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Der Deutsche Boxer, der Epuliden-Hund schlechthin

16.09.2018

Von Ralph Rückert, Tierarzt


Auf den Bildern sehen wir (einmal vor, einmal nach elektrochirurgischer Entfernung), welch schockierende Ausmaße eine Epuliden-Erkrankung speziell beim Boxer annehmen kann. Mit solchen - die Zähne buchstäblich unter sich begrabenden - Wucherungen ist natürlich kein schmerzfreies Kauen mehr möglich.


Epuliden (Einzahl: Epulis) sind aus chronischen Entzündungen entstehende Zahnfleischwucherungen. Sie können bei allen Hunden vorkommen, aber bei keiner Rasse so häufig und massiv wie beim Boxer.

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Es gibt verschiedene Arten von Epuliden, die lange und komplizierte Benennungen haben, mit denen wir uns hier nicht weiter beschäftigen müssen. Wichtig ist: Zu etwa 80 Prozent verhalten sich Epuliden gutartig, also nicht invasiv und nicht metastasierend. Sie nehmen aber ihren Ursprung im Zahnfach, so dass eine wirklich vollständige Entfernung mit einer gewissen Garantie darauf, dass sie nicht an gleicher Stelle wieder auftreten, nur durch Extraktion der betreffenden Zähne erreicht werden kann.


Bei einem Hund, der in diesem Umfang, wie auf den Fotos dargestellt, von Epuliden befallen ist, müssten also eigentlich alle Zähne entfernt werden, damit die Wucherungen nicht nach einer gewissen Zeit wieder zu wachsen beginnen. Das ist natürlich keine realistische Vorgehensweise, so dass wir nun erst mal dem Hund im Sinne schneller Hilfe die Wucherungen entfernt haben und im weiteren Verlauf aufmerksam beobachten werden, ob und wie schnell neue Epuliden auftreten.


Diesbezüglich ist es auch von größter Wichtigkeit, dass die Mundhöhle durch intensive Pflegebemühungen möglichst effektiv entzündungsfrei gehalten wird. Neben der beim Boxer natürlich zweifelsfrei vorhandenen genetischen Disposition für diese Erkrankung entstehen Epuliden ja – wie schon erwähnt – als Folge chronischer Entzündungsvorgänge des Zahnfleisches.


Ich betone in meinen Artikeln zur Zahn- und Mundhöhlengesundheit immer wieder die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen durch den Besitzer, und zwar bei allen Tierarten und -rassen. Beim Boxer ist dies von besonderer Wichtigkeit, weil jeder Besitzer dieser Hunderasse mit dem sehr wahrscheinlichen Auftreten von Epuliden rechnen muss. Regelmäßige Zahnreinigungen, möglichst täglich mit der Zahnbürste durch den Besitzer und ab und zu auch in Narkose durch den Tierarzt, sind gerade für Boxer eine geradezu unverzichtbare prophylaktische Maßnahme.


Darüber hinaus kommt es sehr darauf an, Epuliden möglichst frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. Dass sich etwa 80 Prozent dieser Wucherungen gutartig verhalten, bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass 20 Prozent nicht ganz so harmlos sind und auch auf den Kieferknochen übergreifen können. Solche invasiven Epuliden können nur durch massive Kieferoperationen (mit Zahnverlust) erfolgreich behandelt werden, was natürlich um so besser gelingt, je kleiner die Tumoren bei Diagnosestellung sind.


Fazit: Gerade Boxer (und natürlich auch Mischlinge mit einem Anteil dieser Rasse) sollten schon frühzeitig lernen, sich vom Besitzer ohne großes Theater a) ins Maul schauen und b) die Zähne putzen zu lassen.


Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr


Ralph Rückert


© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm


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