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Memo to all: Katzenzahnbehandlungen ohne Dentalröntgen sind tierschutzwidriger Pfusch, und zwar immer und grundsätzlich!

02.01.2022

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin


Mal wieder Zahn-Röntgenbilder, die zornig machen! Ein paar Monate zuvor hatte die Katze eine sicher sehr preisgünstige "professionelle" Zahnreinigung unter Narkose, bei der auch ein Zahn "gezogen" wurde. Genauer gesagt wurde der Zahn 408 nicht kunstgerecht extrahiert, sondern unter Zurücklassen der kompletten (und natürlich dauerhaft schmerzhaften) vorderen Zahnwurzel irgendwie rausgebrochen. Und es wurden an den anderen Unterkieferzähnen verheerende und ebenfalls extrem schmerzhafte Resorptivläsionen (RL oder FORL) ignoriert, unter denen die Katze eine sehr lange Zeit schwer zu leiden hatte.


So einen Stuss kann man natürlich nur abliefern, wenn kein dentales Röntgen zur Anwendung gebracht wird. Bei der immensen Quote (über 50 Prozent aller Tiere über 5 Jahren), mit der Katzen von Resorptivläsionen betroffen sind, ist jede Art von Zahnbehandlung bei der Katze ohne die Anfertigung dentaler Röntgenaufnahmen in unseren Augen sowohl tierschutzwidrig als auch kunstfehlerhaft.

Bild zur Neuigkeit

Diese Botschaft muss endlich mal ankommen, und zwar nicht nur bei unseren Kolleginnen und Kollegen, die nach wie vor an Katzenzähnen rumfuhrwerken, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, was sie da tun und anrichten, sondern auch bei den Besitzerinnen und Besitzern von Katzen, die im Netz und den sozialen Medien eifrig und vermeintlich ausgefuchst nach den billigsten Angeboten für Katzenzahnreinigungen suchen und tatsächlich meinen, sie hätten mit dem dann gebuchten 150-Euro-Bullshit (natürlich ohne Röntgen!) ihrer Katze etwas Gutes getan. Genau das Gegenteil ist der Fall: Die Katze wurde ohne jeden Sinn und Zweck in Narkose gelegt und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit genau den gleichen oder - wie in diesem Fall - gar noch schlimmeren Zahnschmerzen als zuvor wieder aufgewacht!


Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn Sie als Katzenbesitzer:in sich nicht vorher davon überzeugt haben, dass die gewählte Praxis über die technischen Voraussetzungen für Dentalröntgen verfügt, und Ihnen nicht nach der Behandlung ein Satz von mindestens sechs Zahnröntgenaufnahmen (sogenanntes Full-Mouth-Röntgen) präsentiert werden kann, haben Sie im Sinne Ihrer Katze einfach einen schweren Fehler gemacht und die investierte Summe sozusagen im Aschenbecher verbrannt.


Damit wir uns richtig verstehen: Es geht uns um die Katzen und die furchtbare Quälerei, die Resorptivläsionen für diese Spezies bedeuten! Deshalb verurteilen wir es ganz klar, wenn Kolleginnen und Kollegen, denen die eher moderate Investition in die entsprechende technische Ausstattung aus welchen Gründen auch immer nicht zuzumuten ist, wider besseres Wissen Katzenzahnbehandlungen ohne dentales Röntgen durchführen, also im Prinzip nichts als Pfusch produzieren, um Katzenbesitzer:innen mit Sparfuchsambitionen zu Gefallen zu sein. Wir können Ihnen, den Katzenhalter:innen, aber leider nicht den Gedanken ersparen, dass auch Sie eine gewisse Bringschuld haben, was Basisinformationen zu häufigen Krankheitsrisiken Ihrer Tiere angeht. Wenn jemand Katzen hält, den Begriff FORL aber noch nie gehört hat, stimmt was nicht! Googeln Sie den Begriff doch mal, bitte! An Aufklärung fehlt es bezüglich dieses für die Tiere extrem qualvollen Krankheitsbildes nun wirklich nicht! Es liegt also durchaus auch an Ihnen, in welche Hände Sie als mündige Kunden Zahnbehandlungen bei Ihrer Katze legen.


Wir bitten ja eher selten ausdrücklich um das Teilen unserer Artikel, aber genau dieses für Katzen sehr problematische Thema ist nach unserem Eindruck einfach noch nicht genug Tierbesitzer:innen bewusst, weshalb wir uns freuen würden, wenn Sie den kurzen Text fleißig weiterverbreiten.


Links:


FORL - Die Geißel der Katze


Ein echtes Groschengrab: Die Katze mit FORL


Bleiben sie uns gewogen, bis bald,


Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick


 


© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm


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