzen, bei denen man im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung NICHT röntgen müsste.

Aber auch beim Hund gehen einem ohne Dentalröntgen mit Sicherheit immer wieder Zähne durch die Lappen, die eigentlich dringend entfernt werden sollten, weil sie keine Chance auf längerfristige Erhaltung haben und nur noch weh tun.

Also nochmal: Wo keine dentale Röntgeneinrichtung vorhanden ist (und natürlich auch fleißig genutzt wird), brauchen Sie zumindest Ihre Katze erst gar nicht für irgendwelche Maßnahmen an den Zähnen abzugeben, denn sonst laufen Sie Gefahr, dass hinterher alles ganz blütenweiß und sauber aussieht, sich im Verborgenen (unter der Zahnfleischoberfläche) aber weiterhin extrem schmerzhafte Vorgänge abspielen, von denen zu ihrem Leidwesen nur die Katze weiß. Außen hui, innen pfui sozusagen. Der wirkliche Gebiss-Status einer Katze ist ohne Röntgen genau so unmöglich zu beurteilen wie der Zustand eines Hüftgelenkes beim Hund.

Untypisch kurzer Artikel für meine Verhältnisse, ich weiß, aber damit ist eigentlich schon alles gesagt zu diesem Thema. Hier liegt mal ausnahmsweise die Würze in der Kürze.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert


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