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Anästhesie/Narkose

Balancierte Anästhesie – Risikominimierte Narkose auch für Hoch-Risiko-Patienten

Gerade die Besitzer:innen älterer Tiere, die eventuell schon unter Vorerkrankungen leiden (z.B. Nieren- oder Herzinsuffizienz), fürchten sich oft vor der zur Durchführung dringend erforderlicher Maßnahmen (Zahnsanierung!) notwendigen Narkose. Dies ist in Anbetracht der inzwischen zur Verfügung stehenden Anästhesieverfahren in der Regel unbegründet und darf kein Grund sein, dem Tier Eingriffe zu verweigern, die seine Lebensqualität entscheidend verbessern können.

Anästhesieerfahrenen Tiermediziner:innen stehen heutzutage durch sensibles und situationsangepasstes Kombinieren einer Vielzahl anästhesiologisch wirksamer Injektions- und Inhalationspräparate im Sinne des Baukastenprinzips belastbare Narkosen für jede Altersstufe und fast alle denkbaren Vorerkrankungen zur Verfügung.

Unter den Schlagworten „Total Intravenöse Anästhesie (TIVA)“ und „Balancierte Anästhesie“ werden die drei Komponenten der Allgemeinnarkose (Hypnose = Bewusstseinsverlust, Relaxation = Muskelerschlaffung und Analgesie = Schmerzfreiheit) getrennt voneinander betrachtet und je nach Anforderung unterschiedlich gewichtet. Durch das Zusammenspiel mindestens dreier entsprechend wirksamer Substanzen kommt es zu synergistischen (wirkungssteigernden) und gleichzeitig deutlich nebenwirkungsvermindernden Effekten. Zudem sind diese modernen Anaesthesieverfahren optimal steuerbar, so dass auf Narkosekrisen sehr schnell reagiert werden kann und der Patient nach Abschluss des Eingriffes in Rekordzeit wieder wach und mobil ist.

Die Zeiten, in denen nach grobem Schätzen des Körpergewichtes und ohne Berücksichtigung individueller Eigenheiten oder Vorerkrankungen des Patienten eine standardisierte Narkosemittelmenge intramuskulär verabreicht und dann darum gebetet wurde, dass die Dosis weder zu hoch noch zu niedrig sein möge, sollten eigentlich vorbei sein. Unter diesen Voraussetzungen war und ist es leider möglich, dass Patienten während eines Eingriffes erwachen oder nach der Operation noch tagelang in ihrem Befinden eingeschränkt sind. Solche Verfahren kommen allerdings in der Regel nur noch dort zum Einsatz, wo Tierbesitzer:innen durch möglichst niedrige Operationskosten angelockt werden sollen.

Hunde und Katzen werden in unserer Praxis zur Durchführung einer Allgemeinnarkose grundsätzlich mit einem venösen Zugang versehen und intubiert. Über den Venenkatheter und die je nach Anforderungsprofil des Patienten mitlaufende Dauertropfinfusion ist die streng wirkungsabhängige und präzise Steuerung der Anästhesie möglich, der Trachealtubus hält die Luftwege zuverlässig offen, verhindert die Aspiration (Einatmung) von Mageninhalt und Speichel und sichert die Beatmung mit reinem Sauerstoff mit etwaigem Narkosegaszusatz. Als ganz entscheidend für die Narkosesicherheit und die schnelle Rekonvaleszenz hat sich das Temperaturmanagement von Narkosepatienten durch Warmluftmatratzen und Decken erwiesen. Verschiedene Überwachungsgeräte und -methoden sorgen dafür, dass wir uns jederzeit über den Zustand des Patienten im Klaren sind und eventuell sich ankündigende Krisen ohne Zeitverzug erkennen und meistern können. Der Verlauf der Narkose und die Ergebnisse der Überwachungsmaßnahmen werden von uns in einem Anästhesieprotokoll erfasst, das der Patientenbesitzer bei Abholung seines Tieres in Kopie ausgehändigt bekommt. Auf diese Art anästhesierte Hunde und Katzen sind in der Regel bereits eine Viertelstunde nach Beendigung des Eingriffes wieder wach und nach spätestens einer halben Stunde gehfähig.

Unter den sogenannten „kleinen Heimtieren“ (Kaninchen, Meerschweinchen, Degus, Ratten, etc.) gibt es bezüglich der für Hunde und Katzen geltenden Vorgehensweisen bestimmte physiologische und offensichtliche anatomische Einschränkungen. So dürfen beispielsweise Meerschweinchen aus bestimmten Gründen niemals intubiert werden. Dennoch bemühen wir uns auch hier, durch die wohlausgewogene und situationsangepasste Kombination von Injektions- und Inhalationsanästhesie ein Höchstmaß an Sicherheit zu erzielen. Besonders hervorzuheben ist hier die zwar etwas aufwändige, aber sehr sichere „Triple-Narkose“, eine Kombination von drei Injektionspräparaten (evtl. mit Verstärkung durch Inhalationsnarkose), die durch drei entsprechende Gegenmittel innerhalb kürzester Zeit antagonisiert (wieder aufgehoben) werden kann. Auch bei den kleinen Heimtieren findet selbstverständlich eine präzise Narkoseüberwachung statt.

Zusammenfassend dürfen wir Sie dringend bitten, ein höheres Alter und/oder Vorerkrankungen Ihres Tieres auf keinen Fall als Hinderungsgrund für die Durchführung dringend erforderlicher Maßnahmen in Allgemeinnarkose zu sehen. Wir sind aufgrund intensiver Weiterbildung auf diesem Gebiet und entsprechender apparativer Ausstattung in der Lage, fast jedem Patienten eine maßgeschneiderte und schonende Anästhesie zu gewährleisten. Gerade das alternde Tier hat ein Recht auf ein möglichst unbeschwertes und schmerzfreies Dasein, ohne beispielsweise unter endlosen Zahnschmerzen oder unbehandelten Tumoren leiden zu müssen.

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