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Stellungnahme des European Academies Science Advisory Council zur Homöopathie

01.10.2017

Von Ralph Rückert, Tierarzt


Als ich im Juli 2016 meinen Artikel "Alternativmedizin? Führen wir nicht!" veröffentlicht habe, waren (wenig überraschend) die Reaktionen aus dem Lager der Homöopathie besonders heftig.


Vor wenigen Tagen hat nun der European Academies Science Advisory Council (EASAC) von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt eine sehr wichtige Stellungnahme zur Homöopathie herausgegeben.

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Das Statement ist meines Wissens nur in Englisch verfügbar. Man kann es aber in wenigen deutschen Sätzen folgendermaßen zusammenfassen:


- Die Wirkungsbehauptungen der Homöopathie sind nicht plausibel und stehen im Widerspruch zu den etablierten naturwissenschaftlichen Konzepten.


- Der EASAC erkennt an, dass es bei einzelnen Patienten zu einem Placebo-Effekt kommen kann, ist sich aber darin einig, dass es kein bekanntes Krankheitsbild gibt, bei dem die Homöopathie eine heilende Wirkung zeigt, die über einen Placebo-Effekt hinausgeht.


- Der EASAC merkt an, dass jedes Werben für die Homöopathie als Heilverfahren den Patienten bedeutenden Schaden zufügen kann, wenn dadurch die Inanspruchnahme wirksamer, evidenzbasierter Vorgehensweisen verzögert wird, und sieht ein generelles Risiko einer Unterminierung des Vertrauens der Öffentlichkeit in den Wert wissenschaftlicher Beweise.


- Der EASAC kommt weiterhin zu dem Schluss, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Begründungen für den Einsatz von Homöopathika in der Tiermedizin gibt und es besonders beunruhigend ist, wenn solchen Produkten in der Behandlung von Infektionskrankheiten bei Nutztieren der Vorzug vor evidenzbasierten Medikamenten gegeben wird.


- Ausnahmslos alle Medikamente, die in Human- oder Veterinärmedizin zum Einsatz kommen, müssen den gleichen Anforderungen unterliegen, sprich: Wirksamkeit, Anwendungssicherheit und Qualität müssen wissenschaftlich einwandfrei belegbar und gesichert sein. Der EASAC sieht diese Forderungen in Bezug auf Homöopathika nicht erfüllt.


- Staatliche Gesundheitssysteme sollten nur für Heilverfahren aufkommen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich beweisbar ist, eine Forderung, die die Homöopathie definitiv nicht erfüllen kann.


- Die Zusammensetzung homöopathischer Arzneien muss nach den gleichen Maßstäben deklariert werden, wie sie für andere Medikamente gelten.


- Werbung für und Vermarktung von homöopathischen Arzneien hat die etablierten Standards in Bezug auf Klarheit und Genauigkeit einzuhalten. Behauptungen bezüglich der Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität müssen beweis- und reproduzierbar sein.


Der EASAC als Zusammenschluss der nationalen Akademien der Wissenschaften erarbeitet Statements zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen in den Bereichen Energie, Umwelt und Biowissenschaften und richtet diese in beratender Funktion an die Institutionen der EU. Sollten die verantwortlichen Organe der EU dieser Stellungnahme folgen - woran ich aus rein politischen Gründen leider zweifeln muss - wäre das das berechtigte Ende für das quacksalberische Heilverfahren Homöopathie.


Es ist mir wohl bekannt, dass Fakten nichts gegen (blinden) Glauben ausrichten können. Wer also aufgrund einer Abneigung gegen wissenschaftlich-logisches Denken oder aufgrund einer anderen Disposition ein Anhänger der Homöopathie ist, wird sich durch diese Meldung wohl kaum davon abbringen lassen. Das liegt auch nicht in meiner Absicht. Es geht mir eher darum, die Mehrzahl meiner Leser zu informieren, die in der Realität leben und sich nicht in ein inneres Fantasialand zurückgezogen haben.


Denn eines ist und bleibt nun mal die Wahrheit: Jeder hat ein Recht auf seinen eigenen Glauben, aber nicht auf seine eigenen Fakten!


Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr


Ralph Rückert


 


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