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Eine Buchempfehlung: "Graue Schnauze, großes Herz: Vom Glück, einen alten Hund zu haben" von Sophie Strodtbeck und Michael Frey Dodillet

03.09.2024

Von Ralph Rückert, Tierarzt


Der Verlag und Herr Dodillet mögen mir verzeihen, wenn ich Sophie als Autorin zuerst erwähne. Das hat nichts mit "Ladies first" zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass ich mit Sophie befreundet bin. Wir Mediziner:innen sind ja darauf getrimmt, so einen "Conflict of interest" sogleich offen zu legen.


Für Ungeduldige mein Fazit gleich zu Anfang: Das Buch ist eine klare Empfehlung für alle Personen, die einen oder mehrere Hunde halten. Es behandelt ein Thema, eben das Altwerden, dem wir alle nicht entkommen können und mit dem man sich idealerweise mit etwas Vorlauf auseinandersetzen sollte. Meine eher schlichten Anforderungen an ein Buch werden alle erfüllt: Es liest sich sehr unterhaltsam, bringt einen häufig zum Lachen, nimmt aber auch emotional mit, und am Ende ist man auf jeden Fall schlauer und informierter als vorher. Perfekt!

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Auf Amazon wird in einzelnen Rezensionen - mit kritischem Unterton - angemerkt, dass sich das Buch wie eine WhatsApp-Unterhaltung lesen würde. Das ist tatsächlich der Fall, aber meiner Meinung nach überhaupt kein Problem, weil es nun mal eine absolut realistische Form des informellen Dialogs in der heutigen Zeit darstellt. Zwei Seelenverwandte, die zusammen drei Hunde in der letzten Lebensphase haben, spielen sich gegenseitig die Bälle zu und versuchen dabei, jeden Aspekt der letzten Monate, Wochen, Tage und Stunden in einem Hundeleben zu beleuchten.


Die in meinen Augen sehr große Gefahr, dabei in klebrige Rührseligkeit abzurutschen, umschiffen Sophie Strodtbeck und Michael Frey Dodillet durch die großzügige Verwendung von reichlich (Galgen-)Humor. Dass dieser Galgenhumor immer wieder auch ein Stück weit verzweifelte Züge annimmt, ist bei diesem Thema unvermeidlich.


Einen Punkt möchte ich aber noch anmerken, nicht als Kritik, sondern als eine Art Warnung an die Leserinnen und Leser des Buchs: Man kann bei der Schilderung dessen, was sowohl Sophie als auch Michael Frey Dodillet an Hingabe und Loyalität für ihre sich aus dem Leben verabschiedenden Hunde aufgebracht haben, durchaus in ungläubiger Bewunderung erstarren. Bei Sophie habe ich durch den persönlichen Zugang mitbekommen, dass die kurz aufeinander folgenden Abschiede von Piccolo und Meier sie an ihre persönliche Grenze bzw. sogar darüber hinaus gebracht haben. Wenn man sich für Wochen und Monate in einem emotionalen Ausnahmezustand befindet und keinen wirklich erholsamen Schlaf mehr bekommt, ist das sehr problematisch und geht an die Substanz. Ähnlich sicher die Situation bei Herrn Dodillet mit der Kombination einer pflegebedürftig werdenden Mutter und einem zunehmend dementen Hund, der keinen normalen Nachtschlaf mehr zugelassen hat.


Wie gesagt: Bewundernswert ist das auf jeden Fall. Mir wäre es nur ein Anliegen, dass es nicht zu einer Art allgemeingültiger Messlatte wird. Diese Art der Gestaltung des Lebensendes von Hunden ist nun mal nicht jeder und jedem von uns möglich, sei das durch emotionale Gründe oder völlig andere Lebensumstände bedingt. Man kann solche Lebensendphasen von Haustieren völlig rechtskonform und sowohl ethisch als auch tiermedizinisch gerechtfertigt früher beenden als es im Buch geschildert wird. Wie gesagt, das ist absolut keine Kritik, nur eine Anmerkung, die verhindern soll, dass sich Leute schlecht fühlen, wenn sie nicht so weit gehen wollen oder können wie Sophie oder Herr Dodillet.


Ansonsten: Kaufen Sie das Buch, lesen Sie es, verschenken Sie es! Wer einen Hund hält, braucht es!


Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr


Ralph Rückert