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Hundesteuer: Hört doch mal auf mit dem Gejammer!

21.01.2023

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin


Es ist Januar, die Hundesteuer-Bescheide der Kommunen flattern ins Haus! Und wie jedes Jahr kommt es in den Social-Media-Hundegruppen zu kleinen bis mittleren Wallungen über prozentual gesehen in der Tat recht deutliche Erhöhungen. Ein beispielhafter Kommentar: "Von 96€ auf 120€!!! Ich finde, die haben hier in dem Kaff langsam den A...... offen!". Und natürlich wird zu diesem Anlass wie immer die Notwendigkeit der Hundesteuer pauschal in Frage gestellt oder bestritten.


Wir sind der Meinung, dass die Hundesteuer erstens berechtigt und zweitens objektiv gesehen deutlich zu niedrig ist! In Relation zu dem Gesamtkosten der Hundehaltung (je nach Größe 30.000 Euro und mehr für ein Hundeleben!) handelt es sich bei der Hundesteuer wirklich um einen Bagatellbetrag, um Peanuts sozusagen. Wem 10 oder 15 Euro pro Monat wirklich Bauchschmerzen machen, der muss das Hobby Hundehaltung insgesamt in Frage stellen oder halt sein Netflix-, Prime- oder Disney-Abo kündigen.

Bild zur Neuigkeit

Machen wir uns doch nichts vor, bitte! Wenn wir uns mit offenem und unvoreingenommenem Blick umschauen, können wir durchaus alle wahrnehmen, dass unsere Hunde nicht unbeträchtliche kommunale Schäden verursachen. Jede(r) von uns hat schon Laternen-, Ampel- oder Oberleitungsmasten gesehen, die durch das ständige Anpinkeln in Bodennähe durchgerostet waren. Die Stadt Bochum beziffert diese Schäden auf sage und schreibe 80.000 Euro, und zwar pro Jahr! Auf der Passerpromenade in Meran stürzte im vergangenen Dezember ein derartig beschädigter Laternenmast um und verletzte einen Passanten schwer am Kopf.


Die Pflege und Wiederherstellung von durch Hundeausscheidungen geschädigten Bepflanzungen öffentlicher Anlagen verschlingen ebenfalls gewaltige Beträge und der bisher völlig unterschätzte negative Einfluss der Hinterlassenschaften unserer Hobbytiere auf das Ökosystem der Naherholungsgebiete wurde erst kürzlich durch eine Untersuchung der TU Berlin aufgedeckt und beziffert.


Wir sind natürlich fest davon überzeugt, dass nun alle Leser:innen dieses Artikels entrüstet für sich in Anspruch nehmen werden, dass ihre Hunde NIEMALS NIE NICHT an Laternenmasten, Verteilerkästen, kommunale Grünpflanzen und (vielleicht gar noch historisch bedeutsame) Gebäudefassaden pinkeln dürfen und dass sie wirklich JEDEN Haufen ihres Vierbeiners auf vorbildliche Weise entsorgen. Wir sind aber ebenso fest davon überzeugt, dass die meisten dabei leider lügen wie gedruckt. Anders lässt sich das, was wir sehen, riechen und öfter auch mal schockartig unter den Schuhsohlen spüren, nun mal nicht erklären.


Fazit: Unser Hobby verursacht beträchtliche Schäden für die kommunalen Haushalte und die Umwelt und ist überdies speziell für Nicht-Hundehalter:innen in vielerlei Hinsicht lästig und ärgerlich. Es würde uns gut zu Gesicht stehen, diese Tatsache anzuerkennen und dafür auch Verantwortung zu übernehmen. Das alljährliche Gedöns über den Bagatellbetrag Hundesteuer ist unter diesen Gesichtspunkten völlig unangemessen, wenn nicht gar peinlich!


Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,


Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick


© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm


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