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Die GroKo will das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration um weitere zwei Jahre aufschieben! Zeit, dass sich was dreht!

03.10.2018

Von Ralph Rückert, Tierarzt


Mein Thema als Blogger ist eigentlich die Kleintiermedizin. Aus der Nutztiermedizin und der Politik halte ich mich wohlweislich raus, auch wenn es mich manchmal – speziell, wenn es um den Tierschutz geht – ganz schön in den Fingern juckt. In diesem Fall gehe ich aber jetzt mal ein bisschen fremd, weil mich speziell diese politische Entscheidung so richtig empört.


Die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel war schon immer eine tierquälerische Sauerei. Als wir Studenten das seinerzeit in unserem landwirtschaftlichen Praktikum machen mussten (ja, mussten!), war das Thema Nutztiermedizin für mich definitiv erledigt. Angesichts der gellenden Schmerzensschreie der Ferkel habe ich die damals noch fast in Stein gemeißelte Auffassung, dass die Tiere in diesem Alter noch keinen Schmerz empfinden würden, einfach nicht glauben können. Inzwischen wissen wir ja sicher, dass diese Argumentation falsch und unsinnig war und dass auf diese Weise kastrierte Ferkel oft noch 14 Tage später unter Schmerzen leiden. Dementsprechend war ich mit dem 2013 beschlossenen Verbot der betäubungslosen Kastration natürlich voll und ganz einverstanden, wenn ich auch eine Vorlaufzeit von fünf Jahren für übermäßig lang hielt. In diesen fünf Jahren mussten noch 100 Millionen männlicher Ferkel diese Quälerei über sich ergehen lassen.

Nun kam es, wie es wohl kommen musste: Obwohl andere Länder vormachen, wie ein Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration sehr wohl funktionieren kann, waren selbst diese fünf Jahre für die deutschen Ferkelproduktionsbetriebe angeblich nicht lang genug. Seit einigen Monaten nahmen Heulen, Zähneklappern und Lobbyarbeit stetig zu, bis jetzt – gut versteckt zwischen Dieselfahrverbots- und Zuwanderungsdiskussion – die Koalitionsspitzen vor dem Bauernverband und den mächtigen Agrarmillionären wieder mal eingeknickt sind. Die Ferkel-Folter soll nochmal ganze zwei Jahre (40 Millionen Ferkel!) weiter gehen!


Ich finde das unter aller Sau! Ich werde aber jetzt sicher nicht hergehen, und meinen Lesern irgendwelche Konsequenzen in ihrem Wahlverhalten nahelegen. Eine Änderung des Verbraucherverhaltens erscheint mir da um Welten erfolgversprechender. Es muss sowohl der Politik als auch den Schweineproduzenten klar werden, dass es so nicht weiter gehen kann, und das funktioniert halt wie immer am besten über den Geldbeutel.


Wer schon Vegetarier oder Veganer ist, muss an dieser Stelle eigentlich nicht weiter lesen. Rein statistisch sind das aber nur etwa fünf Prozent, deshalb meine Aufforderung an die restlichen 95 Prozent: Kauft einfach die nächsten zwei Jahre kein Schweinefleisch mehr bzw. nur welches, das von Betrieben stammt, die freiwillig auf die betäubunslose Kastration verzichten! Beispielhaft seien hier Bioland-Betriebe genannt, die schon seit Jahren die durchaus vorhandenen alternativen Methoden nutzen.


Das sollte sich recht einfach machen lassen, finde ich. Klar, der Discounter-Schweinebraten für 3,99 Euro pro Kilo ist dann nicht mehr drin, aber der war so oder so immer schon eine respektlose Perversion, respektlos gegenüber dem Tier und natürlich auch gegenüber dem eigenen Körper. Die Politik und der Bauernverband reden sich permanent darauf hinaus, dass der Verbraucher unbedingt sein billiges Schweinefleisch haben will. Im Sinne von Michael Jacksons "Man In The Mirror" liegt es also an uns, diese Behauptung zu widerlegen, indem wir einfach gar kein Schwein mehr essen oder eben nur so viel, wie wir uns bei den höheren Preisen für zum Beispiel Bioland-Fleisch leisten können.


Schaut Euch diesen Videoclip an, der verdeutlicht, von was hier die Rede ist! Dann schaut in den Spiegel, und fragt Euch, ob Ihr das noch dulden wollt und könnt! Ich kann es jedenfalls nicht! Wenn Ihr es auch nicht könnt, dann vergesst nicht, diesen Aufruf zu teilen.


Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr


Ralph Rückert


© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm


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