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Unsere Tierarztpraxis in Zeiten von SARS-CoV-2

29.02.2020

Von Ralph Rückert, Tierarzt


Schwierige Sache: Wie schreibt man über dieses Thema, ohne sich dem Vorwurf der weiteren Panikmache auszusetzen? Wie aber kommt man andererseits als Inhaber eines Unternehmens, in dem sich täglich nicht wenige fremde Menschen treffen, und der zudem auch eine Fürsorgepflicht für seine Angestellten hat, darum herum, sich mit der aktuellen Entwicklung auseinanderzusetzen? Nun, wie auch immer: Wir alle werden in den nächsten Wochen und Monaten unser Verhalten in vielerlei Hinsicht ändern (müssen), auch und gerade im zwischenmenschlichen Bereich. Diese Tatsache lässt sich schlecht totschweigen, also gehen wir es mal (mit aller gebotenen Zurückhaltung!) an.


Das als SARS-COV-2 bezeichnete Virus ist der Verursacher der COVID-19 genannten Erkrankung. Seit dem primären Ausbruch in Wuhan, China, hat sich das Virus rasant und interkontinental ausgebreitet. Ich bin - wie eigentlich alle Tier- und Humanmediziner, die ich persönlich kenne - davon überzeugt, dass die momentan zu beobachtenden Eindämmungsbemühungen der Behörden zum Scheitern verurteilt sind und das Ausrufen einer Pandemie durch die WHO nur noch eine Frage von Tagen sein dürfte.

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Dieses Virus ist gekommen, um zu bleiben. Wie lange es am Ende bleiben wird, ob es uns mit dem Frühling (höhere UV-Strahlung, mehr Aufenthalt im Freien und weniger in geschlossenen Räumen, etc.) wieder in Ruhe lässt oder im Herbst ein fröhliches Comeback feiert, ob wir also von Monaten oder gar Jahren reden, kann im Moment niemand sagen. Wir werden es aber auf jeden Fall für einige Zeit als Fact of Life akzeptieren und unser alltägliches Verhalten entsprechend ausrichten müssen.


Nebenbei bemerkt: Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass sich Haustiere mit dem Erreger anstecken bzw. selbst als Ansteckungsquelle für Menschen fungieren könnten. Ein aktuell in Hongkong isolierter Hund einer an COVID-19 erkrankten Besitzerin wurde in Nasen- und Rachenraum schwach positiv auf den Erreger getestet. Das Tier zeigt allerdings keinerlei Krankheitssymptome, weshalb momentan nicht von einer echten Ansteckung, sondern von einer Kontamination durch die Besitzerin ausgegangen wird.


Momentan werden wir von allen Seiten mit Tipps für Basis-Schutzmaßnahmen bombardiert, die natürlich auch grundsätzlich Sinn machen und tatsächlich konsequent befolgt werden sollten. Dies gilt auch in unserer Praxis, und genau darüber möchte ich Sie mit diesem Artikel informieren.


COVID-19 hin oder her: Unsere Haustiere werden in den nächsten Wochen und Monaten trotzdem mal krank werden, eine Impfung benötigen oder Zahnweh bekommen, also zum Tierarzt müssen, und die aktuelle Lage sollte natürlich absolut kein Grund sein, unseren vierbeinigen Familienmitgliedern medizinische Versorgung zu verweigern!


Eine Tierarztpraxis ist aber wie alle Orte, an denen sich fremde Menschen begegnen, ein potentieller Übertragungsweg für Krankheitserreger aller Art inklusive SARS-COV-2. Davor wollen wir erstens Sie als Kunden schützen, aber zweitens natürlich auch uns selbst. Sollten nämlich Tierarztpraxen in größerer Anzahl wegen des Auftretens von COVID-19 unter dem Personal auf behördliche Anordnung für 14 Tage dicht gemacht werden, könnte es auch ganz schnell zu einer echten tiermedizinischen Versorgungskrise kommen.


Bitte beachten Sie deshalb folgende Punkte:


- Einigen wir uns darauf, mehr körperlichen Abstand zu wahren als wir Süddeutsche es sonst gewöhnt sind. Wir werden Sie also in nächster Zeit nicht mehr durch Handschlag begrüßen oder verabschieden. Das ist kein Akt der Unhöflichkeit, sondern dient dem beiderseitigen Schutz. Husten oder niesen Sie niemanden an und atmen Sie uns bitte auch bei spannenden Maßnahmen an Ihrem Tier nicht direkt in den Nacken, weil Sie genau sehen wollen, was wir da tun.


- Im Wartezimmer und in den Behandlungsräumen finden sich Behälter mit Handdesinfektionsmitteln. Eine Händedesinfektion nach dem Betreten und vor dem Verlassen der Praxis macht in unseren Augen durchaus Sinn. Wir desinfizieren übrigens mehrmals täglich und planmäßig alle Türgriffe und -klinken.


- Es ist mir völlig bewusst, dass ein Tierarztbesuch für Kinder eine spannende Sache sein kann und es sich darüber hinaus oftmals rein organisatorisch kaum vermeiden lässt, den Nachwuchs zu einem Termin bei uns mitzubringen. Lässt es sich aber doch irgendwie vermeiden, dann tun Sie das bitte auch! Wir entfernen gerade alle normalerweise für Kinder gedachten Entertainment-Möglichkeiten (Malbücher, Spielzeug) aus unserem Wartezimmer, weil wir diese nicht zuverlässig desinfizieren können. So sehr es mich sonst freut, wenn der Besuch bei uns auch als Familien-Event gesehen wird: Momentan erscheint es sinnvoller, die Zahl der Begleitpersonen auf ein Minimum zu beschränken, schon allein deswegen, damit das Wartezimmer nicht zu voll wird.


- Wenn Ihr Tier unsere Hilfe benötigt, Sie sich aber deutlich krank fühlen, dann sprechen Sie uns bitte darauf an: Irgendwas lässt sich immer organisieren, damit Sie sich nicht länger als notwendig oder eventuell gar nicht im Wartezimmer aufhalten müssen. Als Person mit Husten, Niesen, Schnupfen und fiebrig glänzenden Augen ist man halt im Moment nicht besonders populär. Das mag hysterisch sein, lässt sich aber leider nicht ändern.


Von diesen einfach zu verwirklichenden Maßnahmen, die Sie uns bitte nicht übelnehmen wollen, mal abgesehen, gilt für uns und hoffentlich auch für Sie das bekannte Motto:


Keep calm and carry on!


Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr


Ralph Rückert


 


© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm


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