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Und wieder Corona: Wir bleiben im Dienst, so lange es geht!

21.03.2020

Von Ralph Rückert, Tierarzt


Erkennen Sie uns noch? Ich hoffe doch, auch wenn wir jetzt beim Kontakt mit Ihnen chirurgische Gesichtsmasken tragen und darüber hinaus die Infektionsschutzmaßnahmen noch einmal an die dynamische Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie angepasst haben.


Wie in der Überschrift schon ausgedrückt: Wir wollen so lange für erkrankte Haustiere im Dienst bleiben, wie es irgendwie geht. Essentiell wichtig für dieses Vorhaben ist natürlich ein gut funktionierender Infektionsschutz, und zwar sowohl für uns, das Praxispersonal, als auch für Sie als Kunden.

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Ich höre schon den Einwand: Diese chirurgischen Gesichtsmasken helfen aber nix! Doch, tun sie eben doch! Wir müssen immer im Auge behalten, dass man als Coronavirus-Infizierter schon etwa 12 bis 24 Stunden vor dem Auftreten irgendwelcher Symptome andere Leute anstecken kann. Was wir ganz sicher nicht wollen, wären mehrfache von unserer Praxis ausgehende Infektionen von Kunden durch eine oder einen von uns, und genau davor schützen solche Masken sehr wohl. Sie sind eigentlich – und das wird sehr oft falsch verstanden – nicht ein Zeichen von Angst um die eigene Gesundheit, sondern als Schutzmaßnahme für die Mitmenschen gedacht. Aber auch für uns stellen sie zumindest eine gewisse Verbesserung dar, weil sie den erfreulichen Effekt haben, dass man sich mit Maske automatisch nicht unbewusst im Gesicht rumfingert und sich so eine Schmierinfektion einfängt.


Was tun wir sonst noch zu Ihrem und unserem Schutz? Hier nochmal eine Auflistung:


-Abstand, Abstand, Abstand!!! Bitte halten Sie Abstand voneinander und auch von uns! 1,5 bis 2 Meter sollten es sein. Das gilt auch für den Rezeptionstresen und das dahinter arbeitende Personal.


-Sehen Sie schon beim Betreten unseres nicht gerade winzigen Wartezimmers, dass sich diese Abstandsforderung aufgrund zu vieler Anwesender nicht erfüllen lässt, so gehen Sie bitte sogleich wieder ins Freie und informieren uns - wenn nötig mit dem Handy - dass Sie da sind und draußen warten. Vor der Praxis ist ein großes Vordach, unter dem es sich auch bei Regen aushalten lässt.


-Pro Tier betritt bitte jeweils nur eine Person die Praxis! So sehr es uns sonst freut, wenn ein Besuch bei uns auch als Familienereignis gesehen wird: Unter den gegebenen Umständen geht das einfach nicht!


-Fühlen Sie sich nicht gesund, und sei es nur wegen eines Schnupfens, eines Durchfalls oder eines leichten Fiebers, betreten Sie das Wartezimmer bitte auf gar keinen Fall! Informieren Sie uns telefonisch. Wir arrangieren dann eine Übergabe Ihres Tieres an uns vor der Praxis im Freien.


-Direkt nach dem Betreten des Wartezimmers nützen Sie bitte den aufgestellten Desinfektionsmittelspender für Ihre Hände! Alternativ können Sie natürlich in der Kundentoilette gründlich (sehr gründlich!) Ihre Hände waschen.


-Nach unseren Informationen wurde SARS-COV2 mehrfach in Harn und Stuhl infizierter Personen nachgewiesen. Denken Sie bitte voraus und nützen Sie unsere Kundentoilette nur in wirklich dringenden Fällen!


-Berühren Sie in der Praxis möglichst wenige Kontaktflächen. Lehnen Sie nicht auf den Empfangstresen, lassen Sie sich von uns die Türen öffnen! Alle Gegenstände, die Sie im Rahmen Ihres Besuches zwangsläufig berühren müssen (Eingangstür, Toilettentür, Kugelschreiber, Klemmbrett, EC-Cash-Tastatur, etc.) werden von uns ständig nach einem festgelegten Plan desinfiziert.


-Bei Katzen und kleinen Heimtieren (Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Ratten, etc.), aber auch bei freundlichen und kooperativen Hunden, die wir schon lange kennen, wird die Vorgeschichte durch meine Mitarbeiterinnen im Wartezimmer erhoben. Dann wird das Tier ohne BesitzerIn in eines der Sprechzimmer gebracht, dort untersucht bzw. behandelt und Ihnen dann wieder zurückgegeben.


-Bei nicht kooperativen, sehr ängstlichen oder uns völlig fremden Hunden ist diese Vorgehensweise nicht oder nur schwer zu verwirklichen, so dass die Besitzerin / der Besitzer mit ins Sprechzimmer muss. Achten Sie aber auch dort auf die oben erwähnte Abstandsregel!


-Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass Tiere jeder Art im Rahmen von Untersuchung und Behandlung ausschließlich vom Praxispersonal gehalten werden! Bleiben Sie dabei ruhig im Sichtbereich Ihres Tieres, aber denken Sie dran: 1,5 Meter Mindestabstand zu uns!


-So sehr wir es sonst in unserem Kulturkreis gewöhnt sind: Das Händeschütteln zur Begrüßung und zum Abschied müssen wir uns wohl leider noch für einige Zeit konsequent verkneifen.


Das mag Ihnen jetzt alles ziemlich krass vorkommen, aber ungewöhnliche Zeiten erfordern eben außerordentliche Maßnahmen. Kontaktminimierung ist das wichtigste Element von Social Distancing, für das wir allesamt jetzt persönlich verantwortlich sind. Insgesamt halte ich angesichts dieser Schutzmaßnahmen einen Besuch in unserer Praxis für eine ganze Größenordnung weniger riskant als eine Einkaufstour im Supermarkt.


Wir sind - gerade, was das Abgeben Ihres geliebten Tieres in unsere Hände angeht - auf Ihr Vertrauen angewiesen, dass wir es auch in Ihrer Abwesenheit nicht anders behandeln als unsere eigenen Vierbeiner. Können Sie dieses Vertrauen uns gegenüber nicht aufbringen, müssen Sie auf den Besuch bei uns leider verzichten. Unter den aktuell gegebenen Umständen sind diese zu Ihrem und unserem Schutz getroffenen Maßnahmen leider nicht verhandelbar!


Wir haben es in der Tiermedizin zu einem sehr hohen Prozentsatz mit tatsächlich akut erkrankten Patienten zu tun, die auch wirklich unsere Hilfe benötigen. Tiere können nun mal im Gegensatz zu uns Menschen nicht simulieren und brauchen auch sicher keine Krankschreibung für den Freitag oder Montag. Wir sehen es deshalb als unsere Pflicht, auch in dieser Krisensituation für Sie und Ihre Tiere da zu sein. Es kann sich sicher jeder lebhaft vorstellen, zu welchen schrecklichen Dramen es kommen würde, wenn eine Mehrzahl der Tierarztpraxen durch auf Leichtsinn und Nachlässigkeit zurückzuführende Infektionsfälle zuschließen müsste.


Genau in diesem Zusammenhang ein Heads-Up, eine Art Vorabwarnung nicht nur für unsere Kunden, sondern für ALLE Tierbesitzer bundesweit:


Bisher haben meines Wissens alle Länder bzw. Bundesländer, die sich dem sogenannten Lock-Down, also der kompletten Ausgangssperre, nähern oder so etwas schon beschlossen haben, alle Tierarztpraxen vernünftigerweise als systemrelevant eingestuft. Nun ist mir aber über den tiermedizinischen Buschfunk zu Ohren gekommen, dass eine deutsche Großstadt tatsächlich dahingehend plant, die dortigen Praxen zu schließen und die Verantwortung für die Versorgung von tiermedizinischen Notfällen einer großen Praxis (die im Normalbetrieb gar keine durchgehende Dienstbereitschaft anbietet!) und einer sehr großen regionalen Tierklinik zuzuschieben.


Das wäre natürlich (sorry!) ein Hirnfurz ersten Ranges, ein echter epidemiologischer Rohrkrepierer. Es kann sich ja jeder, der noch halbwegs klaren Verstandes ist, ausmalen, was so ein Beschluss bedeuten würde, nämlich mit verzweifelten Tierbesitzern aus einem sehr weiten Umfeld völlig überfüllte Wartezimmer in den beiden noch geöffneten Einrichtungen, gnadenlos überlastetes Personal, das für effektiven Infektionsschutz einfach nicht mehr die nötige Zeit, Sorgfalt und Konzentration aufbringen kann, und damit logischerweise potentielle und von diesen Einrichtungen ausgehende Infektions-Cluster. In meinen Augen ein völlig indiskutables Konzept!


Corona-Krise hin oder her: Unsere Haustiere werden weiterhin in der gleichen Häufigkeit, die normalerweise von der Gesamtheit der Praxen und Kliniken gestemmt wird, erkranken. Es ist völlig illusorisch und epidemiologisch maximal kontraproduktiv, die Versorgung dieser Vielzahl von (auch schweren und schwersten) Krankheitsfällen bei Haustieren auf nur einige wenige Einrichtungen konzentrieren zu wollen.


Passen Sie als TierhalterInnen deshalb gut auf! Checken Sie Ihre Kommunikationskanäle! Seien Sie darauf vorbereitet, sich schnell und energisch auf die Hinterfüße zu stellen, sollten Ihnen solche lokalen Planungs-Alleingänge irgendwelcher falsch verdrahteter Entscheidungsträger zu Ohren kommen. ALLE Tierarztpraxen und Kliniken sind definitiv systemrelevant, wenn es zu keiner tiermedizinischen Versorgungskatastrophe kommen soll. Wir erinnern uns: Die tiermedizinische Notfallversorgung stand schon vor der Corona-Pandemie in ganz Deutschland auf sehr wackligen Füßen. Würden jetzt regional oder überregional eine Mehrzahl der Praxen und Kliniken zwangsweise geschlossen, würden auch sehr viele unserer Haustiere qualvoll an schweren Erkrankungen sterben, bevor ihnen geholfen werden kann. Das Infektionsschutzgesetz mag ja vieles rechtfertigen, was ansonsten absolut undenkbar wäre, aber nun wirklich nicht jeden Bullshit, den sich irgendein Scherzkeks hinter seinem Schreibtisch so einfallen lässt.


ALLE meine Kolleginnen und Kollegen fordere ich dementsprechend dringend auf, in ihren Praxen und Kliniken effektive Infektionsschutzmaßnahmen zu etablieren und einzuhalten, um den zuständigen Behörden keine Argumente für Praxisschließungen zu liefern!


Bleiben Sie gesund und uns gewogen, bis bald, Ihr


Ralph Rückert


 


© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm


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