Von Ralph Rückert, Tierarzt
Eine Nachricht über den Messenger:
"Hallo Herr Rückert, ich bin ein sehr großer Fan von Ihnen und wenn Sie in meiner Nähe wären, wären Sie der Tierarzt meines Vertrauens. Im Moment frage ich mich, wie ich es mir überhaupt noch leisten kann, Tiere zu halten, obwohl wir bestimmt zu den Besserverdienenden gehören. Unser kleiner Zoo umfasst ein Pferd, zwei Pudel, zwei Kaninchen und eine Schildkröte. In diesem Jahr haben wir bereits weit über 10 000€ Tierarztkosten. Pferd in der Klinik in Gießen mit OP ( OP Versicherung hat nicht gezahlt), Zahn Op beim Kaninchen von 1400€ und diese Woche noch eine Kolik mitten in der Nacht in Höhe von 1104€. Granne im Ohr beim Pudel. Haarband gefressen usw. Wir sind dieses Jahr echt am Limit, und ich möchte gar nicht wissen, wie es sich anfühlen muss, wenn man nichts tun kann, nicht helfen kann, weil man es sich einfach nicht mehr leisten kann. Meine Eltern meinten, als die Kolik beim Kaninchen war, ich hätte mich auch ins Bett legen können und am nächsten Morgen hätte sich "die Sache" erledigt gehabt. Aber was wäre ich für ein Mensch, wenn ich das getan hätte, ich könnte das nicht, und wenn ich das getan hätte oder tun müssen, weil ich es mir nicht hätte leisten können, dann hätte mich das für immer verfolgt. Ich kann natürlich verstehen, dass alles seinen Preis hat, aber wo soll das alles noch hinführen? Wer kann sich denn überhaupt noch leisten, Tiere zu halten und sie falls nötig entsprechend ärztlich versorgen zu lassen? Ich würde mich über eine Antwort von Ihnen sehr freuen!"
Also, die Leserin fragt: "Wer kann sich denn überhaupt noch leisten, Tiere zu halten und sie falls nötig entsprechend ärztlich versorgen zu lassen?". Ich würde diese Frage in diesem speziellen Fall eigentlich umformulieren wollen in "Wer kann sich denn überhaupt noch leisten, SO VIELE Tiere zu halten, speziell Tierarten wie Pferd und Kaninchen, die in der Tiermedizin bekannt und berüchtigt dafür sind, ein enormes Kostenrisiko mit sich zu bringen?".
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vor ein paar Tagen wurde von der Tierrechtsorganisation Aninova ein neuer Schlachthofskandal öffentlich gemacht. Videoaufnahmen aus dem Schlachthof Elsfleth bei Oldenburg (Niedersachsen) zeigen einem Kurzgutachten der "Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V." zufolge absolut unhaltbare Zustände in allen Bereichen. Der Schlachthof wurde inzwischen geschlossen.
Viel besser als das nachträgliche Schließen eines Betriebes, der - nach dem Videomaterial zu schließen - wohl schon lange und gewohnheitsmäßig gegen alle möglichen Regelungen verstoßen hat, wären natürlich wirklich funktionierende Kontrollmechanismen, die zuverlässig verhindern würden, dass solche Zustände überhaupt entstehen können. Dass wir derartige Kontrollmechanismen schlicht nicht haben (oder nicht haben wollen?), kann man aus der reinen Zahl von Schlachtbetrieben ersehen, in denen Tierrechtsorganisationen immer wieder schlimme bis grauenhafte Zustände aufdecken. Man kann also mit Fug und Recht von einem kompletten Systemversagen reden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Beispielhafte Zitate:
-Das Übliche, das man in den sozialen Medien immer dann zu lesen bekommt, wenn eine Kollegin / ein Kollege auf irgendeine Weise nicht die Erwartungen erfüllt hat:
"Auch Tierärzte gaben einen Eid ab... Dieser Tierarzt hat völlig versagt" (Quelle: Eine Katzen-Gruppe auf Facebook)
-So infam wie falsch, speziell wenn es von einer Organisation kommt, die es wirklich besser wissen müsste:
"Bei Ärzten für Menschen gibt es den hippokratischen Eid. Bei Tieren ist man davon weit entfernt. Tierärzte sind all zu oft willige Handlanger der Tierquälerei." (Quelle: Die Homepage der „Soko Tierschutz“)
Um es für eilige Leserinnen und Leser gleich vorwegzunehmen: Das stimmt einfach nicht und ist nicht mehr als ein extrem hartnäckiges Gerücht! Wie ich in anderen Artikeln schon mehrfach erläutert habe: Weder in der Tiermedizin noch in der Humanmedizin wird im Rahmen der Berufszulassung (Approbation) irgendein rechtsverbindlicher Eid geleistet! Oder um es mal anders und ein bisschen drastischer auszudrücken: Wir Mediziner:innen, ob nun für Tiere oder für Menschen, sind durch keinen Eid verpflichtet, Sachen zu machen, die irgendjemand nach irgendwelchen nebulösen Vorstellungen für unsere Pflicht hält!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In vielerlei Hinsicht ist das, was wir in der modernen Kleintiermedizin machen, keinen Deut anders als in der Humanmedizin. Zum Beispiel habe ich für meine Hüft-TEP pfeilgrad die gleiche Narkose bekommen, die ich einem Hund für einen größeren Eingriff auch verpasst hätte. Ein krasser Unterschied ist und bleibt aber die Vorgehensweise bezüglich der postoperativen Nachsorge. In der Tiermedizin werden sehr viele Eingriffe, die in der Humanmedizin einige Tage stationären Aufenthalt nach sich ziehen, ambulant durchgeführt, sprich der Patient wird selbst nach ziemlich schweren Operationen gleich am OP-Tag, häufig sogar innerhalb von Stunden, in die häusliche Pflege entlassen.
Nehmen wir als Beispiel eine Splenektomie (Entfernung der Milz): Ein splenektomierter Hund wird bei uns ein bis zwei Stunden nach dem Aufwachen entlassen. Er verlässt die Praxis auf den eigenen vier Füßen also zu einem Zeitpunkt, wo man als Mensch nach dem gleichen Eingriff - noch voll auf Droge - gerade vom Aufwachraum zurück auf Station gerollt wird. Die Dauer des stationären Aufenthalts nach einer Splenektomie beläuft sich meines Wissens in der Humanmedizin auf mindestens drei bis fünf Tage. Daran wird sich auch trotz aller Bemühungen, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen, nicht viel ändern lassen. Diese Tage werden genützt, um durch engmaschige Kontrollen bestimmter Parameter das Wohlbefinden des Patienten sicher zu stellen und etwaige Komplikationen frühzeitig zu entdecken.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vergangene Woche habe ich meine Hüftgelenkprothese (TEP, künstliches Hüftgelenk) eingebaut bekommen. Für die Durchführung des Eingriffs habe ich mich vertrauensvoll in die routinierten Hände von Prof. Dr. Johannes Beckmann und seinem Team im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München begeben. Obwohl ich ein paar Tage nach der Operation noch lange nicht aus dem Zeitfenster für etwaige Komplikationen raus bin, so bin ich doch sehr erfreut und zufrieden, wie schnell man nach einem solchen doch recht heftigen Eingriff wieder auf die Füße kommt.
Für einen Gelenkersatz wählt man normalerweise eine Klinik, in der sehr viele dieser Eingriffe durchgeführt werden, denn die Erfolgsraten der Einrichtung stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit den Fallzahlen. Da will man also tatsächlich mal das, was man sonst in der Medizin eher nicht sucht, nämlich eine zertifizierte "Endoprothesen-Fabrik", wo man als Patient durchläuft wie am Fließband und nach hoffentlich sehr kurzem Aufenthalt mit seinem neuen Robocop-Gelenk wieder ausgespuckt wird. Bei den Barmherzigen Brüdern bleibt man nach einer Hüft-TEP in der Regel nur drei Tage stationär und man spürt halt wirklich an allen Ecken und Enden das aus gewaltigen Fallzahlen gewachsene Selbstbewusstsein eines hochgradig spezialisierten Teams.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich schrieb ein amerikanischer Blogger, der sich regelmäßig zum Thema Hunde äußert, im Rahmen eines längeren und gegen Tierärztinnen und Tierärzte gerichteten Textes:
"Why do human doctors and anesthesiologists typically shy away from knocking out a perfectly healthy adult with no heart, blood pressure, liver, or breathing issues? Simple: Full knock-out anesthesia is very dangerous. And yet veterinarians think nothing of doing it to a 15-pound dog for simple teeth cleaning. Why? Simple: There are "pearly white profits" in teeth cleaning and little or no liability if things go wrong. Never mind (…) that dental scaling has not been shown to be of any use even on human patients."
Um das ganz frei zu übersetzen: Er fragt, warum Humanmediziner davor zurückschrecken, einen perfekt gesunden Erwachsenen ohne jegliche Probleme bezüglich Herz, Blutdruck, Leber oder Lunge in Narkose zu versetzen, und gibt gleich selbst die Antwort: Einfach, weil Vollnarkosen sehr gefährlich wären! Trotzdem würden wir Tierärzt:innen uns nichts dabei denken, einen 7-kg-Hund (keine Ahnung, was das Gewicht damit zu tun hat) für eine einfache Zahnreinigung in Narkose zu legen. Er fragt warum und gibt wieder selbst die seiner Meinung nach einfache Antwort, nämlich dass die Prozedur einen guten Gewinn einbringen würde, bei wenig oder keiner Haftbarkeit im Fall eines unguten Verlaufs, und es uns außerdem völlig egal wäre, dass der medizinische Nutzen einer professionellen Zahnreinigung nicht mal für Menschen nachgewiesen sei.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Das Karussell des Ausverkaufs der deutschen Tiermedizin an Kapitalbeteiligungsgesellschaften (Private Equity) dreht sich immer weiter, mal schneller, mal langsamer, in dem Fall, um den es mir hier in diesem Artikel geht, allerdings ganz ohne Musik und bunte Beleuchtung, also für Sie als Kundinnen und Kunden nur sehr schwer oder gar nicht erkennbar.
Der Stammleserschaft meines Blogs dürfte die Vorgeschichte bekannt sein: Vor nun fast 10 Jahren haben sich mit Anicura und Evidensia aus Skandinavien stammende und durch Private-Equity-Gesellschaften finanzierte Tierklinik- und Praxisketten auf Deutschland auszuweiten begonnen. Ca. fünf Jahre später wurde bekannt, dass sich der amerikanische Firmengigant Mars Anicura geschnappt hat und Evidensia größtenteils von Nestlé kontrolliert wird. Seitdem zeichnet sich - zumindest von außen gesehen – ein immer klareres Muster ab: Unternehmungslustige Leute gründen Klinik- oder Praxisketten und sammeln dann mit von Beteiligungsgesellschaften zur Verfügung gestelltem Kapital so schnell wie möglich Standorte ein. Gelingt es ihnen, eine gewisse Größe zu erreichen, taucht ein noch größerer Fisch auf, der sich das Ganze einverleibt, was für die Gründer bzw. bisherigen Kapitalgeber einen sehr warmen Regen, also einen wirklich schönen Profit bedeutet.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich habe ja schon in mehreren Artikeln erläutert, dass die Tiermedizin ein akutes Nachfolgeproblem hat. Selbst sehr erfolgreiche und rund laufende Praxen finden keine Nachfolger:innen und werden deshalb am Ende entweder ersatzlos geschlossen oder an eine der in Deutschland agierenden Praxis- und Klinik-Ketten verkauft. In den nächsten Jahren wird die Zahl an tiermedizinischen Standorten deshalb deutlich abnehmen. Von dem zuvor üblichen Luxus mit einer Tierarztpraxis an jeder Ecke werden sich die deutschen Tierbesitzer:innen wohl auf lange Zeit verabschieden müssen.
Das ist der nüchterne und objektive Blickwinkel. Nähert man sich als Praxisinhaber aber dem Punkt im Leben, wo man über das Aufhören nachzudenken beginnt, sieht man das deutlich subjektiver, denn dann bereitet einem der Gedanke, seine langjährigen Patienten und die Praxismitarbeiterinnen - das Dream Team - am Ende durch eine Praxisschließung einfach im Regen stehen lassen zu müssen, viele schlaflose Nächte. Ebenso belastend ist die Vorstellung, das so mühsam aufgebaute Lebenswerk inklusive des loyalen Teams und der Kundinnen und Kunden mangels Alternativen einer fremdkapitalgesteuerten Kette in den Rachen werfen zu sollen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es ist fachlich völlig unbestritten, dass Zähneputzen eine ganz, ganz wichtige Sache ist, sowohl für uns Menschen als auch für unsere Hunde und (wo immer möglich) selbst für Katzen. Wer uns als Real-Life-Kunde kennt, weiß aus eigener Erfahrung, dass wir gewohnheitsmäßig darauf drängen, dass den Tieren diese Prozedur schon früh im Leben beigebracht wird. Zähneputzen sorgt dafür, dass der Zustand der Zähne und des Zahnhalteapparats IMMER durchschnittlich besser ist als der von Tieren, die nicht in den Genuss dieser Maßnahme kommen. Darüber hinaus zahlt sich konsequentes Zähneputzen auch für die Besitzer:innen aus, denn bei den heutigen Preisen für professionelle Zahnreinigungen, Parodontalbehandlungen und allfällige Zahnextraktionen kann man bei entsprechender Konsequenz durchaus sehr hohe Geldbeträge sparen.
Nichtsdestotrotz hat natürlich (wieder wie bei uns Menschen selbst) die häusliche Zahnpflege ihre Grenzen, die einem auch bewusst sein sollten, wenn man keine zahnmedizinischen Katastrophen anrichten will. Erstens: Man kommt an bestimmte und leider auch funktionell sehr wichtige Zähne nur sehr schlecht ran. Zweitens: Der schon erwähnte hohe Preis tierzahnmedizinischer Eingriffe bringt Firmen, die sich um die vom Tisch der Tiermedizin fallenden Brosamen balgen, dazu, bestimmte Produkte über unseriöse Werbeversprechen als Alternative zur korrekten zahnmedizinischen Versorgung der Tiere unters Volk zu bringen, und leider fallen trotz aller unserer Aufklärungsbemühungen immer wieder Leute auf diese Masche rein.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Verlag und Herr Dodillet mögen mir verzeihen, wenn ich Sophie als Autorin zuerst erwähne. Das hat nichts mit "Ladies first" zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass ich mit Sophie befreundet bin. Wir Mediziner:innen sind ja darauf getrimmt, so einen "Conflict of interest" sogleich offen zu legen.
Für Ungeduldige mein Fazit gleich zu Anfang: Das Buch ist eine klare Empfehlung für alle Personen, die einen oder mehrere Hunde halten. Es behandelt ein Thema, eben das Altwerden, dem wir alle nicht entkommen können und mit dem man sich idealerweise mit etwas Vorlauf auseinandersetzen sollte. Meine eher schlichten Anforderungen an ein Buch werden alle erfüllt: Es liest sich sehr unterhaltsam, bringt einen häufig zum Lachen, nimmt aber auch emotional mit, und am Ende ist man auf jeden Fall schlauer und informierter als vorher. Perfekt!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich hat Perdita Lübbe-Scheuermann (nebenbei bemerkt und um ein bisschen die Werbetrommel zu rühren: Die Autorin des sehr bemerkens- und empfehlenswerten Kinderbuchs "Pfotenteam: Hund kinderleicht erklärt") in einem Posting obigen Leitsatz erwähnt und geschrieben, dass sie ihn eigentlich nicht so gerne hört. Ich habe dieses Posting in dem Sinne kommentiert, dass ich das aus meiner Sicht als Tierarzt für einen sehr sinnvollen Ratschlag halte, möchte dies aber hier im Blog nochmal genauer ausführen.
Ganz allgemein und vielleicht etwas provokativ: Viele Leute haben zu große Hunde! Dabei geht es mir weniger um den Alltag der Hundehaltung, wenn man sich auch diesbezüglich oft fragt, wie zum Beispiel eine 55 kg schwere Frau mit über 60 Jahren zwei Ridgeback-Rüden kontrollieren will, wenn es mal Ärger gibt. Nein, Thema dieses Artikels soll im Sinne der Überschrift sein, dass ein für die körperlichen Fähigkeiten von Besitzerinnen und Besitzern zu großer Hund bei einem medizinischen Notfall ein echtes Problem darstellen kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Werbung ist unbestreitbar notwendig, denn: Wer nicht wirbt, der stirbt! Richtig ist aber auch, dass es solche und solche Werbung gibt. Die eine Sorte überhöht die an sich tatsächlich guten Eigenschaften eines Produkts und macht es dadurch begehrenswerter. Ein Beispiel dafür wären die eigentlich immer zu niedrig angegebenen Verbrauchszahlenangaben bei ansonsten ordentlich gebauten Autos. Sowas ist nicht wirklich korrekt, aber man kann ganz gut damit leben.
Die andere Sorte von Werbung aber versucht Ihnen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern, Geld aus der Tasche zu ziehen, indem völlig nutz- und funktionslose Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren als einzigartig und konkurrenzlos dargestellt werden. Fallen Sie drauf rein, bekommen Sie für Ihr Geld genau gar nix. Sie werden also faktisch betrogen. Es werden Hoffnungen und Erwartungen geweckt, die die beworbene Sache nie und nimmer erfüllen kann. Und natürlich gibt es Nepper, Schlepper und Bauernfänger, die mit solchen Methoden arbeiten, auch in der (Tier)Medizin und in ihrer Peripherie. Wer was anderes glaubt, ist leider naiv! Aber wie erkennt man solches Bullshit-Marketing?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Diese Frage (siehe Bild) hat Clinician’s Brief, eine im englischen Sprachraum sehr bekannte tiermedizinische Fachseite, neulich ihren Leserinnen und Lesern gestellt und viele Antworten bekommen. So gut wie alle Kommentare bestätigen, dass solche Bitten bzw. Aufforderungen bezüglich einer Abänderung der Krankenakte eines Tieres zum Zwecke der Täuschung einer Tierkrankenversicherung ziemlich häufig vorkommen. Ich nehme mal an (ohne es belegen zu können), dass die Zahl solcher Vorkommnisse direkt proportional zum Anteil krankenversicherter Tiere in der jeweiligen Praxis oder Klinik sein dürfte.
Auch wir erleben das nicht selten. Die Tierbesitzer:innen, die mit solchen Ansinnen an uns herantreten, würde ich grob in drei Kategorien einteilen: Da gibt es die, die halt mal nachfragen, durchaus auch auf den Rat von Versicherungsvertretern oder -maklern, dann die, die es für eine Selbstverständlichkeit halten ("Ich Kunde, ich König!"), dass man so "eine Kleinigkeit" für sie erledigt, und zuletzt die, die da - zu unserer Verblüffung und in völliger Verkennung der Tatsachen - sehr massiv werden und nicht mal vor versuchter Nötigung und Erpressung zurückschrecken.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am Mittwoch, den 8. Mai 2024, trafen die Firma Animagus GmbH aus Leipzig (Marke "Tierliebhaber"), vertreten von der Geschäftsführerin Frau Katharina Smakman, und meine Wenigkeit als Tierarzt und Blogger zu einer von mir mit Spannung erwarteten Verhandlung vor dem Handelsgericht in Ulm aufeinander. Was war passiert?
Im Februar hatte ich einen Blogartikel verfasst, mit harter und unmissverständlich formulierter Kritik an einem Werbevideo für das "Dentalspray" der Firma. Die in dem Video gemachten Aussagen und Versprechungen waren in meinen Augen dazu geeignet, durch Zahnerkrankungen verursachtes Leid bei Katzen und Hunden zu verlängern und zu verschlimmern. Die Kernaussage des (inzwischen nicht mehr im Netz zu findenden) Videoclips war die, dass man durch die Anwendung des Dentalsprays einen vom Tierarzt empfohlenen Eingriff unter Narkose vermeiden könnte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Diese Nachricht bzw. Anregung haben wir per PN erhalten:
"Liebes Tierärzte Team, zuerst einmal ein großes Dankeschön, dass Sie regelmäßig Ihr Fachwissen auf informative, sachliche und verständliche Weise mit Ihren Followern teilen! Ich bin seit Jahren eine treue Leserin Ihrer Artikel. Als jahrzehntelange Hundebesitzerin, die selbst drei Tierärztinnen zu ihrem Freundeskreis zählt, bin ich nun auf ein Thema gestoßen, das mich etwas verwirrt zurücklässt und wollte fragen, ob sie es vielleicht einmal bearbeiten und für Aufklärung sorgen könnten: Prophylaxe von "Mittelmeerkrankheiten". Ich war gerade mit meinen beiden Hunden auf einwöchigem Urlaub in Italien und bin trotz Gesprächen mit meinen Tierarztfreundinnen und umfangreicher Internetrecherche nicht sicher, ob ich meine Hunde richtig schütze. Ich habe Scalibor Halsbänder verwendet und nach dem Urlaub vorerst 1 x mit Milbemax behandelt, um einem Herzwurmbefall vorzubeugen. Aber alleine hier scheiden sich die Geister: von Milbemax vorher oder nicht und Milbemax gleich bei der Rückkehr, eine Woche bis zu drei Wochen danach habe ich jetzt alles gehört und gelesen. Ich bin verwirrt. Möchte meine Hunde aber vor Krankheiten bewahren. Ich glaube auch, dass viele Hundebesitzer sich darüber gar keine Gedanken machen und Tierärzte aktiv wenig aufklären. Und wenn, dann so unterschiedlich, dass man sich nicht einmal als wirklich interessierter Tierbesitzer auskennt. ?? Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich des Themas - gerade jetzt vor der Urlaubszeit - annehmen würden und erklären, wie man sich bei kürzeren und längeren Aufenthalten in den vielen betroffenen Ländern richtig verhält."
Dieser Anregung komme ich gerne nach! Dafür muss ich aber das Rad nicht neu erfinden und nutze wieder mal die Gelegenheit, auf die ausgezeichneten Ressourcen hinzuweisen, die ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) bezüglich dieser und anderer parasitologischer Fragestellungen zur Verfügung stellt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wie immer um diese Jahreszeit wird es nun schnell sommerlich warm werden. Damit wird es auch unweigerlich wieder zu Hitzeschäden bei Hunden kommen, meist natürlich deshalb, weil sie versehentlich oder in Verkennung der Risiken im Auto zurückgelassen werden, aber auch durch Überlastung.
Viele Hundebesitzer sind wahrscheinlich der Meinung, dass ein Hund, der einen Hitzschlag erlitten hat, nach der noch vor Ort durchgeführten notfallmäßigen Kühlung gerettet und aus dem Schneider wäre. Dem ist nicht so, denn das dicke Ende kommt leider mehr als häufig nach.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es ist vertrackt: Einerseits propagieren wir, die praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte, Tierkrankenversicherungen als Absicherung gegen die immer weiter steigenden tiermedizinischen Behandlungsgebühren.
Andererseits weigern sich viele Praxen und Kliniken, direkt mit den Versicherungsgesellschaften abzurechnen, so dass die Tierbesitzer:innen - vergleichbar mit dem Privatpatientensystem in der Humanmedizin - erstmal in Vorleistung gehen müssen, was natürlich bei hohen Rechnungen ganz schön an die Substanz gehen kann.
Ab August dieses Jahres haben wir wieder einen Ausbildungsplatz zur Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA) (w/m/d) anzubieten!
Wir sind eine fachlich breit aufgestellte Haustierarztpraxis mit moderner Ausstattung, in der neben mir zwei Tierärztinnen, meine Frau als Praxismanagerin und bisher fünf Tiermedizinische Fachangestellte und zwei Auszubildende zur Tiermedizinischen Fachangestellten arbeiten. Einen optischen Eindruck von uns und unserer Praxis kann man sich ja schnell und einfach auf unserer Homepage verschaffen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich wurde uns ein Kater vorgestellt, der andernorts mit einer schweren und augenlichtbedrohenden Uveitis (Entzündung der Uvea, der Augenhaut) diagnostiziert worden war. Die vorbehandelnde Praxis hatte Augentropfen verschrieben, auf den beiliegenden Eingabeanweisungen war angekreuzt: Morgens, mittags, abends, also dreimal täglich.
Nach unserer Erfahrung fragt man da besser ausdrücklich nach, wann die Besitzer:innen des betreffenden Tieres das Medikament ganz genau verabreichen. In diesem Fall war es mehr oder weniger so, wie vorauseilend pessimistisch erwartet: Erste Gabe der Augentropfen um 5.30 Uhr, zweite Gabe um 11 Uhr und dann nochmal um 18 Uhr. Das ist zwar "dreimal täglich", es ist auch "morgens, mittags, abends", und trotzdem ist es leider nicht korrekt!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Mein Artikel "Das Kaninchen: Ein schwieriges Haustier" ist schon viele Jahre alt und begann mit den Sätzen:
"Kaninchen sind flauschig und süß, sie lassen Kinderherzen höher schlagen. Und da sie in den Zoomärkten für sehr wenig Geld zu haben sind, lassen sich Eltern gern mal breitschlagen. Spontan und ohne sich vorab zu informieren wird so eine kleine Fellkugel gekauft, denn jeder weiß: Kaninchen sind anspruchslose und einfach zu haltende Haustiere. Nur: Das stimmt leider nicht! Ich halte das Kaninchen für eines der schwierigsten Haustiere überhaupt. Mir fällt kein anderes populäres Haustier ein, das so häufig unter falschen Haltungsbedingungen und den daraus resultierenden Folgen zu leiden hätte."
In dem knappen Jahrzehnt seit diesen Worten haben wir bezüglich unseres Wissens über Kaninchen enorme Fortschritte erzielt, und zwar sowohl was die Haltung und Ernährung dieser Tierart als auch die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten ihrer wichtigsten bzw. häufigsten Erkrankungen angeht. Alles gut also? Hat sich die Situation der als Haustier, als "Pet" gehaltenen Kaninchen dadurch verbessert?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Tod ist groß, am Ende sind wir alle die Seinen, Mensch und Tier gleichermaßen, nur dass unsere vierbeinigen Gefährten natürlich eine deutlich kürzere Lebensspanne haben als wir. Diesbezüglich liegen für Gewohnheits-Tierhalter wie uns Freud und Leid eng beisammen. Einerseits müssen wir es in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mühsam verkraften, dass unsere geliebten Freunde von uns gehen, andererseits können wir so im Laufe unseres Lebens so einige Hunde und Katzen als Begleiter haben und dadurch unsere Chancen erhöhen, ein- oder gar mehrmals auf die ganz besonderen Tiere, die sogenannten Seelenhunde und -katzen zu stoßen.
Es kommt aber im Lauf der Zeit unweigerlich ein Moment, der - ganz individuell - irgendwas zwischen fatalistisch akzeptiert bis hin zu eisig bestürzend empfunden wird, ein Moment, in dem man seinem Hund, seiner Katze in die Augen schaut und sich nicht nur rein theoretisch, sondern ganz praktisch darüber klar werden muss, dass eigentlich nur noch das Schicksal darüber entscheidet, wer hier wen überleben wird, mit anderen Worten, dass man da gerade mit sehr hoher Sicherheit seinen letzten Hund, seine letzte Katze streichelt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Posting aus einer recht mitgliederstarken Hundegruppe auf Facebook:
"Euthanasie! Letzte Woche war es so weit und meine 14-jährige Hündin trat ihre letzte Reise an. Alles lief perfekt und es hätte nicht besser sein können. Ich war erstaunt, was sich in den letzten 14 Jahren da alles so verändert hat. Die Euthanasie erfolgt fast ausschließlich nur noch zu Hause, mein Rüde und die Familie waren alle dabei. T61 und Eutha77 wird fast gar nicht mehr angewandt und auch keine Spritze mehr ins Herz, sondern i.v. Was auch wirklich Zeit war, sich von diesen Mitteln zu verabschieden. Es geht wesentlich humaner und sanfter und auch ins Herz würde ich niemals mehr euthanasieren lassen, wenn man sieht, dass es i.v. auch anders und viel schöner geht. Wir haben sie mit einem sehr guten Gefühl gehen lassen und das Glück über ihre Erlösung war größer als unsere Trauer. So soll es sein. Wie sind eure Erfahrungen mit der Euthanasie in den letzten Jahren?"
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die erste Reaktion, die mir zu diesem T-Shirt-Aufdruck des (in meinen Augen extrem unkomischen und eher peinlichen) Komikers einfällt: So what? Wer will das wissen? Ich habe sogar einen Hochschulabschluss und bemühe mich trotzdem um gendergerechte Sprache. Wenn Sie nicht mögen, Herr Barth, dann lassen Sie es doch einfach! Zwingt Sie doch keiner!
Dieses krampfhaft wirkende Mitteilungsbedürfnis scheint aber ein wichtiges Kennzeichen bestimmter Kreise zu sein. Bei Barth kann ich das unter Marketing-Gesichtspunkten noch ganz gut nachvollziehen. Immerhin bedient er mit seinen Programmen in erster Linie Leute, denen gute Stand-Up-Comedy schnell mal zu komplex werden kann. Da muss man zwangsläufig mit simplen Statements arbeiten, die man für eindeutig mainstreamtauglich im bespielten Milieu hält.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Gudrun Brentgens, Tierärztin in Jülich
"Zahnstein wegmachen", eine der meist diskutierten tiermedizinischen Leistungen! Bei diesen Diskussionen geht es natürlich weniger darum, was da genau gemacht wird, als vielmehr um den Preis. Häufig sind dabei gerade diejenigen besonders stolz, die für "Zahnstein wegmachen" möglichst wenig bezahlt haben. Als Profi hat man mit diesen Leuten immer ein bisschen Mitleid, weil sie einem vorkommen wie jemand, die/der mit einer Fake-Rolex aus Hongkong zurück kommt und ganz begeistert dieses vermeintliche Super-Schnäppchen rumzeigt, während sich alle anderen, die sich mit dem Thema auskennen, insgeheim einen Ast lachen.
Ich denke, wir müssen uns mal damit beschäftigen und definieren, um was es eigentlich geht, und auch die Gelegenheit ergreifen, einen arg fachchinesischen Begriff ins Spiel zu bringen: COHAT, eine Abkürzung für "Comprehensive Oral Health Assessment and Treatment, (Umfassende Beurteilung und Behandlung der Mundhöhlengesundheit)".
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Den Stammleserinnen und -lesern unseres Blogs und unserer Social-Media-Seiten wird es schon aufgefallen sein: Wir haben dieses Mal meinen seit Jahren immer wieder neu aufgelegten Silvester-Artikel nicht veröffentlicht! Das liegt daran, dass wir einerseits gerade intensiv mit einem anderen Thema (dem Fazit nach einem Jahr neue Gebührenordnung) beschäftigt waren, und sich andererseits seit dem letzten Jahr eigentlich nichts geändert hat, mithin der Artikel aus dem Dezember 2022 (Link unten) einfach so stehen bleiben kann. Eine kleine Einschränkung: Das für Silvesterpanik bei Hunden zugelassene First-Line-Medikament Sileo ist dieses Jahr nur sehr schlecht erhältlich.
Darüber hinaus bin ich es ein Stück weit leid, dass mein Artikel, der so umfassend wie möglich ALLE kurzfristigen Interventionsmöglichkeiten bei silvesterpanischen Hunden darstellt, immer nur auf den ganz am Ende erwähnten Eierlikör reduziert wird. Was dieses spezielle Thema angeht, braucht es den Artikel selbst inzwischen gar nicht mehr, um lebhafte Netz-Diskussionen auszulösen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
So, der dritte und letzte Teil der Mini-Serie, bringen wir es endlich hinter uns! Das Thema macht keine Freude, weder Ihnen als Tierbesitzer:innen und Leser:innen, noch mir selber. Dafür gibt es viel zu viele Leute, die nach dem Motto "Kill the Messenger" unterwegs sind. Ohne die unselige FN-Kampagne hätte ich auch sicher nur das Fazit für die Kleintierpraxis (Teil 1) geschrieben. Es geht in den drei Artikeln nicht - wie manche Wut-Kommentar-Verfasser:innen unterstellt haben - um eine "Rechtfertigung", nein, ich versuche nur, Ihnen Zusammenhänge zu verdeutlichen, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen! Ein ganzer Berufsstand, der diese lange überfällige Neufassung nun mal dringend gebraucht hat, muss sich eigentlich nicht wirklich rechtfertigen.
Ich habe aber in der Überschrift "nostra culpa", unsere Schuld, geschrieben. Ja, ich will mich nicht wegducken, wir sind tatsächlich mitverantwortlich gewesen für die Situation, die die Novellierung am Ende zur dringenden Notwendigkeit hat werden lassen. Viele von uns sind – das ist ein klarer Mangel unserer rein medizinischen Ausbildung – betriebswirtschaftliche Flaschen erster Ordnung. Und wir leiden weit verbreitet unter einem Syndrom, das wir berufsintern halb spöttisch, halb verzweifelt als "Morbus Vet" bezeichnen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Etwas mehr als ein Jahr ist die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte nun in Kraft. Nach dem wichtige grundsätzliche Fakten vermittelnden Fazit für die Kleintierpraxis letzte Woche wollen wir uns im zweiten Teil dieser Mini-Serie mit der aktuellen konzertierten, gegen die neue Gebührenordnung und uns Tiermediziner:innen gerichteten Aktion der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, allgemein kurz als FN (Fédération Équestre Nationale) bezeichnet, beschäftigen. Konzertierte Aktion deshalb, weil die FN einerseits Ende November unter eigenem Namen eine Unterschriftenaktion mit der Bezeichnung "GOT – So nicht!" gestartet hat und andererseits in den nächsten Tagen zusätzlich unter falscher Flagge, der sogenannten "Vereinigung Deutscher Tierhalter (VDTH)", eine Petition mit der Überschrift "GOT – JA, aber FAIR!" auf den Weg bringen wird.
Wieso "unter falscher Flagge"? Na ja, "Vereinigung Deutscher Tierhalter", mit der sexy Four-Letter-Abkürzung VDTH, hört sich ja schon ganz schön protzig an. Da schweben einem doch sofort zig Millionen deutscher Tierhalterinnen und Tierhalter vor dem geistigen Auge, ein wahrhaft gewaltiger Teil der Bevölkerung, der von dieser "Vereinigung" angeblich vertreten wird. Aber wie viele Mitglieder hat die VDTH nun eigentlich? Man findet leider nichts darüber, sicher aus gutem Grund. Von wem wird diese Vereinigung geführt? Schauen Sie es sich gerne selber auf der VDTH-Homepage an: Sechs Personen bilden den Vorstand (sprich: die Häuptlinge ohne Indianer), und für jede dieser Personen lässt sich mit wenigen Klicks eine Verbindung zur Pferde(zucht)-Szene herstellen. Man beachte bitte weiterhin in der Satzung den Gründungsort der "Vereinigung", nämlich Warendorf. Warendorf? Da klingelt doch was? Ja, richtig, das ist der Sitz der FN!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die neue Gebührenordnung (nGOT) für Tierärztinnen und Tierärzte trat am 22. November 2022 in Kraft. Diese Neufassung lag mehr als ein Jahrzehnt in der Luft, wurde aber von der Politik immer wieder auf die lange Bank geschoben. Wie in der Ära Merkel leider in vielen Bereichen üblich, wurden trotz aller Warnungen vor der inzwischen eingetretenen Versorgungskatastrophe statt des eigentlich notwendigen Druckverbandes nur kleine Heftpflaster auf die arteriellen Blutungen der Tierärzteschaft geklebt, in Form von zwei rein prozentualen und angesichts der allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung völlig unzureichenden Anpassungen und einer Erhöhung der im Notdienst berechenbaren Gebühren.
Nun haben wir seit einem Jahr die Neufassung, die endlich in einer deutlich verbesserten logischen Struktur sehr viele inzwischen übliche diagnostische und therapeutische Verfahren abdeckt, die in der alten GOT nicht mal erwähnt waren, und die überdies den realistischen Zeitaufwand der verschiedenen Tätigkeiten berücksichtigt, auf der Basis einer zwar nicht perfekt, aber doch sehr vernünftig gemachten Studie einer vom zuständigen Bundesministerium beauftragten Beratungsfirma. Zeit für ein praxisinternes Fazit, bevor wir uns (Achtung: Teaser!) im dann hoffentlich schnell folgenden zweiten Teil der aktuellen und maximal lächerlichen Petition der Trotzkinder von der Reiterlichen Vereinigung FN widmen!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Zitate wie das aus der Überschrift liest man im Netz bei Diskussionen von vermeintlichem tierärztlichen Fehlverhalten sehr häufig. Sie belegen einerseits, dass den meisten Leuten bewusst ist, dass "die Kammer" eine Art Aufsichtsbehörde der Tierärzteschaft ist, andererseits aber auch, dass es teilweise völlig falsche Vorstellungen gibt über die Aufgaben und Kompetenzen dieser "berufsständischen Körperschaft des öffentlichen Rechts".
Diese Jahr sind meine Kollegin und designierte Nachfolgerin Johanne Bernick und meine Wenigkeit bei den alle fünf Jahre stattfindenden Wahlen in die Vertreterversammlung (das "Parlament") der Landestierärztekammer Baden-Württemberg gewählt worden. Wir sind beide in verschiedenen Ausschüssen (also den eigentlichen Arbeitsorganen einer Kammer) tätig, ich selbst auch als Beisitzer im Vorstand. Deshalb ist mir daran gelegen, mal ganz grundsätzlich zu erläutern, was "die Kammer" eigentlich ist und was sie tut.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es gibt zwei neue Bücher, die so bemerkenswert sind, dass ich sie hier in unserem Blog vorstellen und dringend allen ans Herz legen möchte, die sich in der heutigen Zeit noch dazu in der Lage sehen, die Aufmerksamkeitsspanne für ein ganzes Buch aufzubringen. Es geht um Prof. Dr. Achim Grubers "Geschundene Gefährten – Über Irrwege in der Rassezucht und unsere Verantwortung für Hund und Katze" und Sophie Strodtbecks "Sexualverhalten, Hormone, Kastration bei Hunden: Let´s talk about Sex".
Wer sich aktuell für die Anschaffung eines Hundes (bezüglich Prof. Grubers Buch: auch einer Rassekatze) interessiert und diese Bücher nicht gleich vorab liest, ist so richtig selber schuld, wenn er im weiteren Verlauf vor einem ausgemachten Schlamassel steht, der leicht vermeidbar gewesen wäre. Ich halte das in beiden Büchern unterhaltsam und glänzend vermittelte Wissen wirklich für absolut unverzichtbar!
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Ein Zitat: "Freitag musste ich direkt wegen Impfung zum Tierarzt. Gestern Abend hab ich mir erstmals die Rechnung angeschaut und bin irgendwie stutzig geworden: Zunächst ist dort "Allgemeine Untersuchung mit Beratung" aufgeführt. Ist ja auch okay. Ich denke, dass es üblich und auch positiv ist, dass sich der Tierarzt vor der Impfung ein Bild vom Gesundheitszustand des Hundes macht (Kontrolle der Zähne, Augen, Ohren). Weiter unten steht allerdings noch mal "Eingehende Untersuchung einzelner Organe" - was soll das bitte sein? Das Abhören des Hundes oder wie? Hätte jetzt gedacht, dass das auch zur allgemeinen Untersuchung gehört, wenn er das Hundchen mal kurz an Herz und Lunge abhört. Und damit meine ich wirklich kurz (so 10 - 20 Sekunden) und das ist für mich auch nicht "eingehend"! Und dafür berechnet der xy Euro netto extra?"
Mit diesem Zitat haben wir schon einmal einen Artikel eingeleitet, der sich mit der Bedeutung und der Komplexität der körperlichen Untersuchungstechniken in der Tiermedizin beschäftigt. Das war im Sommer vor zwei Jahren. An der Diskussion bzw. der Streiterei um Umfang und Berechnung der Gebührenordnungspositionen "Allgemeine Untersuchung" (AU) und "Eingehende Untersuchung" (EU) hat sich seitdem nicht viel geändert, eher im Gegenteil, denn seit Inkrafttreten der neuen Gebührenordnung im November 22 schielen ja viele Tierbesitzer:innen recht argwöhnisch auf ihre Rechnungen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wann immer man über Qualzucht bzw. angeborene Einschränkungen und Krankheiten bei Haustieren schreibt, taucht in den Kommentaren unweigerlich die Frage auf, welche Hunde-, Katzen- oder Kaninchenrasse denn überhaupt noch "gesund" wäre, meist gekoppelt mit der in resigniertem Tonfall getroffenen Feststellung, dass "alle Rassen, aber auch die Mischlinge irgendwie krank wären".
Das halten wir für falsch. Mal bezogen auf den Hund listet die FCI etwa 360 Rassen auf, alles in allem dürfte es aber ca. 800 geben. Insgesamt laufen auf dem Planeten ungefähr eine halbe Milliarde Hunde und rund 760 Millionen Katzen rum, und die wenigsten von ihnen weisen wirklich Qualzuchtmerkmale auf. Qualzuchtmerkmale sind nach unserer Definition angeborene Probleme, die bei einem großen Teil der Nachzucht auftreten und unter denen ein Tier permanent, jeden Tag, leidet, beispielsweise Atemprobleme, nicht funktionelle Augenlider oder ein Körper, der für die betreffende Spezies normale Aktivitäten erschwert bis unmöglich macht. Qualzuchtmerkmale sollten nicht mit ebenfalls angeborenen Prädispositionen für bestimmte Erkrankungen verwechselt werden, die bei der jeweiligen Rasse zwar nachweislich häufiger auftreten als bei anderen, die sich aber nicht zwangsläufig realisieren müssen. Solche Prädispositionen gibt es tatsächlich bei fast allen Tierarten und Rassen, davon abgesehen natürlich auch bei uns Menschen. Es leuchtet also ein, dass es nicht mal im Ansatz möglich ist, obige Frage nach gesunden Rassen mit einer Art Positivliste zu beantworten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Völlig ernst gemeinte Triggerwarnung: Kolleginnen und Kollegen, denen es aktuell psychisch nicht gut geht, eventuell gar noch im Zusammenhang mit Internet-Bewertungen, könnten ihr Befinden durch das Lesen des Artikels verschlechtern!
Kürzlich hat sich (leider muss man sagen: mal wieder!) eine junge Kollegin und Praxisinhaberin das Leben genommen. Die Suizidrate unter Tierärztinnen und Tierärzten ist im Vergleich zur Normalbevölkerung bestürzend hoch, die absolut höchste aller erfassten Berufe, mehr als doppelt so hoch wie bei den Humanmediziner:innen und etwa viermal so hoch wie in der Normalbevölkerung.
Die Gründe für diese traurige Tatsache sind sicher vielfältig, manche davon offensichtlich, andere müssen noch näher erforscht werden. Ein ganz entscheidender Faktor steht in meinen Augen aber fest: Die inzwischen allgegenwärtige Angst, zum Opfer von in manchen Phasen des Berufslebens buchstäblich existenzgefährdender Schmähkritik zu werden, macht vielen bzw. den meisten von uns extrem zu schaffen, manchen so sehr, dass sie damit einfach nicht mehr fertig werden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn wir uns hier gegen Qualzucht engagieren, wird uns manchmal vorgeworfen, dass wir uns zu sehr auf die brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen konzentrieren und Qualzucht bei anderen Hunderassen ignorieren würden.
Das ist nicht der Fall! Als praktizierende Tierärzt:innen sehen wir letztendlich in unserem Alltag alles, was der Mensch mit seinem "besten Freund unter den Tieren" in den letzten 100 Jahren angestellt hat. Unsere Konzentration auf die Brachycephalen liegt rein darin begründet, dass diese Hunde in Mode und dementsprechend extrem häufig sind und dass ständige Atemnot und eine völlig unzureichende Thermoregulation wirklich die qualvollsten Einschränkungen darstellen.
Wir wollen aber beileibe nicht unterschlagen, was in anderen Bereichen völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Erst vor Kurzem haben wir ein entsprechendes Video zum Deutschen Schäferhund gezeigt. Schauen wir uns heute mal den Basset Hound an, eine Rasse, deren brutale Deformation durch völlig verantwortungslose Züchter:innen und Zuchtrichter:innen einem wirklich die Tränen der Wut und des Mitleids in die Augen treiben kann. Bei unseren Betrachtungen behalten wir bitte immer die dreiste Aussage der sogenannten "Gelben Initiative" des VDH im Hinterkopf: "Kontrollierte Hundezucht ist keine Qualzucht!"
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Seit Jahren machen wir hier im Blog die immer weiter zunehmende Krise des tiermedizinischen Systems zum Thema. Theoretisch ist das alles klar wie Kloßbrühe: Kliniksterben, Fachkräftemangel, etc. pp. In der Praxis ist das dann in seinen Auswirkungen trotzdem selbst für uns Profis manchmal echt schockierend!
Ausgangslage am Tag X: Meine Frau und ich sind im Urlaub in Südfrankreich. Meine Kollegin und designierte Nachfolgerin Johanne Bernick ist zur Hochzeit ihres Bruders unterwegs nach Berlin. Unsere Kollegin Melanie Hentschke macht aufgrund dieser Umstände eingeschränkten Dienst in der Praxis. Frau Hentschke ist eine voll qualifizierte Tierärztin, hatte aber bisher noch keine Gelegenheit, sich die erforderlichen manuellen Fähigkeiten für endoskopische Untersuchungen anzueignen.
Am Frühstückstisch im Ferienhaus erreicht uns (an einem Wochentag!) die Nachricht eines langjährigen Stammkunden der Praxis, dass seine junge Hündin wohl am Vortag beim Spaziergang etwas eingeatmet haben müsse - verdachtsweise eine Mäusegerstengranne, volkstümlich "Schliafhansel" genannt - und sie nun Husten mit blutigem Auswurf zeigen würde. Der Kunde lebt 100 Kilometer von Ulm entfernt und hat sich vorsorglich schon in aller Frühe auf den Weg zu uns gemacht. Wir teilen ihm sofort mit, dass wir aufgrund der besonderen Umstände an diesem Tag nicht dazu in er Lage sind, eine in so einem Fall natürlich klar notwendige Bronchoskopie (endoskopische Untersuchung der Luftröhre und der Bronchien) durchzuführen, sagen ihm aber zu, uns von hier aus telefonisch um seine Unterbringung als Notfall in einer anderen Einrichtung zu bemühen und ihn dann entsprechend umzuleiten.
Das Ende vom Lied: Wir haben fast 90 Minuten (!) am Telefon (und natürlich in diversen Warteschleifen) verbracht und sind in x Praxen und Kliniken in einem Umkreis von etwa 80 km um Ulm mit unserer Bitte um Versorgung der Patientin abgeblitzt. Natürlich haben wir uns dabei auf (vermeintlich) personalstarke und leistungsfähige Einrichtungen konzentriert. Ein kurzer Abriss ohne Anspruch auf Vollständigkeit: AniCura Kleintierzentrum Neu-Ulm GmbH: Nur ein Tierarzt im Dienst, keine Kapazitäten frei. AniCura Kleintierklinik Babenhausen GmbH: Keine freien Termine. Tierklinik Gessertshausen: Keine Kapazitäten frei. AniCura Kleintierspezialisten Augsburg: Kein Durchkommen durch die Warteschleifen, sowohl unter der Telefonnummer für Tierbesitzer:innen als auch unter der speziell für überweisende Kolleg:innen. AniCura Kleintierspezialisten Kempten: Keine freien Termine. AniCura Tierklinik Stuttgart Plieningen: Keine Kapazitäten frei, usw. und so fort.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Kann man ja im Netz allenthalben lesen: "Eine Kastration ohne medizinischen Grund ist illegal!". Dabei wird regelmäßig auf Paragraph 6, den sogenannten Amputations- und Organentnahme-Paragraphen des Tierschutzgesetzes abgehoben, speziell auf die Formulierung:
"Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn (…) zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder - soweit tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen - zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird."
Dabei gewinnt man immer den Eindruck, dass die meisten nach der Hälfte dieses Absatzes zu lesen aufhören. Anders lässt sich nicht erklären, dass so häufig und so felsenfest behauptet wird, dass eine Kastration ausschließlich aufgrund einer medizinischen Indikation durchgeführt werden dürfe. Die reichlich gummiartige Formulierung "zur weiteren Nutzung und Haltung des Tieres" öffnet nämlich Tür und Tor auch für Kastrationen aus anderen als rein medizinischen Gründen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Als wir vor ein paar Tagen ein anderes Poster dieser niederländischen Kampagne gegen die Neuanschaffung plattnasiger Hunde auf Facebook online gestellt haben, tauchten (natürlich!) wieder die üblichen Kommentare der Beratungsresistenten auf: "Mein Mops läuft mit mir jeden Tag einen Marathon bei 35 Grad im Schatten und rennt jeden Windhund in Grund und Boden, ohne überhaupt ins Hecheln zu kommen!", oder: "Immer diese Diskriminierung! Hört doch auf mit dem Mist! Ihr seid nur Mops- oder Bully-Hater, die keine Ahnung haben! Man muss halt beim seriösen Züchter kaufen! Es gibt auch gesunde Möpse und Bulldoggen!".
Unser amerikanischer Kollege Andy Roark hat diesbezüglich in einem aktuellen Podcast-Interview einen interessanten Begriff verwendet: Normalisierung! Die schweren Leiden und die eigentlich absolut indiskutable gesundheitliche Situation der extremen Kurznasen-Rassen wie Französische und Englische Bulldogge und Mops werden durch solche Kommentare normalisiert, also in den Normbereich des Akzeptablen gerückt, genau so wie durch die Allgegenwart dieser Rassen in der Öffentlichkeit und in den Medien. Wie Andy Roark sagt: Die Leute sehen so viele von diesen Hunden rumlaufen, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass da was faul sein könnte. "Wenn so viele Leute solche Hunde halten, kann es um die doch nicht derartig schlimm bestellt sein, oder? Die Bullies oder Möpse, die schon bei 20 Grad im Schatten umkippen, die vor lauter Luftnot nicht schlafen können, sind doch sicher Einzelfälle, wahrscheinlich gekauft bei einem schlechten Vermehrer oder auf Ebay!".
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Ein Ileus ist ein Darmverschluss, und ein Darmverschluss ist für den jeweiligen Patienten ein dramatisches Ereignis, begleitet von akut einsetzenden und extrem unangenehmen Beschwerden. Die Ileus-Generalsymptome, also unstillbares Erbrechen (evtl. als sogenanntes Koterbrechen), Futterverweigerung, sistierender (immer weniger werdender) Kotabsatz und meist schwere Bauchschmerzen sind recht eindeutig und erzwingen die schnelle Konsultation einer tiermedizinischen Einrichtung, so dass die Diagnose unter Zuhilfenahme von Röntgen und Ultraschall in der Regel schnell gestellt ist.
Deutlich tückischer ist ein Subileus, also ein nicht vollständiger Darmverschluss, der entweder - zum Beispiel bedingt durch einen langsam wachsenden Tumor - nur allmählich entsteht oder aber - wie in diesem Fall - durch einen annähernd scheibenförmigen Fremdkörper verursacht wird, der sich nur ganz langsam durch den Darm weiter bewegt und dabei je nach Position mal die Passage des Nahrungsbreis komplett blockiert, mal wieder weitgehend frei gibt.
Von Johanne Bernick, Tierärztin
Mammatumore (Tumore des Gesäuges) zählen zu den häufigsten Tumoren der Hündinnen. Wer eine Hündin hat, sollte also auf jeden Fall weiter lesen! Was heißt "häufig"? Es ist nicht einfach, zu dieser Frage verlässliche Daten zu finden, aber für den Hausgebrauch sollten wir davon ausgehen, dass bei unkastrierten Hündinnen etwa 3,5 Prozent (35 von 1000) pro Jahr neu an Gesäugetumoren erkranken. Oder anders ausgedrückt und wie neulich mal zu lesen: Jede achte Hündin mit 10 Jahren hat oder hatte schon einen oder mehrere Gesäugetumore. Das ist (zum Beispiel im Vergleich zum Menschen) ein sehr hoher Wert. Allgemein wird der Hund von vielen Autoren als das Säugetier mit dem höchsten Gesäugetumor-Risiko gesehen. Die Frage, warum das so ist, beamt uns geradewegs zurück zu unserem Inzucht-Artikel vor ein paar Wochen. Was man aber auf jeden Fall im Kopf behalten sollte: "Häufig" heißt keineswegs "zwangsläufig"!
Die Frage, ob es Rasseprädispositionen gibt oder nicht, ist wohl immer noch strittig. Nach älteren Studien entwickeln Dackel, Pudel und die Spaniels vergleichsweise häufig Gesäugetumore, während Rottweiler, Dobermann, Schäferhund und der "Tumor-Hund par excellence" Boxer auffallend häufig unter besonders bösartigen Varianten leiden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
In einer Facebook-Gruppe, die sich mit juristischen Fragestellungen rund um Tiere beschäftigt, wurde dieser Tage die Frage gestellt, wie ein ungewollter, aus einer versehentlichen Verpaarung von Rassehund-Halbgeschwistern entstandener Wurf zu bewerten ist. Die Threaderstellerin erwähnt unter anderem, dass der behandelnde Tierarzt zum Austragen des Wurfes geraten habe, weil das besser für die Hündin wäre, und dass der Züchter der Elterntiere (lustigerweise, siehe unten) geschockt sei über diesen Ratschlag, wohl deshalb, weil er die gesundheitlichen Folgen einer solchen Inzest-Verpaarung fürchten würde. In der aus dem Posting entstandenen Diskussion bezeichnet sich die Threadstarterin selbst als "sprachlos" wegen des Ratschlags des Kollegen zum Austragen der Welpen.
In unseren Augen kommt da was ganz Grundsätzliches zum Ausdruck, ein tief verankertes Tabu: Die Leute wissen, dass Inzest keine gute Idee ist, bei Mensch und Tier gleichermaßen, und dass sich aus Inzest-Verpaarungen schwere gesundheitliche Nachteile ergeben können. Andererseits schreibt einer der Diskussionsteilnehmer: "Ich lese hier so eine Empörung! Willkommen in der Realität!" und deutet damit etwas an, was wohl sehr, sehr vielen Haustierbesitzer:innen tatsächlich gar nicht klar ist, nämlich dass die Mehrzahl der Rassehunde (und natürlich Rassekatzen!) einen Inzucht-Koeffizienten aufweist, der schon lange (und in den meisten Fällen rettungslos!) jenseits von Gut und Böse ist.
Von Johanne Bernick, Tierärztin
Wann immer wir ein älteres Tier (art-, rasse- und größenabhängig ab sechs, sieben oder acht Jahren) in Narkose legen, was wir ja fast täglich tun, empfehlen wir den Besitzer:innen dringend, uns bei dieser Gelegenheit auch noch eine sorgfältige Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle durchführen zu lassen, ohne jeden Stress, ohne ständiges Hecheln und Zappeln. Die meisten Tierhalter:innen folgen diesem Ratschlag, und zwar mit gutem Grund, wie wir anhand des heutigen Falles sehen können.
Eine achtjährige Hündin wurde wegen eines kaputten Zahnes und für eine PZR (professionelle Zahnreinigung) in Narkose gelegt. Das direkt nach der Narkoseeinleitung durchgeführte Abdomen-Sono ließ uns glasklar zwei tumoröse Veränderungen in der Milz erkennen, eine davon (siehe Ultraschallbild) mit schon über sechs Zentimetern Durchmesser bedrohlich groß.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wie man auf dem Foto sieht, haben wir ab und zu ausgesprochen vornehme und kühle Damen zu Gast. Was man außerdem sehen kann: Die Kätzin trägt ein Geschirr und kam zu uns auf dem Arm ihrer Besitzerin, nur mit einer Leine gesichert.
Nichts läge uns ferner, als Ihnen vorschreiben zu wollen, was Sie mit Ihrem Tier zu tun oder zu lassen haben, aber wir möchten trotzdem mal kurz erwähnen, dass wir es für überhaupt keine gute Idee halten, mit einer nicht in einer Transportbox untergebrachten Katze den Rezeptionsbereich einer Tierarztpraxis zu betreten.
Heute mal ein ganz anderes Posting, in dem Sinne, dass es sich ausnahmsweise und ausschließlich an unsere mitlesenden Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg richtet. Wer also nicht Tierärztin oder Tierarzt und in BW tätig ist, kann einfach weiter scrollen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg!
Ab morgen und bis zum 11. April können Sie die neue Kammerversammlung unseres Bundeslandes wählen. Ihre Wahlunterlagen müssten Ihnen bereits vorliegen oder in der kommenden Woche bei Ihnen ankommen. In diesem Unterlagen finden Sie – für viele sicher überraschend – neben den üblichen Listen des BPT-Landesverbandes und des Landesverbandes der im öffentlichen Dienst beschäftigten Tierärzte Baden-Württemberg eine weitere Liste mit der Bezeichnung "Zukunft Tiermedizin", für die wir hier werben möchten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Persistierende Milchcanini, also Milcheckzähne, die im Rahmen des Zahnwechsels nicht von selber ausfallen, treten speziell bei kleinen Hunderassen häufig auf. Bei den "Esern", also den Maltesern, Bolognesern und Havanesern, aber auch beim Yorkie, beim Zwergpinscher, beim Chihuahua und anderen Zwergrassen sollten Welpenkäufer die (oftmals nicht unbeträchtlichen) Kosten der chirurgischen Entfernung solcher hartnäckiger Milchzähne besser gleich mal auf den Kaufpreis draufrechnen.
Persistierende Milchcanini müssen früher oder (etwas) später, aber auf jeden Fall extrahiert werden. Eilig ist das dann, wenn sich die Milchzähne und die Nachrücker des Dauergebisses ins Gehege kommen und dadurch eine Malokklusion (Zahnfehlstellung) droht. Etwas mehr Zeit hat man, wenn das nicht der Fall ist, aber auch dann darf man nicht zu lange abwarten, weil sich zwischen dem persistierenden Milchzahn und dem ganz eng daneben stehenden Dauerzahn unweigerlich Detritus (Dreck) ansammelt, was eine schnell schlimmer werdende Entzündung verursacht, die im weiteren Verlauf auch das Parodont des Dauer-Eckzahnes irreparabel beschädigen kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
So, nach einer kleinen Pause über die Feiertage nehmen wir als Einstieg in das neue Jahr gleich ein richtig schwieriges Thema auf die Hörner! Eine Warnung vorab: Bei der Diskussion des im Dezember gerade wieder aktualisierten Silvester-Artikels auf Facebook gab es einzelne Stimmen, die fragten, wer denn so lange "Romane" (laut Textverarbeitung 20000 Zeichen) lesen würde. Dieser Artikel hier ist mit 27000 Zeichen sogar noch länger geworden, weil wir echt unser Herz ausschütten über ein auch und gerade für Sie als Tierbesitzer:innen extrem wichtiges Thema. Wir können also Menschen mit begrenzter Aufmerksamkeitsspanne nur von dem Versuch abraten, diesen intellektuell leider keineswegs barrierefreien Text durchlesen zu wollen!
Aber nun zur Sache: Wie schon in einem anderen Artikel vom April 2018 besprochen, gibt es seit 2016 die "Leitlinie Anästhesiologische Versorgung bei Hund und Katze", herausgegeben durch die Fachgruppe Veterinärmedizinische Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (VAINS) der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG). Diese Leitlinie möglichst weitgehend einzuhalten, ist (schon allein aus rechtlichen Gründen) für jede Praxis / Klinik ratsam, die Tiere in Narkose legt. Für Praxen wie unsere, die sich sogar ein Stück weit auf die Durchführung von Hochrisikonarkosen bei alten oder vorerkrankten Tieren kapriziert haben, ist die Leitlinie natürlich mehr oder weniger Gesetz.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Nicht zum ersten Mal zitieren wir Franz Beckenbauer: "It is a classic!". Ja, ein fadenförmiger Fremdkörper im Verdauungstrakt (vor allem, aber nicht ausschließlich bei Katzen) ist ein echter Klassiker unter den chirurgischen Diagnosen und außerdem eine potenziell ziemlich heiße Kiste.
Landet so ein Fall erst mal in einer kompetent arbeitenden Praxis oder Klinik, ist die Diagnose via Vorbericht, Untersuchung, Röntgen und Ultraschall schnell gestellt. Die Frage ist nur: Haben Sie als Besitzer:in früh genug gemerkt, dass da was faul ist? Ohne oder mit zu spät einsetzender Behandlung kann das nämlich auf gar keinen Fall gut ausgehen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
So, da ist er wieder, in schöner Regelmäßigkeit und erneut überarbeitet: Mein traditioneller Silvester-Artikel, nur echt und aktuell mit der richtigen Jahreszahl in der Überschrift!
Das zarte Pflänzchen Hoffnung, während der Pandemie gekeimt, ist schon wieder vertrocknet. Letztes Jahr hatte ich geschrieben: "Wer weiß, vielleicht lernen ja auch wir Menschen langfristig, dass uns gar nicht so furchtbar viel abgeht, wenn wir an Silvester nicht Hunderte von Euro in die Luft ballern." Nun gut, das kann man wohl knicken! Für den bevorstehenden Jahreswechsel ist - leider auch für unsere geräuschängstlichen Hunde und Katzen - "Normalbetrieb" angesagt, will heißen, es wird wieder an jeder Ecke und über Tage knallen.
Von Johanne Bernick, Tierärztin
Heimtiere: Ein unscharf definierter und nicht sofort einleuchtender Begriff unseres tiermedizinischen Fachjargons, den wir erst mal kurz klären müssen. Eine Kleintierpraxis wie die unsere fühlt sich zuständig für alle Haustiere (englisch "Pets") vom Hund abwärts und grenzt sich mit dieser Bezeichnung von der Medizin der Groß- und Nutztiere ab. Die Heimtiere wiederum sind (in unserem Fachsprech!) eine Teilmenge der Kleintiere. Das ist eine nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch folgende Differenzierung, die für uns aber sowohl medizinisch als auch gebührentechnisch sinnvoll ist.
Zu diesen Heimtieren (in der seit Ende November geltenden Neufassung der Gebührenordnung auch "Kleinsäuger" genannt) zählen wir in Deutschland Kaninchen, Meerschweinchen, Degus, Chinchillas, Ratten, Mäuse und Co. Allesamt Tiere, die zwar niedlich und flauschig anzusehen sind, den Besitzer:innen aber so einiges abverlangen, was die artgerechte Haltung und die adäquate medizinische Versorgung angeht. Ganz pauschal fordern diese Tiere von Besitzer:in und Tiermediziner:in mindestens den gleichen, wenn nicht sogar einen deutlich größeren Aufwand als Hund und Katze.
Von Johanne Bernick, Tierärztin, und Ralph Rückert, Tierarzt
NUR eine Tierarzthelferin begrüßte Sie heute am Empfang mit einem Lächeln, obwohl wir uns schon den ganzen Tag durch einen übervollen Terminplan mit großzügig eingestreuten Notfällen gekämpft haben. NUR eine Tierarzthelferin schätzte mit einem Blick den Zustand Ihrer Katze ein, und als sie bemerkte, dass dieser Zustand kritisch war, brachte NUR eine Tierarzthelferin sie sofort nach hinten und schrie nach einer Tierärztin.
Nachdem die Tierärztin Ihre Katze untersucht hatte, war es NUR eine Tierarzthelferin, die einen Venenzugang legte und die Infusion startete. NUR eine Tierarzthelferin maß den Blutdruck Ihres Tieres, NUR eine Tierarzthelferin nahm eine Blutprobe und stellte sicher, dass diese so schnell wie möglich durch die hauseigenen Labormaschinen geschickt wurde. NUR eine Tierarzthelferin trug Ihren nicht gehfähigen Hund ins Röntgen und assistierte bei der Erstellung der Röntgenaufnahmen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
In ein paar Tagen, am 22. November 2022, tritt die Neufassung der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte in Kraft und löst damit nach 23 Jahren die alte GOT ab. In den letzten Wochen war in allen tiermedizinischen Einrichtungen des Landes extrem viel (Freizeit-)Arbeit angesagt, um sich mit dieser umfangreichen Neufassung vertraut zu machen und die 1006 Leistungsziffern in die jeweiligen Praxisverwaltungssysteme einzupflegen.
Dass diese Neufassung dringend erforderlich war, daran kann gar kein Zweifel bestehen. Das lässt sich schon allein an einer ganz schlichten Tatsache festmachen: Im Gültigkeitszeitraum der alten GOT (1999 – 2021) sind die Löhne der Arbeitnehmer:innen in Deutschland um 43 Prozent gestiegen, während wir Tierärzt:innen von der Regierung nur eine Steigerung von 24 Prozent zugestanden bekommen haben. Erst mit der neuen GOT erreichen wir jetzt immerhin die selbe "Lohnentwicklung" wie die Allgemeinheit.
In der Öffentlichkeit, also auf Seiten der Tierbesitzer:innen, kursieren inzwischen ein paar haarsträubende Irrtümer, die es richtig zu stellen gilt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Seit Jahren das immer gleiche Lied: Wann immer jemand in den sozialen Medien seinen Hund als Doodle vorstellt oder sich nach Doodle-Welpen erkundigt, geht sozusagen vollautomatisch das Gekeife los: "Das ist keine Rasse, Doodles sind überteuerte Mischlinge von üblen Vermehrern und Puppy Mills, die nur einen schnellen Euro machen wollen."
Ja, es stimmt: Labra- oder Goldendoodles, Cava- oder Maltipoos, Schnoodles und Co. sind Hybridhunde, also tatsächlich Mischlinge erster Filialgeneration (F1) unter Beteiligung eines Pudels als Elterntier. Jetzt ist nur die Frage: Ist das per se so schlimm oder verwerflich, wie es immer dargestellt wird?
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wir schreiben uns nun seit Jahren die Finger blutig, um die deutschen Tierhalterinnen und Tierhalter vor der aktuellen Entwicklung mit einer zunehmenden Verknappung tiermedizinischer Leistungen (vor allem, aber nicht nur im Notdienst) und steil steigenden Gebühren zu warnen. Trotz allen Bauchwehs über das rüde Geschäftsgebaren so mancher Versicherungsgesellschaften sehen wir im Abschluss einer möglichst optimal zu den individuellen Umständen passenden Tierkrankenversicherung einen Weg, die Hobby-Tierhaltung auch für Menschen finanziell abzusichern, die diesbezüglich nicht optimal aufgestellt sind.
In meinem Artikel über TKVs von 2016 habe ich mich unter anderem mit der Frage beschäftigt, wer den Abschluss einer solchen Versicherung dringend erwägen sollte, und das recht ausführlich und wortreich. Unser junger amerikanischer Kollege Marcus Dela Cruz, ein Nottierarzt aus Berkeley in Kalifornien, macht das kürzer, einfacher und deshalb vielleicht besser als ich, siehe Instagram-Screenshot. Seine knappe und bündige Entscheidungshilfe ist natürlich auf Englisch, wir gehen aber davon aus, dass sie trotzdem für die meisten unserer Leser:innen verständlich sein sollte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Nicht im Oktober, sondern erst Ende November wird die von unserem Berufsstand lang ersehnte Neufassung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) gültig werden. Für uns praktizierende Tiermediziner:innen ist das natürlich eine sehr positive Entwicklung. Wir bekommen bezüglich des Gebührenrahmens wieder mehr Luft zum Atmen und - was fast noch wichtiger ist - es sind halt in dieser neuen GOT endlich viele inzwischen zum tiermedizinischen Standard gehörende Leistungen aufgeführt, die man in dem alten Schinken von 1999 nicht finden konnte.
Sie, die Leser:innen unseres Blogs, die deutschen Tierhalter:innen, sind dagegen leider - wie eine Freundin das immer ausdrückt - der Mops: Tierarztbesuche werden durch diese neue GOT unweigerlich auf breiter Front ordentlich teurer. Mal ganz unabhängig davon, um wie viel die Gebühren für einzelne Leistungen erhöht wurden, rechnen wir grob über den Daumen geschätzt mit einem ersten und ab November ziemlich ruckartig einsetzenden Preissprung von ca. 20 Prozent nach oben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Geht es um das Thema Qualzucht, ist meist und in erster Linie die Rede vom Leiden der Plattnasen, also der Brachycephalen mit ihren typischen Vertretern Mops, Französische und Englische Bulldoggen, Pekingesen, usw. Dagegen werden zwar oft wütende Einwände erhoben, aber das ist natürlich voll und ganz berechtigt, weil sich ein schlimmeres Leiden als lebenslange Atemnot schlicht nicht vorstellen lässt.
Dass beileibe nicht nur die Brachycephalen von aus irrwitziger Übertypisierung resultierender Qualzucht betroffen sind, soll aus dieser Beschreibung der bestürzend tragischen Lebensläufe dreier Mastiffs hervorgehen. Simone und Cheech Vecchiatto, die Besitzer der drei Hunde, haben als meine Gastautoren diesen traurigen Bericht verfasst, umrahmt mit ein paar einleitenden und abschließenden Sätzen von mir als Haustierarzt von Peaches, Moritz und Zeus. Ich lade Sie ein, diesen Text zu lesen, vor allem dann, wenn Sie eventuell damit liebäugeln, sich einen Vertreter der Riesenrassen ins Haus zu holen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Aus den Sozialen Medien:
"Hallo! Suche in Musterstadt und Umgebung einen Tierarzt, der gemäß dem Motto "das Tier steht an erster Stelle und nicht der Profit" handelt"
Und weiter unten, im Rahmen der entstandenen Diskussion, eine weitere Präzisierung der Threadstarterin:
"Gemeint ist damit, dass bei anständiger Arbeit auch ein angemessener Preis bezahlt wird. Leider nicht immer der Fall. (...) Von umsonst ist nicht die Rede!! Ich rede hier von Verhältnismäßigkeit und sonst gar nichts. Preis/Leistung heißt: Gute Leistung zum angemessenen Preis."
Okay, für "anständige" Arbeit, für eine "gute Leistung" soll eine der Tierbesitzerin genehme Praxis also einen "angemessenen", einen "verhältnismäßigen" Preis aufrufen. Nun stellt sich für den logisch denkenden Menschen natürlich sofort die Frage nach dem Maßstab, an dem sich "anständig", "angemessen" und "verhältnismäßig" orientieren sollen. In diesem Fall ist die Antwort ja klar wie Kloßbrühe: Der Maßstab ist das persönliche Preis-Leistungs-Empfinden der Tierhalterin. Zumindest denkt sie sich das so.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wo auch immer dieser Tage das durch den neuen Paragraphen 10 der Tierschutzhundeverordnung verfügte Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen diskutiert wird, wird auch wortreich und verbittert ein "Generalverdacht" gegen die vereinsorganisierte Hundezucht beklagt und mehr "Differenzierung" gefordert. Die unseres Wissens vom Club für Britische Hütehunde und seiner Wortführerin, der Zuchtrichterin Sarah Boyd, initiierte Gegenkampagne versteigt sich (wir haben berichtet) aber im Gegensatz zu dieser Forderung maximal unterkomplex zu dem geradezu hanebüchenen Slogan "Kontrollierte Hundezucht ist keine Qualzucht". Jegliche Distanzierung von Bereichen, in denen das für jede(n) sichtbar nicht mal ansatzweise stimmen kann, wird mit viel Pathos und ohne jede Einsicht verweigert.
Nach den ersten Donnerschlägen wie der Schau in Erfurt laufen nun (auch auf höchster Ebene) die Diskussionen darüber, wie der Ausstellungsverbotsparagraph im Detail auszulegen und umzusetzen ist. Zweifellos gibt es da bestimmte Punkte, bei denen dringender Klärungsbedarf besteht. Aber wie auch immer diese Diskussionen ausgehen mögen, eines ist nach dem Wortlaut des Paragraphen 10 jedenfalls sicher: Bestimmte Rassen, insbesondere das klassische Dreigestirn der Brachycephalen, also Französische und Englische Bulldogge und der Mops, aber auch noch so einige andere, werden zukünftig in Deutschland auf gar keinen Fall mehr ausgestellt werden können, und das ist auch gut so!
Von Johanne Bernick, Tierärztin
Gerötete Ohrmuscheln, Bekratzen, Kopfschütteln, die vermehrte Produktion von Zerumen (Ohrenschmalz, Ohrwachs), gegebenenfalls ein fieser Geruch aus einem oder beiden Ohren, im schlimmsten Fall sogar eine Kopfschiefhaltung: All diese Symptome können Hinweise auf eine Erkrankung der Ohren, genauer: der Gehörgänge sein. In so einigen Fällen aber stellen wir Ohrenentzündungen bei der jährlichen Impfuntersuchung fest, ohne dass den Halter:innen bis dato eines der oben genannten Symptome aufgefallen ist.
Um den Ausrufen "Sowas kann man doch gar nicht NICHT mitbekommen!" gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Doch, das kann passieren, denn Sie als Halter:innen können in den allermeisten Fällen nicht den gesamten Gehörgang, geschweige denn das Trommelfell, zu Hause beurteilen und sind somit von eindeutigen Symptomen abhängig.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Gleich mal vorab: Das ist kein wirklich tiermedizinischer Artikel, sondern eine absolut subjektive Meinungsäußerung, geschrieben eher als lebenslanger Hundehalter als als Tierarzt. Sie sehen auch, dass ich als alleiniger Autor genannt bin, weil zum Beispiel meine Co-Autorin und Kollegin Johanne Bernick nicht mit dieser meiner Meinung konform geht. Das finde ich völlig okay, weil auch ich den Text nicht als in Stein gemeißelte Wahrheit, sondern eher als Diskussionsbeitrag sehe.
Ein gewisser Bezug zur Tiermedizin ist allerdings schon gegeben. Ich muss - über die mehr als 30 Jahre meiner Berufserfahrung gesehen - leider feststellen, dass die Zahl der Hunde, die ein unverträgliches bis pathologisches Verhalten gegenüber Artgenossen an den Tag legen, deutlich zugenommen hat. Wir haben es in unserem Praxisalltag heutzutage relativ häufig mit Hunden zu tun, die man nicht ohne beträchtlichen Tumult durch ein Wartezimmer führen kann, in dem sich auch noch andere Hunde befinden. Da stellt sich für mich schon die Frage: Machen wir Hundehalter:innen nicht vielleicht was falsch?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Hm, glatt übersehen! Vor ein paar Tagen hatte der Blog doch tatsächlich seinen zehnjährigen Geburtstag! Am 14. Juni 2012 habe ich meinen ersten Artikel "Ein Plädoyer für den kleinen Hund" online gestellt. Was anfangs und im Kern bis heute als Informationsangebot, als Aufklärungsmehrwert und als Blick hinter die Kulissen der Tiermedizin für die Kundinnen und Kunden meiner Praxis gedacht war, hat sich dann bald in einer Art und Weise weiter entwickelt, die ich absolut nicht vorhergesehen hatte, mit zeitweise bis zu 100.000 Zugriffen auf den Blog pro Monat.
In dieser ganzen Zeit war ich einerseits bemüht, die Kontrolle über das Copyright für meine Texte im Griff zu behalten, habe aber (aus meiner Sicht) relativ großzügig und völlig kostenlose Nachdruckgenehmigungen erteilt, und zwar speziell an tierbezogene Einrichtungen, die diesen oder jenen Artikel zur Aufklärung ihrer Kundinnen und Kunden in gedruckter Form weitergeben wollten, und an Non-Profit-Periodika diverser Zuchtverbände, die damit einfach und unbürokratisch an vernünftigen redaktionellen Inhalt für ihre Vereinszeitschriften kamen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Kennen Sie wahrscheinlich, oder? Die dringende Ermahnung bzw. "eiserne Regel", mit einem Welpen bzw. Junghund nur 5 Minuten pro Lebensmonat spazieren zu gehen, bis sich die Epiphysenfugen (Wachstumszonen) der Knochen endgültig geschlossen haben? Haben Sie sich auch gefragt, ob das wirklich Sinn macht und ob Sie gar Ihren Welpen für sein Leben schädigen, wenn Sie sich nicht daran halten? Woher kommt diese Regel und ist da was dran?
Wahrscheinlich (Wahrscheinlich! Keiner weiß es genau!) ist der Keim dieser Empfehlung in einer Untersuchung der amerikanischen National Institutes of Health (NIH) aus den 70ern des vorigen Jahrhunderts zu suchen. Die NIH förderten damals klinische Forschungen zur Hüftdysplasie des Hundes. In einer recht aufsehenerregenden Studie untersuchten Tiermediziner:innen den Effekt von Bewegungsrestriktion auf die Hüftgelenkgesundheit. Der Studienaufbau war geprägt von der für die damalige Zeit typischen und brutalen Bedenkenlosigkeit: Schäferhund-Welpen wurden einfach dauerhaft in kleinen Käfigen gehalten und aufgezogen. Und tatsächlich konnte bewiesen werden, dass solcherart bewegungseingeschränkte Welpen später mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine Hüftdysplasie entwickelten als Welpen, die sich frei bewegen konnten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Obwohl die neue Tierschutzhundeverordnung bereits zum Jahreswechsel in Kraft gesetzt wurde und ihr Inhalt dem Verband für das Deutsche Hundewesen VDH und seinen angeschlossenen Rassehundevereinen schon lange zuvor bekannt gewesen sein dürfte, war das Entsetzen grenzenlos, als das Veterinäramt Erfurt für die ebendort Anfang Mai stattfindende Hundeshow auf dieser Verordnung basierende und weitreichende Zulassungsbeschränkungen verfügte und auch durchsetzte. Von ursprünglich 4000 Anmeldungen wurden 2400 schon im Vorfeld wegen dieser Anordnungen wieder zurückgezogen.
Man war wohl seitens des VDH und seiner Vereine von einem "Wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird", von einer Fortsetzung des Status quo bei weiterhin bestehendem gesellschaftlichem und politischem Desinteresse an den durch die vereinsorganisierte Hundezucht zu verantwortenden Fehlentwicklungen (man könnte auch sagen: Sauereien!) ausgegangen. Diese Erwartung wurde bitter enttäuscht. Entsprechend groß ist natürlich nun die Aufregung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Schaut man sich die ersten beiden Bilder von Hundezähnen vor und nach der professionellen Zahnreinigung an, könnte einem - wenn man denn alt genug ist - ein locker 50 Jahre alter Gag von Otto einfallen: "Dip, dip, dip in the wiz, wiz, wiz, in the water, in the water - clean!"
Schön wäre es, wenn das so einfach wäre! Zwischen den beiden durch die Fotos dokumentierten Zuständen liegen alles in allem mehr als zwei Stunden Arbeit für a) eine Tierärztin / einen Tierarzt, b) eine Prophylaxe-Fachkraft und c) eine Tiermedizinische Fachangestellte, die die Narkose überwacht und protokolliert. Der Vorgang ist von "mal schnell Zahnstein wegmachen" so weit entfernt wie ein warmes, knuspriges Handwerksbauernbrot vom Discounter-Schnittbrot aus dem Folienbeutel. Noch deutlicher wird das bei den so bedauerlich häufig von Resorptivläsionen (FORL) gequälten Katzen. Da kann es durchaus passieren, dass eine dreistündige Narkose gar nicht reicht, um eine schmerzfreie Mundhöhle herzustellen, und ein zweiter Termin vereinbart werden muss.
Narkosen für zahnmedizinische Rundumsanierungen sind also alles andere als ein Pappenstiel, gerade was die Narkosedauer angeht, die die für zum Beispiel die meisten Bauchoperationen bei weitem übertrifft. Da kann man als Tierbesitzer:in natürlich schon Fracksausen bekommen, auch und gerade, wenn es um einen Hund oder eine Katze in höherem Alter geht. Genau das ist aber sehr häufig der Fall, denn Zahnsteinansatz, Parodontitis und FORL betreffen ja nicht nur, aber vorwiegend ältere Tiere.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Die Welt der vereinsorganisierten Hundezüchter:innen ist aktuell in heller Aufregung. Der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) umreißt das Problem auf seiner Website folgendermaßen:
"Die letzten Wochen waren geprägt von Diskussionen mit Amtsveterinären, Behörden und Ministerien bezüglich der Umsetzung des § 10 der neuen Tierschutzhundeverordnung. Diese sieht unter anderem ein Ausstellungsverbot für Hunde mit sogenannten Qualzuchtmerkmalen vor. Die Ausstellungen in Erfurt, Lingen, Dortmund und Neumünster sind die ersten Großveranstaltungen, die von der seit dem 1.1.2022 geltenden Fassung der Tierschutzhundeverordnung betroffen und mit sehr unterschiedlichen Anordnungen konfrontiert worden sind. Auch Sportveranstaltungen und Spezialrassehunde-Ausstellungen rücken zunehmend in den Fokus und fallen ebenfalls unter den Geltungsbereich der Verordnung."
Von Johanne Bernick, Tierärztin, und Ralph Rückert, Tierarzt
Sieht man auf einem Röntgenbild an einer bestimmten Stelle gleichzeitig Osteolyse, also die Auflösung bzw. Zerstörung der physiologischen Knochenstruktur, und Osteoproliferation, also die ungeregelte, chaotische Neubildung von Knochengewebe, dann weiß man, dass man es in der Regel mit einem bösartigen Vorgang zu tun hat und dass es dem Patienten ans Leben geht.
Meist bringt man diese beiden Erscheinungen mit dem gefürchteten und prognostisch hochgradig ungünstigen Osteosarkom (Knochenkrebs) in Verbindung, von dem meist größere und schwerere Hunderassen betroffen sind. Hier aber zwei Fälle aus der Praxis mit hoffnungslos weit fortgeschrittenen Tumoren bei der Katze:
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Der inzwischen annähernd verzweifelte Formen annehmende Fachkräftemangel, der Zusammenbruch der Notdienststrukturen und nicht zuletzt die Pandemie mit ihren Kontakteinschränkungen haben den Betonköpfen in der Politik und in unseren berufsständischen Verwaltungen auf schlagende Weise beigebracht, dass an der Nutzung moderner Kommunikationsmöglichkeiten auch in der Medizin und Tiermedizin wohl kaum ein Weg vorbei führen wird.
Wir sprechen von Tele(tier)medizin, dem Trend schlechthin, "the new kid on the block", der aktuellsten Sau, die in letzter Zeit durch das tiermedizinische Dorf getrieben wird.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Bei Diskussionen unserer Beiträge auf der Facebook-Seite unserer Praxis bekommen wir häufig Komplimente für die Geduld, mit der wir versuchen, auch auf reichlich unsinnige Kommentare mehr oder weniger ausführlich und rational einzugehen. Einfach ist das aber beileibe nicht!
In erster Linie führen zwei Faktoren dazu, dass wir keineswegs auf jeden Kommentar reagieren können, der eigentlich deutlichen Widerspruch verdient. Zum einen lösen manche Themen so heftige Diskussionen aus, dass man von der schieren Anzahl der Wortmeldungen einfach erschlagen wird. Zum anderen gibt es da leider Gottes das titelgebende Gesetz nach Brandolini, auch Bullshit-Asymmetrie-Prinzip genannt.
Von Johanne Bernick, Tierärztin
Nicht umsonst ist die Prostata für Rüden und Männer gleichermaßen ein sensibles Thema. Sie sitzt tief im Becken und kann nur durch eine rektale Untersuchung oder aber durch eine Ultraschalluntersuchung dargestellt werden. Sie dient bei allen Säugetieren als akzessorische Geschlechtsdrüse der Produktion von Spermaflüssigkeit und der Kanalumschaltung von Blasenentleerung und Ejakulation.
Wie älteren Männern bleibt auch unseren Rüden ab einem gewissen Alter oder bei entsprechenden Symptomen eine meist als unangenehm wahrgenommene rektale Untersuchung nicht erspart. Ein erfahrener Tierarzt lehrte mich in einem meiner Praktika während des Studiums einen Satz, der sich mir tatsächlich eingebrannt hat: "Es gibt nur zwei Gründe, keine rektale Untersuchung der Prostata zu machen: Entweder es gibt keinen Finger oder keinen Po!". Da wir TierärztInnen (nicht immer alle, aber zumindest einige) Finger und unsere Patienten zu 99,99 Prozent einen Po haben, führt wohl kein Weg daran vorbei. Die rektale Untersuchung der Prostata läuft so ab, dass ein behandschuhter Finger, mit etwas Gleitgel versehen, rektal eingeführt wird. Dabei haben wir definitiv nicht nur das Ziel, die Prostata identifizieren zu können, sondern wir achten auch auf den Füllungszustand der Analbeutel, auf Umfangsvermehrungen im Enddarm oder gar Schmerzhaftigkeiten. Die Prostata wird (mit einem normal langen Zeigefinger) nur am hinteren Pol erreicht, wenn sie in Form und Größe nicht abweicht. Und da wären wir schon am Ziel: Wir wollen am liebsten eine gerade noch erreichbare Prostata mit der Fingerspitze ertasten, die symmetrisch und bei mäßigem Druck nicht schmerzhaft erscheint!
Von Ralph Rückert, Tierarzt, Ulm, und Claus Meyer, Tierarzt, Mönchengladbach
Wurzelkanalbehandlungen bei Hunden und Katzen? Sicher irgendwie ein Nischenthema, das viele Besitzer:innen naturgemäß erst genau dann interessiert, wenn sich der Hund oder die Katze einen Zahn abgebrochen hat und sich die dringende Frage stellt: Zahnextraktion oder Wurzelbehandlung (evtl. kombiniert mit einer Überkronung)? Da aber solche Zahnfrakturen bei beiden Tierarten gar nicht so selten vorkommen, macht es wohl Sinn, sich mal vorab ein paar Gedanken zu machen.
Ich rate aus den in diesem Artikel zu erläuternden Gründen Tierbesitzer:innen schon seit vielen Jahren von Wurzelkanalbehandlungen ab und empfehle - von absoluten Ausnahmen abgesehen - viel eher die Extraktion des beschädigten Zahnes. Mit diesem Standpunkt habe ich mich immer recht alleine gefühlt, sozusagen als Vertreter einer mehr oder weniger exotischen und überpingeligen Denkweise.
Dann kam mein sehr geschätzter Kollege Claus Meyer und sein Posting zu diesem Thema in einer tiermedizinischen Fachgruppe. Claus praktiziert in seiner Praxis in Mönchengladbach Tierzahnmedizin auf höchstem Niveau, hat in Sachen Wurzelkanalbehandlung genau die gleiche Meinung wie ich und ist zu meiner großen Freude für diesen Artikel mein Co-Autor.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Ein guter Grund mehr, der geliebten Katze immer mal wieder wirklich tief in die Augen zu schauen: Das Irismelanom ist der häufigste Augentumor bei Katzen über 7 Jahren und leider ausgesprochen bösartig und metastasierungsfreudig. In etwa der Hälfte der Fälle hat zum Zeitpunkt der Diagnosestellung schon eine Metastasierung stattgefunden.
Deshalb ist eine frühe Entdeckung (in der Regel durch die Besitzer:innen) von entscheidender Bedeutung für die Überlebenschancen. Jegliche Farb- oder Texturveränderung der Iris muss einen als Katzenhalter:in zu einem zügigen Besuch der Tierarztpraxis des Vertrauens veranlassen. Für Irismelanome gilt wirklich: Lieber einmal zu viel geschaut!
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Mal wieder Zahn-Röntgenbilder, die zornig machen! Ein paar Monate zuvor hatte die Katze eine sicher sehr preisgünstige "professionelle" Zahnreinigung unter Narkose, bei der auch ein Zahn "gezogen" wurde. Genauer gesagt wurde der Zahn 408 nicht kunstgerecht extrahiert, sondern unter Zurücklassen der kompletten (und natürlich dauerhaft schmerzhaften) vorderen Zahnwurzel irgendwie rausgebrochen. Und es wurden an den anderen Unterkieferzähnen verheerende und ebenfalls extrem schmerzhafte Resorptivläsionen (RL oder FORL) ignoriert, unter denen die Katze eine sehr lange Zeit schwer zu leiden hatte.
So einen Stuss kann man natürlich nur abliefern, wenn kein dentales Röntgen zur Anwendung gebracht wird. Bei der immensen Quote (über 50 Prozent aller Tiere über 5 Jahren), mit der Katzen von Resorptivläsionen betroffen sind, ist jede Art von Zahnbehandlung bei der Katze ohne die Anfertigung dentaler Röntgenaufnahmen in unseren Augen sowohl tierschutzwidrig als auch kunstfehlerhaft.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In schöner Regelmäßigkeit und erneut überarbeitet: Mein traditioneller Silvester-Artikel, nur echt und aktuell mit der richtigen Jahreszahl in der Überschrift!
Wie letztes Jahr kündigt sich wieder ein echtes Pandemie-Silvester an, wahrscheinlich ziemlich zeitgleich mit oder kurz nach dem Höhepunkt der vierten Welle. Für unsere Haustiere ist das ja eine eher gute Nachricht, denn nach den aktuellen Beschlüssen von Bund und Ländern wird es wohl ein Verkaufsverbot für Feuerwerks-Artikel geben, was die Knallerei und den Stress deutlich verringern dürfte. Wer weiß: Vielleicht lernen ja auch wir Menschen langfristig, dass uns gar nicht so furchtbar viel abgeht, wenn wir an Silvester nicht Hunderte von Euro in die Luft ballern.
An der arzneimittelrechtlichen Situation auf dem Markt der für Knallangst zugelassenen Präparate hat sich im vergangenen Jahr meines Wissens wieder nichts geändert, so dass der Text vom letzten Dezember mehr oder weniger unverändert stehen bleiben kann. Die im letzten Jahr bestehenden Lieferprobleme für das Präparat Pexion (Wirkstoff Imepitoin) scheinen aber behoben zu sein, so dass eine Abgabe aufgrund der Indikation Geräuschangst dieses Jahr möglich sein wird. Das ist erfreulich, weil Imepitoin eigentlich die attraktivste Option für Hunde darstellt, deren Panik gleich über mehrere Tage pharmakologisch gedämpft werden muss.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Die Fotos zeigen den zwar erfreulichen, aber sich über viele Wochen ziehenden Heilungsverlauf einer großflächigen Verbrennung dritten Grades auf dem Rücken eines kleinen Hundes. Diese Verbrennung ist während eines Eingriffs in Narkose entstanden. Das kann auf zweierlei Art passieren: Zum einen (und eher selten) durch die sogenannte Neutralelektrode eines Hochfrequenzchirurgiegerätes, zum anderen (und deutlich häufiger) durch die zu hohe Temperaturabgabe einer Wärmematte, wie sie zum Erhalt der Körpertemperatur der Patienten während Narkosen verwendet wird.
Das ist ein klassischer Fall! Kommt zwar insgesamt selten vor, aber doch häufig genug, dass wir Tierärzt:innen alle einen echten Horror davor haben. Den Gedanken, dass man das während der OP zwangsläufig bemerken oder gar riechen müsste, kann man gleich vergessen. Schon eine geringfügig zu hohe Temperatur (42 Grad plus) der Wärmematte kann solche schweren Schäden verursachen . Durch die lange Einwirkzeit und die Minderdurchblutung der auf der Matte aufliegenden Hautpartien kommt es zu einer meist (je nach Fellstruktur und Haarlänge) erst nach Tagen zu bemerkenden, aber extrem schmerzhaften und tiefreichenden Hautnekrose (Gewebeuntergang). Ursache ist meist technisches oder menschliches Versagen, also zum Beispiel ein Defekt des Mattenthermostaten oder ein versehentliches Verstellen desselben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wir alle, und da nehme ich uns als Praxisteam nicht komplett aus, haben uns nach fast zwei Jahren Auf und Ab in fataler Weise an die Pandemie gewöhnt, und genau dieser Umstand führt uns jetzt in eine unvorstellbar schlimme Notlage. Gestern ist unserem Kollegen, dem RKI-Chef Lothar Wieler, in einer öffentlich übertragenen Video-Schalte endlich der Kragen geplatzt und er hat wirklich mal Klartext geredet und seinen Frust über die Ignoranz der Politik rausplatzen lassen.
Er hat ganz deutlich gesagt, dass von den 50.000 neu Infizierten, die wir genau jetzt täglich sehen, unweigerlich 400 sterben werden, ohne dass sich das noch irgendwie ändern ließe. Er hat auch gesagt, dass die tatsächlichen Zahlen locker zwei- bis dreimal so hoch sein dürften, was bedeutet, dass in Wirklichkeit auch zwei- bis dreimal so viele Menschen unweigerlich sterben werden, ebenfalls wieder, ohne dass wir dagegen noch irgendwas machen könnten. Was er nicht gesagt hat: Seit Anfang November haben wir ein exponentielles Wachstum mit einer Verdopplungsrate von etwa zwei Wochen. Was bedeutet das? Ganz einfach: Werden nicht SOFORT drastische Gegenmaßnahmen eingeleitet, werden wir Mitte Dezember (also in gerade mal drei, vier Wochen) offizielle Neuinfektionszahlen von 150.000 bis 200.000 pro Tag sehen, wieder mit einer zwei- bis dreimal höheren Dunkelziffer. Dann reden wir von rund 1.500 Menschen, die unweigerlich sterben werden, wahrscheinlich aber sogar von viel mehr, weil bei solchen Fallzahlen die Intensivversorgung schon lange zusammengebrochen und eine Case-Fatality-Rate von "nur" 0,8 Prozent dann nicht mehr zu halten sein wird.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wir erhalten von Leserinnen und Lesern unserer Texte regelmäßig Themenvorschläge, die wir natürlich in so eine Art Hit-Liste mit Ideen für künftige Artikel aufnehmen. Erstaunlicherweise führt das geriatrische Vestibularsyndrom diese Liste schon seit längerem mit weitem Abstand an. Also wird es wohl tatsächlich mal Zeit, ein paar Zeilen darüber zu schreiben.
Von selber wären wir wohl eher nicht darauf gekommen, dieses Thema zu bearbeiten, weil es sich beim geriatrischen Vestibularsyndrom um eine aus ärztlicher Sicht wenig herausfordernde Erkrankung handelt, die zwar blitzartig und mit häufig sehr beeindruckenden Symptomen auftritt, sich aber dann - Achtung: Spoiler! - in fast allen Fällen innerhalb relativ kurzer Zeit ganz von selbst wieder gibt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Neulich wurde uns ein junger Kater (etwas über ein Jahr alt) vorgestellt, der tags zuvor vom Balkon gesprungen oder gestürzt war und seitdem nicht mehr richtig auf sein rechtes Hinterbein auftreten konnte.
Die allgemeinkörperliche Untersuchung ergab außer einem stress- bzw. schmerzbedingt recht hohen Puls und der schweren Lahmheit hinten rechts keine besonderen Befunde. Bei der Lahmheitsuntersuchung zeigte sich eine so hochgradige Schmerzhaftigkeit im Bereich des rechten Hüftgelenks, dass sich ein weiteres Vorgehen ohne stark schmerzunterdrückende Sedierung von selbst verbat.
Als neueste Entwicklung in der Antibiotika-Debatte haben nun die (von Anfang an hinter dem Häusling-Veto steckenden) Humanmediziner, vertreten durch die Bundesärztekammer BÄK, gestern eine Pressemitteilung herausgegeben, die ich hier komplett zitieren möchte:
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der enorme Erfolg der Unterschriften-Kampagne des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (BPT) gegen ein weitreichendes, völlig überzogenes und wissenschaftlich nicht begründbares Verbot wichtiger Antibiotika-Klassen in der Tiermedizin hat inzwischen eine intensive Diskussion auf allen Ebenen und auch ein deutliches Medienecho ausgelöst. Damit ist ein wichtiges Ziel der Kampagne erreicht, weil nun die Öffentlichkeit und die sehr große Wählergruppe der Tierbesitzer:innen den weiteren Verlauf der Angelegenheit und das Abstimmungsverhalten im EU-Parlament genau im Auge behalten werden.
Zur Verteidigung des Vorstoßes von Martin Häusling (Grüne) und natürlich zur Diskreditierung der Diskussionsgegner:innen wird gern und häufig das "Argument" angeführt, dass man, wenn man das Veto ablehnt, automatisch die Massentierhaltung und die Anwendung von Antibiotika bei lebensmittelliefernden Tieren befürworten würde. Ein besonders übles Beispiel für diese Argumentations- bzw. Diffamierungstechnik stellt das Facebook-Posting der Fernsehköchin und österreichischen Europaabgeordneten Sarah Wiener (Grüne) dar:
"Die Desinformationskampagne von dt. Tierärzten dient anscheinend mehr dem eigenen finanziellen Wohlergehen und nicht den Tieren in der Massentierhaltung. "Einfach" bessere Haltungsbedingungen ermöglichen, dann brauchts weniger Medikamente. Eure Sarah"
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Hinter den Kulissen, völlig unter dem Radar der Bürgerinnen und Bürger und in aller Stille zeichnet sich gerade auf EU-Ebene ein echtes Drama für die moderne Tiermedizin und unser aller Haustiere ab. Wenn sich nicht sofort ALLE Tierbesitzer:innen energisch auf die Hinterfüße stellen und den zuständigen Politiker:innen die unmissverständliche Botschaft zukommen lassen, dass es so nicht geht, werden wir in der Tiermedizin innerhalb kürzester Zeit vor geradezu unvorstellbaren Problemen stehen. Wir müssen Sie also dringend bitten, sich in dieser Angelegenheit SOFORT persönlich zu engagieren, bevor es zu spät ist. Die Zeit drängt, und das ist keine Floskel!
Von Johanne Bernick, Tierärztin
Der obige Satz ist noch einer der netteren Ausdrücke der Sorge um das eigene Tier. Nicht selten bekommen wir das beim Einleiten der Narkose oder dem vorbereitenden Legen eines Venenverweilkatheters zu hören.
Um ganz ehrlich zu sein: Ich hasse diesen Satz! Er sorgt dafür, dass sich mir sprichwörtlich die Nackenhaare aufstellen und sich mein Magen verkrampft. Nicht, weil Sie etwas verschreien oder ich besonders abergläubisch bin, sondern weil ich in diesem Moment von einem fehlenden Vertrauen Ihrerseits ausgehen muss, und das im wahrhaft ungünstigsten Moment unserer Beziehung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Screenshot zeigt ein Posting, das die Tierklinik Berlin-Biesdorf kürzlich online gestellt hat. Was ich schon in dem Artikel "Maligne Kunden und was sie anrichten (Teil 2): Das schleichende Gift" vom Oktober 2020 vorhergesagt habe, wird damit bittere Realität: Die zunehmende und absolut indiskutable Übergriffigkeit und Aggressivität eines gewissen Kund:innen-Typus führt dazu, dass das sowieso gerade an allen Ecken und Enden knirschende Notdienst-System der Tiermedizin vollends in sich zusammenbricht, mit fatalen Folgen für die Mehrheit der Anständigen.
War die Motivation, mit Mühe und Not einen 24/7-Dienst aufrecht zu erhalten, angesichts von Tierbesitzer:innen mit völlig enthemmter Anspruchshaltung und einer immer mehr zunehmenden Bereitschaft zur Rüpelhaftigkeit, zum vorsätzlichen Auslösen von Shitstorms und zum freigiebigen Verteilen von Beleidigungen oder vernichtenden Bewertungen schon zuvor im steilen Sinkflug begriffen, so zerschellt sie endgültig am Boden der Tatsachen, wenn sich Kolleginnen und Kollegen im Notdienst noch nicht mal mehr ihrer körperlichen Unversehrtheit sicher sein können.
Von Johanne Bernick, Tierärztin, und Ralph Rückert, Tierarzt
Was wir uns für Ihr Tier und natürlich auch für Sie wünschen ist, dass der Besuch in unserer Praxis möglichst stressfrei ablaufen kann! Dabei tun wir alles in unserer Macht stehende, um Ihnen und Ihrem Tier Ängste zu nehmen. Wir können uns aber buchstäblich Arme und Beine ausreißen und werden trotzdem erfolglos bleiben, wenn Sie nicht auch zu Hause und in gewohnter Umgebung ein paar einfache Übungen in den Alltag einbauen und Ihrem Tier vermitteln, dass gewisse Berührungen und Maßnahmen kein Grund zu Aufregung oder gar Panik sind.
Ob jung oder alt, von klein auf bei Ihnen oder aus dem Tierschutz - es ist möglich, mit einem Mindestmaß an Vertrauen auch "schwierige" Tiere auf den Tierarztbesuch vorzubereiten. Immer wieder hören wir Sätze wie "Ich kann wirklich alles mit ihm machen, aber bei anderen versucht er zu schnappen!" oder "Am Maul berührt werden mag sie einfach nicht!". Sie können sich natürlich auf solchen Aussagen ausruhen, aber denken sie unbedingt an den worst case, der Ihnen beziehungsweise Ihrem Tier widerfahren kann: Es kommt zu einem Notfall, der Besuch einer Ihnen und Ihrem Tier unbekannten Praxis oder Klinik wird unausweichlich. Ihr Tier wird von Menschen in einer völlig fremden Umgebung und unter eventuell von der Sachlage diktiertem Zeitdruck angefasst und untersucht, ohne dass Sie überhaupt dabei sein können. (Abwehr-)Aggressions- oder Panikverhalten jeglicher Art kann in solchen Fällen eine Zeitverzögerung mit sich bringen, die sich - wenn es dumm läuft - sogar lebensbedrohlich auswirken kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Aus den Sozialen Medien:
"Freitag musste ich direkt wegen Impfung zum Tierarzt. Gestern Abend hab ich mir erstmals die Rechnung angeschaut und bin irgendwie stutzig geworden: Zunächst ist dort "Allgemeine Untersuchung mit Beratung" aufgeführt. Ist ja auch okay. Ich denke, dass es üblich und auch positiv ist, dass sich der Tierarzt vor der Impfung ein Bild vom Gesundheitszustand des Hundes macht (Kontrolle der Zähne, Augen, Ohren). Weiter unten steht allerdings noch mal "eingehende Untersuchung einzelner Organe" - was soll das bitte sein? Das Abhören des Hundes oder wie? Hätte jetzt gedacht, dass das auch zur allgemeinen Untersuchung gehört, wenn er das Hundchen mal kurz an Herz und Lunge abhört. Und damit meine ich wirklich kurz (so 10 - 20 Sekunden) und das ist für mich auch nicht "eingehend"! Und dafür berechnet der xy Euro netto extra?"
Nichts, wirklich nichts, ist als erster Schritt auf dem Weg zur korrekten Diagnose so wichtig wie die Allgemeine (AU) und die Eingehende Untersuchung (EU). Und nichts, wirklich nichts, wird von vielen Kunden geringer geschätzt als diese beiden Leistungen. Und nichts, wirklich nichts, könnte falscher sein!
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Ein ebenfalls sehr social-media-aktiver Kollege hat vor vier Jahren einen kurzen Artikel über die Gefahren des Zuckeraustauschstoffes Xylit (Xylitol, Birkenzucker) für Hunde veröffentlicht, der gut gemacht war und sich in der Hundewelt weit verbreitet hat. Deshalb und weil man als Blogger allzeit originell sein und auf keinen Fall "abschreiben" will, haben wir uns über dieses Thema längere Zeit keine Gedanken mehr gemacht, so nach dem Motto "Weiß doch wohl inzwischen jede(r)!".
Um so schockierter waren wir, als neulich in einer sehr großen Facebook-Hundegruppe von einer Xylitvergiftung berichtet wurde und sehr bzw. zu viele Kommentare von Leuten kamen, die bekannten, keinen blassen Schimmer von dieser Gefahr gehabt zu haben. Es gilt für solche Themen wohl das selbe wie für Werbung: Die Botschaft muss offenbar ständig wiederholt werden, um am Ende möglichst viele Mitglieder der Zielgruppe zu erreichen. Also sind wir halt mal unoriginell und weisen erneut auf die Gefahren dieser nach wie vor zu häufig vorkommenden Alltags-Vergiftung hin. Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, und wenn dieser Artikel auch nur zehn Hunden den Kragen rettet, soll es uns das wert sein.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
So wie auf dem Foto bitte, bitte nicht! Ich bin in einem anderen Artikel vor Jahren mal ganz nebenbei und kurz auf dieses Thema eingegangen, möchte es aber nochmal ansprechen: Es ist für uns ein echtes (und wirklich völlig unnötiges!) Ärgernis, wenn Sie uns zur Untersuchung oder gar für einen Eingriff in Narkose einen Hund präsentieren, der völlig verdreckt ist.
Weder Sie noch Ihr Tier müssen für einen Tierarztbesuch wie aus dem Ei gepellt sein. Aber bitte: Es ist weder sinnvoll, noch nett, wenn Sie in direktem Anschluss an einen ausgiebigen Spaziergang über regengepeitschte Äcker mit völlig verschlammten Gummistiefeln und einem bis zu den Ohrspitzen eingesauten Hund ins Wartezimmer gestolpert kommen. Das führt nämlich regelmäßig dazu, dass wir nach Ihrem Besuch erst mal vom Eingang bis zum Sprechzimmer alles durchwischen und oftmals auch noch unsere Kleidung wechseln müssen, um sowohl die Räumlichkeiten als auch uns wieder präsentabel zu machen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nein, es läuft - wie von der Weltgesundheitsorganisation WHO dieser Tage offiziell attestiert - nicht wirklich gut mit dem Impfen hier in Deutschland. Neben wirklich schweren und annähernd unverzeihlichen Fehlern bei der Impfstoffbestellung durch die EU ist dafür in meinen Augen nicht zuletzt das typisch deutsche Bemühen um möglichst unangreifbare Perfektion verantwortlich. Die Politik hat (natürlich!) klar vorausgesehen, dass gerade wir Deutschen mit einer einerseits pragmatischen, andererseits genau dadurch fehlerbehafteten Vorgehensweise so gar nicht umgehen können.
Mein Beleg für diese Sichtweise sind die inzwischen allerorten aufflammenden Impfneid-Diskussionen nach dem Motto "Was? Du mit Deinen 35 Jahren bist geimpft, während ich, 72 Jahre alt und vorerkrankt, immer noch keinen Termin bekommen habe? Und das nur, weil du Dir irgendein Pflegeverhältnis zu deiner Mutter aus den Fingern gesogen hast, die immer noch jünger ist als ich?"
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Die sozialen Medien fließen über von Postings, in denen Hundebesitzer:innen höchst befriedigt Fotos ihrer von irgendeiner stundenlangen oder hochintensiven Aktivität völlig erschlagenen – eben "ausgepowerten" - Vierbeiner präsentieren, als ob sie damit eine persönliche Heldentat vollbracht hätten. Das färbt natürlich ab, so dass andere, die es nicht so richtig schaffen, ihre Tiere "auszupowern", sich fragen, ob sie am Ende vielleicht keine guten Hundehalter:innen sind, so im Sinne dieses Zitats:
"Ich hab zwei Mischlinge, die draußen am liebsten nur rennen möchten und nicht müde zu bekommen sind. Ich geh viermal am Tag Gassi und wir gehen regelmäßig in den Dog Park, damit sie ihre Energie los werden können. Manchmal frage ich mich aber, ob sie es bei aktiveren Hundeeltern besser hätten. Leute, die lange Wanderungen machen und mit ihnen joggen gehen."
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Das kleine Kerlchen auf dem Foto ist Balou. Wir haben ihn am 16. Februar in unserer Praxis vorgestellt bekommen. Da hatte er mittelgradig Durchfall, war aber sonst gut drauf, neugierig und aktiv. Der Giardientest fiel positiv aus, eine entsprechende Behandlung wurde eingeleitet. Zwei Tage später war er wieder da, weil es ihm plötzlich gar nicht mehr gut ging. Genau genommen ging es ihm derartig schlecht, dass wir ihn nach stabilisierender Erstversorgung zur stationären Intensivbehandlung in eine Klinik überwiesen haben. Am 22. Februar war sein kurzes Leben schon wieder vorbei. Er starb als Letzter von vier Geschwistern, die etwas über eine Woche zuvor mit einem größeren Transport aus Rumänien in der Hoffnung auf schöne Forever-Homes nach Deutschland gekommen waren, an der Parvovirose.
Ich höre Sie jetzt buchstäblich alle denken: Ja, typisch, so läuft das eben gern mal, wenn man sich einen Welpen aus dem illegalen Hundehandel anschafft! Weit gefehlt: Balou und seine Geschwister wurden von einer nach unseren Recherchen durchaus seriös wirkenden Auslandstierschutz-Organisation nach Deutschland verbracht. Die mehr als unerfreulichen Begleitumstände dieses Falles bringen uns aber zu der Frage, was genau eigentlich der Unterschied zwischen den Methoden im illegalen Hundehandel und dem Vorgehen mancher Auslandstierschutz-Orgas sein soll.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Das Universum der wissenschaftlichen (Tier-)Medizin ist beängstigend groß und dehnt sich mit rasanter Geschwindigkeit aus. Für uns Mediziner ist das ein echtes Problem. Wirklich und permanent am Ball zu bleiben, keine neuen, für unsere Patienten relevanten Entwicklungen zu versäumen, ist eine kraftraubende Anstrengung, an der man manchmal schier verzweifeln kann und am Ende der Karriere meist tatsächlich verzweifelt, weil einem mit zunehmender Erfahrung immer klarer wird, was man alles noch nicht weiß und auch nie wissen wird. Jede(r) reagiert auf ihre/seine Weise auf diese Herausforderung. Manche ruinieren sich, ihre Gesundheit, ihre Familien, ihre Beziehungen, und schaffen es trotzdem, als an beiden Enden brennende Kerzen zu unser aller Nutzen Licht ins Dunkle zu bringen und herausragende Arbeit zu leisten. Die meisten von uns versuchen mehr oder minder erfolgreich, unter Beibehaltung einer wenigstens halbwegs vernünftigen Work-Life-Balance ihren Patienten gute (Tier-)Ärzt:innen zu sein und zu bleiben. Einige (zu viele!) verzweifeln, scheitern, nehmen sich das Leben, landen in der Psychiatrie.
Und dann gibt es noch die, die - meist recht früh in ihrer Karriere - einfach desertieren, sich in Feigheit vor dem Feind aus dem gewaltigen Universum der Wissenschaft davonstehlen und sich in ein warmes, gemütliches, kleines Loch verkriechen, von dem aus sie die unzähligen, kalt leuchtenden Sterne wissenschaftlicher Erkenntnis endlich nicht mehr sehen müssen. Dieses Loch hat viele Namen: Alternativmedizin, Komplementärmedizin, Integrative Medizin, Homöopathie, Bioresonanz, Tierkommunikation, usw. und so fort! In Wirklichkeit geht es bei diesem Loch eigentlich eher um einen Abgrund, nämlich den der Quacksalberei und der Kurpfuscherei auf Kosten der Patienten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Redaktioneller Hinweis: Das ist ein - aus aktuellem Anlass, auf den ich erst in Teil II eingehen werde - überarbeiteter Relaunch eines Artikels, den ich schon vor vier Jahren veröffentlicht hatte.
Ich muss da mal kurz was klarstellen, nicht zuletzt, um falsche Erwartungen Ihrerseits zu verhindern, was ja auch in Ihrem Sinne sein sollte, ob Sie meinen Standpunkt nun gut finden oder nicht: Auch wenn ich mich sehr bemühe, meine Patienten nur so viel zu impfen wie nötig, ich aufgrund neuer medizinischer Erkenntnisse ein Problem mit der pauschalen Kastration von Hunden habe und ich mich ganz allgemein als Tierarzt sehe, der nach dem Leitsatz "Primum non nocere" ("In erster Linie nicht schaden") erst eingreift, wenn es wirklich nötig ist, bin und bleibe ich wissenschaftlicher Tiermediziner mit Leib und Seele. In meiner Praxis gibt es deshalb nur evidenzbasierte, also in ihrer Wirksamkeit bewiesene Tiermedizin, keine Schwurbeleien wie Homöopathie, Bach-Blüten, Schüssler-Salze, Bioresonanz oder sonstigen Humbug.
Warum? Fragen wir mal anders herum: Weshalb kommen Sie mit Ihrem kranken Tier zu mir? Nun, in der Regel, damit ich es wieder gesund mache, eine Krankheit durch Prophylaxe verhindere oder zumindest ein nicht mehr heilbares Leiden lindere. Dafür zahlen Sie mir gutes und oftmals sauer verdientes Geld. In meinen Augen bin ich Ihnen dafür eine medizinische Vorgehensweise schuldig, die wissenschaftlich beweisbar funktioniert. Alles andere wäre ja Betrug an Ihnen, also Quacksalberei, und darüber hinaus ein Vergehen an Ihrem Tier, das sich (wie übrigens auch ein Kind!) nicht selber gegen irgendwelche Spinnereien wehren kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Dr. Carola Musterfrau ist eine Kollegin von mir, sowohl als Tierärztin als auch als Inhaberin einer langjährig etablierten, mittelgroßen und sehr schönen Praxis. Carola ist Anfang fünfzig, war immer bienenfleißig, vielleicht zeitweise zu fleißig für ihr eigenes Wohl, weil sie - wie so viele Kolleginnen und Kollegen - unter einem ausgeprägten Helfer-Syndrom leidet. Sie genießt diese Phase in ihrem Leben als Tierärztin in vollen Zügen. Das "Fuck-you-Money" ist auf dem Konto, und sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Erfahrung und ihres tiermedizinischen Könnens.
Carola hat aber ein echtes Problem! Sie ist buchstäblich zu erfolgreich! Ihre Praxis - obwohl beileibe noch nie zur "Discount- oder Holzklasse" gehörend - wird von zu vielen Tierhalter:innen konsultiert, weil sie eine hervorragende Reputation für Sorgfalt, Freundlichkeit, diagnostische Fähigkeiten und vieles mehr genießt. Die Tage, an denen das Fallaufkommen nur mit beträchtlichen Überstunden bewältigt werden kann, werden immer häufiger. Es gibt zunehmendes Gegrummel aus dem Team, und die ständige Hetzerei fängt an, die vormals sehr hohe Arbeitsqualität negativ zu beeinflussen, weil es zu Fehlern kommt, die vormals undenkbar gewesen wären.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wie so oft als Einleitung ein Netz-Fundstück, die 1-Sterne-Bewertung einer deutschen Tierarztpraxis: "Vorsicht, Abzocker! Ich habe wegen ihrem guten Ruf zu dieser Praxis gewechselt, aber als ich neulich beim ersten Besuch mit unserer neuen Fellnase eine Liste mit ein paar Fragen dabei hatte und die mit der Chefin durchgesprochen habe, standen hinterher auf der Rechnung die Posten "Ziffer 11: Eingehende Beratung" und "Z (Zeitgebühr)", für zusammen 70,48 Euro plus Märchensteuer!!! Das ist eine bodenlose Frechheit, wir haben uns nur eine halbe Stunde über unser Mäuschen unterhalten. Bei meinem früheren Tierarzt hat das nie was gekostet! Diese Praxis, wo es nur ums Geld geht, nicht um die Tiere, sieht mich jedenfalls nie wieder!".
Das ist ziemlich typisch. Irgendwo in meinen vielen Bewertungen müsste sich eigentlich auch sowas finden, wenn ich mich richtig erinnere. Die Gebührenordnungsziffern 10: "Beratung im einzelnen Fall ohne Untersuchung (auch schriftlich oder fernmündlich)", 11: "Eingehende Anamneseerhebung oder Beratung, das gewöhnliche Maß übersteigend, einschließlich eingehender Vorbereitung..." und Z: "Zeitgebühr"stoßen bei Haustierbesitzer:innen häufig auf irgendwas zwischen empörtem Unverständnis und blankem Entsetzen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Zitat aus einem Facebook-Kommentar:
"Ich musste mit meiner Hündin heute früh zum Tiermedizinischen Notdienst. Die Ärztin kannte mich und meine Hündin nicht, hat genau diagnostiziert,die Wirbelsäule geröntgt, beraten, Spritzen gesetzt und Medikamente mitgegeben. Bezahlen musste ich €132,- + Vater Staat. Am Sonntag! Für die Zeit, die Beratung und den technischen Aufwand, finde ich den Preis absolut fair."
Absolut fair! Hm..., fair für wen eigentlich bitte? Fair nach welchen Maßstäben? Könnten wir uns eventuell hier unter uns darauf einigen, dass diese und Tausende ganz ähnlicher Aussagen, die man überall lesen kann, letztendlich scheinheiliger Bullshit sind? Es geht in Wirklichkeit überhaupt nicht um "fair", es geht um "billig, billiger, am billigsten"! Wenn man auch nur drei Meter weit selbständig denken kann und einen kurzen Blick in die Gebührenordnung für Tierärzte wirft, wird sofort sonnenklar, dass an der genannten Gebührenhöhe "für die Zeit, die Beratung und den technischen Aufwand" rein gar nichts "fair" ist, schon gar nicht im Notdienst. "Illegales und massives Gebührendumping unter Ausnützung mühsam getarnter Sklavenarbeit von Abhängigen" würde es eher treffen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Video der "SOKO Tierschutz" (Vorsicht beim Anklicken! Geht jedem halbwegs normal veranlagten Menschen massiv an die Nieren! Man muss es sich nicht unbedingt antun, um den folgenden Text verstehen zu können!) sorgt gerade mit Recht für ein ziemliches Rauschen im Blätterwald. Eine Jägerin tötet eine in einer Lebendfalle gefangene, panische Hauskatze durch drei (!) Pistolenschüsse. Oder anders ausgedrückt: Sie braucht sage und schreibe drei Schüsse (mit ausgiebigen Beratungs- und Denkpausen dazwischen), bis sie das Tier aus einem Abstand von 20 Zentimetern endlich so trifft, dass es tatsächlich tot ist!
Ich zitiere mal den erklärenden Text der "SOKO Tierschutz": "Dieses Video zeigt die extrem grausame Tötung einer Hauskatze durch eine Jägerin. Es wurde vermutlich im Dezember 2020 im Umland von Augsburg aufgenommen und zeigt Szenen, die bisher noch nie dokumentiert wurden, aber wahrscheinlich für das Schicksal vieler verschwundener Hauskatzen stehen. Die bayerische Gesetzgebung sieht keine Informationspflicht gegenüber Katzenbesitzern im Falle einer Tötung durch Jäger vor. Ab einer Entfernung von 300 m von Wohnhäusern gilt praktisch eine Feuer-frei-Zone für Katzen. In diesem Fall sieht SOKO Tierschutz einen Akt der Tierquälerei und wir werden Strafanzeige gegen die Jägerin erstatten, sowie allen anwesenden Komplizen, die in das Geschehen nicht eingegriffen haben. (…) Nach Aussagen von Insidern machten die Jäger Jagd auf die Katze, da diese teure, extra ausgesetzte Fasane fressen würde. Fasane sind beliebte, lebende Zielscheiben für Jäger."
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es geht grad so weiter, wie es letztes Jahr aufgehört hat, also schon wieder mit einem Artikel über die uns alle intensiv beschäftigende Corona-Pandemie bzw. die jetzt anlaufende Massenimpfaktion. Diese Impfung wird natürlich maximal öffentlich und intensiv diskutiert. Alles andere wäre ja auch fast unnatürlich.
Allerdings kursieren da ein paar völlig verquere Vorstellungen und Bedenken, die es dringend mal gerade zu rücken gilt. Dabei geht es mir absolut nicht um die Bekehrung von terminal vernagelten Anti-Vaxxern, denn das wäre so oder so sinnlos. Nein, es geht mir um letztendlich unberechtigte Sorgen und Ängste derer, die sich eigentlich sehr gern durch eine Impfung ihr altes Leben zurück geben lassen wollen, dabei aber ein gewisses Bauchweh nicht unterdrücken können.
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Monika Rückert, Praxismanagerin
Tja, was soll man sagen? Das hatten wir uns beim letzten Jahreswechsel schon irgendwie anders vorgestellt, nicht wahr? Der giftige chinesische Fluch "Mögest du in interessanten Zeiten leben!" hat uns dieses Jahr ja buchstäblich alle getroffen, die einen mehr, die anderen weniger. Verständlicherweise wollen sehr viele jetzt hinter 2020 einen Haken machen und fest darauf hoffen, dass sich 2021 endlich alles wieder zum Besseren wenden wird.
Als Privatpersonen geht es uns genau so: Das war - obwohl wir durch Umsicht und sicher auch Glück eine Corona-Infektion bisher vermeiden konnten - eine Zeit, die einen an ein Zitat von Wolfgang Borchert erinnert: "Der Schnaps war alle und die Welt war grau, wie das Fell, wie das Fell einer alten Sau!". Als Tierarzt ist man dagegen hin- und hergerissen: War das jetzt in der Gesamtbewertung ein positives oder ein negatives Jahr? Um unser Fazit gleich vorwegzunehmen: Es war tatsächlich trotz aller Widrigkeiten ein weiteres goldenes Jahr für uns, in erster Linie deshalb, weil wir durch die Krise noch deutlicher vor Augen geführt bekommen haben, was wir an unseren Kunden und unserem Dream-Team haben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Mal wieder - wie dieses Jahr ja schon öfter - kein wirklich tiermedizinisches Thema. Und unweigerlich werden mich wieder welche auffordern, doch als Schuster bei meinen Leisten zu bleiben. Da die Pandemie uns aber alle angeht und auch massiv in unserem Leben beeinflusst, fühle ich mich durchaus berufen, zwischenrein auch mal darüber zu schreiben.
Wer wirklich hinschaut und nicht krampfhaft die Augen verschließt, sieht gerade eine ausgesprochen besorgniserregende Entwicklung: Der sogenannte "Lockdown Light" hatte einen viel zu schwachen Effekt auf die exponentielle Verbreitung des Virus. Wir haben definitiv jegliche Kontrolle verloren. Es sterben wieder viel zu viele Covid-19-Erkrankte, regional geraten immer mehr Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen, so dass es schon vereinzelt zu Triage-Situationen kommen dürfte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In schöner Regelmäßigkeit und erneut überarbeitet: Mein traditioneller Silvester-Artikel, nur echt und aktuell mit der richtigen Jahreszahl in der Überschrift!
Eigentlich dachte ich schon fast, dass ich mir den Artikel dieses Jahr sparen könnte, weil die Knallerei aufgrund der aktuellen Pandemiesituation deutschlandweit verboten wird, aber im Moment sieht es danach wohl doch nicht aus. Es könnte sogar sein, dass die BesitzerInnen silvesterpanischer Hunde dieses Jahr auch noch mit zusätzlichen Problemen fertig werden müssen. Manche fahren ja gewohnheitsmäßig zu Silvester mit dem Hund irgendwo hin, wo nicht geböllert wird, was unter den momentan geltenden oder für die Zeit nach Weihnachten angedachten Regelungen einfach nicht machbar sein dürfte. Die sonst gültigen Tipps von wegen Flughafen, Flughafenhotel oder Sylt sind dieses Jahr leider überhaupt nicht zielführend. Selbst das Rumgondeln auf der Autobahn könnte eventuell - je nach Bundesland - zu unerquicklichen Diskussionen mit den Ordnungskräften führen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Eine gute Freundin, selbst keine Ärztin, aber Frau eines unfallchirurgischen Chefarztes, sagt immer, dass jedem Unfallchirurgen irgendwann ein Arm oder ein Bein gebrochen werden müsste, damit sie das, was sie so alltäglich machen, mal aus Sicht des Patienten erleben dürfen.
Was die Empathie mit Operationspatienten angeht, fühle ich mich nach - wenn ich richtig zähle - sechs chirurgischen Eingriffen in meinem bisherigen Leben ganz gut eingestellt. Jetzt, gerade letztes Wochenende, haben meine Frau und ich mal erleben dürfen, wie es sich anfühlt, wenn eine Impfung ziemlich unangenehme Nebenwirkungen hervorruft.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Triage, ein aus dem Französischen stammender Begriff für einen hässlichen medizinischen Vorgang: Überfordert (etwa in der Militär-, Seuchen- oder Katastrophenmedizin) die Zahl der Fälle die vorhandenen Ressourcen (Intensivbetten, OP-Tische, Ärzte und anderes medizinisches Personal), muss eine Triage durchgeführt werden, also eine sinnvolle Reihenfolge für die Behandlung der wartenden Patienten gefunden werden, im extremsten Fall unter Inkaufnahme von Todesfällen, die bei ausreichenden Ressourcen vermeidbar gewesen wären.
In der Tiermedizin hat die Triage (außer als Telefon-Triage bei der Terminvergabe) nie eine große Rolle gespielt. Bis jetzt! Durch das Bröckeln unserer Notdienststrukturen sind die Einrichtungen, die noch Notfälle versorgen, tatsächlich in letzter Zeit manchmal (und wohl leider zunehmend) gezwungen, in ihren Wartezimmern eine Art Triage durchzuführen. Das kann für die Besitzer schwer kranker Tiere, die natürlicherweise den eigenen Notfall für den wichtigsten halten und die zudem keinen Einblick in Vorgänge und Zwänge hinter den Kulissen haben, eine sehr belastende Erfahrung darstellen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn Sie als normaler, sich allzeit zivilisiert verhaltender Mensch und Tierbesitzer den ersten und zweiten Teil dieser Serie gelesen haben, werden Sie sich vielleicht denken: Unglaublich, was die so aushalten müssen, die Tierärztinnen und Tierärzte! Aber inwiefern soll solches Fehlverhalten mancher Leute das ganze System Tiermedizin beeinflussen, und damit auch mir, dem sich korrekt verhaltenden Kunden schaden?
Ich bin der Überzeugung, dass wir uns in der Tiermedizin mit großer Geschwindigkeit dem titelgebenden Wendepunkt nähern, ihn teilweise vielleicht sogar schon erreicht haben, an dem der jahrzehntelang als gegeben angenommene Käufermarkt Tiermedizin in einen Verkäufermarkt umschlägt, sprich: Der Kunde, der Tierbesitzer kann nicht länger die Bedingungen diktieren, unter denen tiermedizinische Leistungen erbracht werden. Bösartiges, toxisches Verhalten von gewissen Kunden ist zwar nur einer der vielen Faktoren, die diese Entwicklung antreiben, aber ein ganz wesentlicher.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der erste Teil meiner Serie über bösartige Kunden und den gar nicht zu unterschätzenden Schaden, die sie dem Einzelnen und dem tiermedizinischen System im Ganzen zufügen, endete mit dem Zitat einer Tiermedizinstudentin, in dem klar zum Ausdruck kommt, dass diese junge Kollegin sich schon jetzt, knapp vor dem Ende ihres Studiums, vor ihrem zukünftigen Berufsalltag fürchtet. Sie hat Angst! Und das in einer Lebensphase, in der sie sich eigentlich mit Fug und Recht wie Bolle freuen sollte, dass sie jetzt dann bald dieses knallharte Studium hinter sich haben und in ihrem gewählten Beruf loslegen können wird. Als Tierarzt aus einer anderen Generation, einer Generation vor Internet-Shitstorms, vor Bewertungsportalen, in denen sich noch der letzte grenzdebile Maulheld fast beliebig Luft machen kann, vor der heute üblichen Verrohung des zwischenmenschlichen Umgangs, finde ich das unbeschreiblich traurig.
Zu Anfang wollte ich eigentlich nur über das im ersten Teil beschriebene und empörende Ereignis schreiben. Der Kommentar der jungen Kollegin hat mich aber dazu gebracht, mich weiter mit diesem Thema auseinander zu setzen, so dass ich für die Aufarbeitung jetzt wohl drei Artikel benötigen werde. Für diesen Teil habe ich über die sozialen Medien viele Kolleginnen und Kollegen gefragt, ob es Ereignisse mit Kunden gibt, die sie als praktizierende TiermedizinerInnen dauerhaft verändert oder gar beschädigt haben. Liest man alles, was ich als Antworten erhalten habe, in Folge durch, hat man danach das dringende Bedürfnis nach Alkohol oder Antidepressiva. Für unsere Zwecke sollen uns ein paar schlaglichtartige Zitate genügen. Keine Angst, sehr, sehr lang (wie in meinem Blog meistens) wird es trotzdem. Einige Zitate wurden von mir zwecks besserer Lesbarkeit leicht verändert oder gekürzt.
Von Ralph Rückert
Wenn mein Text Sinn machen soll, müssen Sie erst mal diesen Artikel in der Regionalzeitung "Nordkurier" lesen. Weiterhin können Sie sich die Social-Media-Diskussion des Ereignisses auf Facebook geben, aus der ich vereinzelte Kommentare zitieren werde.
Fertig? Okay, dann hier gleich einleitend und ganz knapp meine Meinung: Dass der Hund auf dem Weg in eine Tierklinik letztendlich verstorben ist, tut jeder Tierärztin und jedem Tierarzt sehr leid, auch mir. Ansonsten: Eine einzige Sauerei! Eine Sauerei, wie die Tierbesitzer, die sich beileibe mehr als genug eigene Fehlleistungen vorwerfen lassen müssen, hier nun eine Rufmordaktion gegen die Kollegin gestartet haben. Eine Sauerei auch, wie sich eine Regionalzeitung diesbezüglich auf in meinen Augen fragwürdigste Art und Weise instrumentalisieren lässt. Und eine weitere Sauerei sind viele Kommentare, die man in der Diskussion auf Facebook finden kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In meinem Blog findet man im April 2017 eine vierteilige Artikelserie über das Thema "Euthanasie". In Teil 3 "Ohne vernünftigen Grund" habe ich schon damals erläutert, was mit dieser auf den ersten Blick sehr gummig wirkenden Formulierung gemeint ist und dass aus rechtlicher Sicht sowohl den Tierbesitzern als auch den TierärztInnen inzwischen sehr weitreichende Bemühungen und finanzielle Belastungen zugemutet werden, bevor ein für die Einschläferung eines Tieres ausreichender vernünftiger Grund als gegeben angenommen werden kann.
Viele TierbesitzerInnen leben nach wie vor in der Vorstellung, dass wir KleintierpraktikerInnen ein Tier mehr oder weniger auf ihren Wunsch einschläfern dürften bzw. müssten. Dieses aktuelle Urteil des Amtsgerichts Halle vom 16. März 2020 macht eindrücklich klar, dass dem absolut nicht so ist und dass wir TierärztInnen dazu bereit und in der Lage sein müssen, JEDE Euthanasie eines Tieres (zur Not eben auch vor Gericht) ausreichend begründen zu können. Man beachte: Nicht der Besitzer des Hundes, auf dessen Wunsch die Euthanasie erfolgte, wurde angeklagt und verurteilt, sondern die durchführende Kollegin!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
"In der Praxis X / in der Klinik Y haben sie gesagt, da müsste man noch nix machen!". Ein - gern in leicht empörtem oder genervtem Tonfall vorgebrachter - Einwand, den wir öfter hören, wenn wir eine Tierbesitzerin / einen Tierbesitzer auf die Notwendigkeit einer professionellen Zahnreinigung (PZR) aufmerksam machen. Bei uns "Prophylaxe-Taliban" löst das regelmäßig irgendwas zwischen Stirnrunzeln und Kopfschütteln aus.
Die vier Fotos zeigen Zahnsteinansatz unterschiedlichen Schweregrades beim Hund, von ziemlich wenig bis schrecklich viel. Alle diese Stadien sind nach unserer Ansicht definitiv behandlungsbedürftig. Eine Prophylaxe im Sinne einer vorbeugenden Maßnahme, die verhindern soll, dass Krankheiten der Zähne oder des Zahnhalteapparates überhaupt erst entstehen, ist aber nur in Fällen von leichtem Zahnsteinansatz möglich (Foto 1, allenfalls noch Foto 2). Bei fortgeschrittenem Zahnsteinansatz (Bild 3 und 4) findet sich meist schon eine mehr oder weniger starke Parodontitis, sprich: Es ist bereits ein nicht mehr rückgängig zu machender Schaden am Zahnhalteapparat entstanden, der bestenfalls aufgehalten werden kann, oder gar (Bild 4) schon ein so verheerender Zustand erreicht, dass Zahnverluste nicht mehr zu vermeiden sind.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Alle Hunde (aber auch Katzen und noch so einige andere Tierarten) besitzen in direkter Nähe des Afters zwei Analbeutel bzw. Analdrüsen. Angesichts der Häufigkeit, mit der speziell Hunde wegen sicherlich sehr schmerzhafter Analbeutelprobleme in der Tierarztpraxis vorgestellt werden, können wir Mensch echt dankbar sein, nicht mit diesen Organen gesegnet zu sein.
Die Analbeutel liegen auf auf einem gedachten Zifferblatt mit dem After als Mittelpunkt auf 8 und 4 Uhr und stellen Drüsensammelräume dar, in denen das gebildete Sekret sozusagen bevorratet wird. Gebraucht wird dieses Sekret regelmäßig anlässlich der Darmentleerung, bei der es durch die in der Querfalte es Afters mündenden Ausführungsgänge auf die Kotsäule aufgetragen wird. Außerdem können sich die Analbeutel in Paniksituationen reflexartig entleeren, was logischerweise auch manchmal in der Tierarztpraxis passiert. Manche Besitzer machen auch die olfaktorisch leidvolle Erfahrung, dass sich die (wahrscheinlich schon etwas überfüllten) Analbeutel eines Hundes in Tiefenentspannung, also im Schlaf, teilweise entleeren können.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Auf dem ersten Bild ist die Genitalregion eines erwachsenen, NICHT kastrierten Airedale-Terrier-Rüden zu sehen. Wenn wir da, wo die Hoden eigentlich sein sollten, genauer hinschauen, stellen wir fest, dass wir da genau nix sehen. Sieht aus, als ob der Rüde schon im Welpenalter kastriert worden wäre.
Es handelt sich um einen beidseitigen Kryptorchismus (Hodenhochstand). Die Hoden waren durchaus vorhanden, aber halt nicht da, wo sie hätten sein sollen. Der linke Hoden lag - gut tastbar und chirurgisch leicht zugänglich - subkutan, also unter der Haut, neben dem Penis zwischen Leistenspalt und dem eigentlich nicht wirklich vorhanden Hodensack (Skrotum). Der rechte Hoden dagegen war per Ultraschalluntersuchung in der Bauchhöhle nachweisbar und musste von uns dort "abgeholt" werden. Einseitiger Hodenhochstand kommt als vererbtes Leiden beim Rüden leider gar nicht so selten vor, ein beidseitiger Kryptorchide ist aber schon ein bisschen was Besonderes.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Tja, die berüchtigte und ad nauseam diskutierte zweite Welle! Wird es überhaupt eine geben? Und wenn, erst im Herbst oder Winter vielleicht? Oder doch möglicherweise demnächst? Ich war und bin in dieser Frage selber hin und her gerissen. Als selbständiger Freiberufler, der wachen Auges um sich schaut und mehr als deutlich wahrnimmt, was für enorme Flurschäden Deutschlands sehr erfolgreiche (!) Abwehr des ersten Angriffs von SARS-CoV-2 in unserer Wirtschaft verursacht hat, habe ich vor der eventuellen Notwendigkeit eines erneuten Lockdowns fast schon panische Angst.
Gleichzeitig muss ich mit großer Beklommenheit zwei aktuelle Entwicklungen feststellen:
1. Israel, das sich wie Deutschland während der ersten Corona-Welle buchstäblich mit Ruhm bekleckert und das Infektionsgeschehen sehr schnell in den Griff bekommen hat, steht nun vor einem Scherbenhaufen und höchstwahrscheinlich vor erneuten drastischen und wirtschaftlich sehr bedrohlichen Maßnahmen. Gerade mal vier Wochen haben gereicht, um alles, was durch teilweise leider völlig überzogene Einschränkungen (25 Prozent der Israelis haben ihren Job verloren!) gewonnen wurde, durch zu großen Leichtsinn, also das Verfallen ins andere Extrem, wieder zu verspielen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein durchaus häufiger Vorstellungsgrund: Der abgebrochene Milch-Caninus (Eckzahn) bei Hunde- und Katzenwelpen. Allerdings: Mindestens genau so häufig wird dieses Problem dem Tierarzt leider und oft zum Nachteil der Welpen nicht vorgestellt, entweder weil die Besitzer es erst gar nicht bemerken oder aber (gern durch unsachkundige Äußerungen in den sozialen Medien bestärkt) der Meinung sind, dass der alsbald anstehende Zahnwechsel die Situation von selber bereinigen würde.
Deshalb gleich zu Anfang ein klares Statement: Ein abgebrochener Milcheckzahn muss so gut wie immer extrahiert werden, vorzugsweise unter Röntgenkontrolle (je ein Bild vorher und nachher)!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich behaupte mal, dass die meisten unserer Haustiere es bezüglich ihres Todes besser haben als wir Menschen. So sehr viele Besitzer darauf hoffen: Der unverhoffte, qualfreie Tod im Schlaf ist halt ein eher seltenes Ereignis. In den allermeisten Fällen ist das Ende des Lebens mit Krankheiten oder Verletzungen verbunden, die mit schwerem Leiden einhergehen und die mit dem Leben letztendlich nicht mehr vereinbar sind.
Wir Menschen müssen diese letzte Phase unseres Lebens aufgrund der rigiden, empathie- und erbarmungslosen Haltung der Humanmedizin irgendwie durchstehen, in der Regel alles andere als leidensfrei, trotz aller gegenteiligen und in meinen Augen oft unerträglich verlogenen Beteuerungen der Palliativmediziner. Die Corona-Krise hat uns ja gerade aktuell vor Augen geführt, mit welcher brutalen Gedankenlosigkeit Pflegepatienten im absoluten Endstadium ihres Lebens massenhaft zu Hochintensivpatienten gestempelt und ganz allein, ohne ihre Angehörigen und auch noch des letzten Restes ihrer Würde beraubt zu Tode therapiert werden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein ganz aktuelles Facebook-Posting in einer Hundegruppe, das innerhalb von 13 Stunden über 400 Kommentare gezogen hat:
"Nachdem ich es immer wieder lese und absolut kein Verständnis dafür hab ... Den Hund einfach beim Tierarzt abgeben? Sorry, aber würd ich niemals machen. Hier darf ich sowohl bei meinem TA als auch in die Klinik mit rein. Ich würd die Krise kriegen...... Ich würde mein Kind doch auch nicht einfach beim Kinderarzt abgeben."
Wir PraxisinhaberInnen sind uns natürlich mehr als bewusst, dass es wohl einige TierbesitzerInnen geben muss, die das so oder ähnlich sehen. Als Dienstleister lebt man nicht zuletzt davon, dass man die Erwartungshaltung eines Großteiles seiner Kundschaft erfüllt. So gesehen machen einem solche Meinungsäußerungen natürlich Bauchweh, auch und gerade dann, wenn man sich dadurch in ein auswegloses Spannungsfeld zwischen Erfüllung von Kundenwünschen und verantwortungsvollem Verhalten in einer nie dagewesenen Situation gebracht sieht.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In meinem Grundlagen-Artikel über Ektoparasitenprophylaxe bin ich ganz am Ende zwar schon mal auf die Wirkstoffgruppe der Isoxazoline eingegangen, aber gerade diese Präparate sind in Tierhaltergruppen und -foren ein derartiges Dauerthema, dass ich noch einmal ganz spezifisch über sie schreiben möchte.
Die Isoxazoline, deren Substanznamen alle mit -laner enden (Fluralaner, Afoxolaner, Sarolaner, Lotilaner), sind eine tierarzneimittelhistorisch sehr junge Wirkstoffgruppe und erst seit ca. fünf Jahren auf dem Markt. Sie sind systemische Insektizide und Akarizide, wirken also gegen Zecken, Flöhe und Milben. "Systemisch" bedeutet, dass sich der Wirkstoff nach oraler Verabreichung im Körper des Hundes in mehr oder weniger allen Geweben verteilt und die Zielparasiten, die Körperflüssigkeiten des Hundes aufnehmen, mehr oder weniger schnell um die Ecke bringt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 29. Februar, mit 66 gemeldeten Infektionen bundesweit, hatte ich geschrieben, dass SARS-CoV-2 gekommen wäre, um zu bleiben, und wir alle dieses Virus für eine gewisse Zeit als Fact of Life akzeptieren müssten. Heute, mit ca. 133000 gemeldeten Infektions- und annähernd 3600 Todesfällen, mit einem Stillstand des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft, hat sich das leider als traurige Wahrheit herausgestellt.
Wir befinden uns nun mitten in einem Lernprozess. Wir müssen lernen, mit der Pandemie und ihren Folgen irgendwie zu leben. Eines ist dabei ganz sicher: Infektionsschutz, also das ständige Bemühen, nicht angesteckt zu werden bzw. niemand anderen anzustecken, wird für viele Monate ein ganz wichtiges Thema bleiben, zumindest für die, die noch nicht infiziert worden sind und dadurch (hoffentlich!) schützende Antikörper gebildet haben. Die für unsere Praxis eingeführten Schutzmaßnahmen habe ich ja an anderer Stelle schon ausführlich dargestellt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Gleich zu Anfang: Das ist allenfalls am Rande ein tiermedizinischer Artikel. Wenn Sie von der Corona-Pandemie nichts mehr hören und sehen wollen, kann ich das teilweise nachvollziehen. Aber dann lesen Sie bitte auch erst gar nicht weiter. Ich will kein Genöle hören, dass man als Tierarzt bei seinem Thema bleiben müsse und sowas gar nicht schreiben dürfe. Ich schreibe in meinem Blog, was ich will. Dies ist kein neutral-informativer Artikel, sondern ein emotionaler Wutausbruch, eine reine Polemik, die ich mir als Bürger, als selbständiger Freiberufler, als Arbeitgeber und als Tierarzt rausnehme. Also, wenn Sie das nicht lesen wollen, dann ist genau hier nach dem Ausrufezeichen bitte Schluss!
So ganz allgemein und auf breiter Ebene wird den verantwortlichen Stellen in Deutschland gern bescheinigt, dass sie bezüglich der SARS-CoV-2-Pandemie einen guten Job machen würden. Diese verantwortlichen Stellen bestätigen sich das auch gerne und häufig gegenseitig, die Kanzlerin dem Gesundheitsminister, dem Innenminister, den Ministerpräsidenten, diese alle wiederum der Kanzlerin und alle zusammen in schöner Harmonie natürlich auch dem Robert-Koch-Institut. Kurzum: Alle Beteiligten klopfen sich in größter anzunehmender Selbstzufriedenheit beständig gegenseitig auf die Schulter.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Tja, schon wieder ist ein Update zu diesem Thema nötig, und es zeigt eindrucksvoll, wie unberechenbar das läuft, wenn ein neues Virus auf die Welt losgelassen wird. An allen Ecken wird geforscht, werden neue Daten gesammelt und neue Erkenntnisse gewonnen. Jeden Tag kann irgendwas rauskommen, was alles bisher Angenommene auf den Kopf stellt.
Jetzt haben wir es plötzlich mit der Vorabveröffentlichung einer Studie aus dem State Key Laboratory of Veterinary Biotechnology und dem National High Containment Laboratory for Animal Diseases Control and Prevention (Harbin, China) zu tun, deren Ergebnisse in Bezug auf Katzen und Frettchen leider nicht so prickelnd sind.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Von offizieller Seite, unter anderem von einigen Landestierärztekammern, wird uns Praxis- und Klinikinhabern geraten, uns in diesen Zeiten der COVID-19-Pandemie möglichst auf die Behandlung von tiermedizinischen Notfällen zu beschränken und alle anderen Terminanfragen abzulehnen.
Klingt auf den ersten Blick eigentlich ganz vernünftig. Die Frage ist nur: Was ist denn unter Berücksichtigung der aktuellen Situation ein tiermedizinischer Notfall? Und genau vor der Beantwortung dieser Frage hat sich bisher noch jede der solche Empfehlungen oder Richtlinien aussprechenden Einrichtungen erfolgreich gedrückt. Also gehen wir das jetzt mal unter Anwendung des gesunden Menschenverstandes selber an.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ganz aktuell, seit gestern Abend, wird gemeldet, dass in Brüssel, Belgien, im Kot und im Erbrochenen einer offenbar kranken Katze das Coronavirus SARS-CoV-2 nachgewiesen worden ist. Logischerweise fängt diese Meldung bereits an, unter Tierhaltern weite Kreise zu ziehen. Deshalb scheint es angebracht, den aktuellen Erkenntnisstand mal kurz zusammenzufassen.
Meines Wissens wurde bis jetzt weltweit bei drei Haustieren SARS-CoV-2 durch PCR-Test nachgewiesen, und zwar bei zwei Hunden in Hongkong (einem 17 Jahre alten Zwergspitz am 26. Februar und einem 2 Jahre alten Deutschen Schäferhund am 18. März) und bei der bewussten Katze aus Brüssel (ebenfalls am 18. März). Im Gegensatz zu den beiden Hunden aus Hongkong, die keinerlei Krankheitssymptome zeigten bzw. zeigen, litt die belgische Katze zum Untersuchungszeitpunkt an Problemen des Verdauungssystems und des Atemtrakts.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Erkennen Sie uns noch? Ich hoffe doch, auch wenn wir jetzt beim Kontakt mit Ihnen chirurgische Gesichtsmasken tragen und darüber hinaus die Infektionsschutzmaßnahmen noch einmal an die dynamische Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie angepasst haben.
Wie in der Überschrift schon ausgedrückt: Wir wollen so lange für erkrankte Haustiere im Dienst bleiben, wie es irgendwie geht. Essentiell wichtig für dieses Vorhaben ist natürlich ein gut funktionierender Infektionsschutz, und zwar sowohl für uns, das Praxispersonal, als auch für Sie als Kunden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vor genau 14 Tagen habe ich geschrieben (und dafür natürlich von einigen LeserInnen Panikmache und Hysterie vorgeworfen bekommen): "Das als SARS-COV-2 bezeichnete Virus ist der Verursacher der COVID-19 genannten Erkrankung. Seit dem primären Ausbruch in Wuhan, China, hat sich das Virus rasant und interkontinental ausgebreitet. Ich bin - wie eigentlich alle Tier- und Humanmediziner, die ich persönlich kenne - davon überzeugt, dass die momentan zu beobachtenden Eindämmungsbemühungen der Behörden zum Scheitern verurteilt sind und das Ausrufen einer Pandemie durch die WHO nur noch eine Frage von Tagen sein dürfte.
Dieses Virus ist gekommen, um zu bleiben. Wie lange es am Ende bleiben wird, ob es uns mit dem Frühling (höhere UV-Strahlung, mehr Aufenthalt im Freien und weniger in geschlossenen Räumen, etc.) wieder in Ruhe lässt oder im Herbst ein fröhliches Comeback feiert, ob wir also von Monaten oder gar Jahren reden, kann im Moment niemand sagen. Wir werden es aber auf jeden Fall für einige Zeit als Fact of Life akzeptieren und unser alltägliches Verhalten entsprechend ausrichten müssen."
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Schwierige Sache: Wie schreibt man über dieses Thema, ohne sich dem Vorwurf der weiteren Panikmache auszusetzen? Wie aber kommt man andererseits als Inhaber eines Unternehmens, in dem sich täglich nicht wenige fremde Menschen treffen, und der zudem auch eine Fürsorgepflicht für seine Angestellten hat, darum herum, sich mit der aktuellen Entwicklung auseinanderzusetzen? Nun, wie auch immer: Wir alle werden in den nächsten Wochen und Monaten unser Verhalten in vielerlei Hinsicht ändern (müssen), auch und gerade im zwischenmenschlichen Bereich. Diese Tatsache lässt sich schlecht totschweigen, also gehen wir es mal (mit aller gebotenen Zurückhaltung!) an.
Das als SARS-COV-2 bezeichnete Virus ist der Verursacher der COVID-19 genannten Erkrankung. Seit dem primären Ausbruch in Wuhan, China, hat sich das Virus rasant und interkontinental ausgebreitet. Ich bin - wie eigentlich alle Tier- und Humanmediziner, die ich persönlich kenne - davon überzeugt, dass die momentan zu beobachtenden Eindämmungsbemühungen der Behörden zum Scheitern verurteilt sind und das Ausrufen einer Pandemie durch die WHO nur noch eine Frage von Tagen sein dürfte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Zitat einer jungen Dame aus den sozialen Netzwerken, genauer gesagt aus einer lokalen Facebook-Gruppe, anlässlich der Frage nach einer "günstigen" Tierarztpraxis:
"Den Arzt würde ich auf keinen Fall empfehlen, wir haben da für einen Hasen 700€ liegen lassen!! DIAGNOSE WAR FALSCH UND HASE STARB KURZ DANACH!! ER DACHTE KREBS SEI EIN PILZ. UND MEIN PRAKTIKUM HAB ICH AUCH BEI IHM ABSOLVIERT.... GÜNSTIG IST DER GUTE HERR DOKTOR, AUF KEINEN FALL."
Aha, man nimmt also interessiert zur Kenntnis, dass die Diskussionsteilnehmerin für sich in Anspruch nimmt, durch ein Praktikum - sozusagen als "Insiderin" - einen tieferen Einblick in eine Tierarztpraxis gewonnen zu haben, und es darüber hinaus für ihr gutes Recht hält, diese vermeintlichen Erkenntnisse in offensichtlich rufschädigender Absicht, in Großbuchstaben (also schreiend) und maximal öffentlich zu ventilieren.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 20. Dezember hat - wie erwartet - der Bundesrat die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) mit besonderer Berücksichtigung der Gebühren im Notdienst geändert. Gestern, am Donnerstag, den 13. Februar 2020, wurden die Änderungen im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und sind damit ab heute in Kraft. Sollten Sie mit ihrem Tier dieses Wochenende den Notdienst benötigen, gehören Sie zu den ersten Kunden, die von dieser Änderung betroffen sein werden.
Der Kern der Änderung in einem Satz: Nehmen Sie in Zukunft tiermedizinische Notdienstleistungen in Anspruch, werden Ihnen erstens eine Notdienstpauschale (sogenannte Türöffnungs- oder Handshake-Gebühr) von 50 Euro (plus Mehrwertsteuer!) und zweitens ein deutlich erhöhter Gebührenrahmen für die erbrachten Leistungen (plus Mehrwertsteuer!) berechnet.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Freund und Admin einer großen Hundegruppe hat sich neulich mal die Mühe gemacht, die Neuanmeldungszahlen des Tasso-Haustierregisters für das Jahr 2018 den offiziellen VDH-Welpenzahlen gegenüber zu stellen.
Auf Platz 5 der Tasso-Statistik finden wir die Französische Bulldogge mit 11203 Neuanmeldungen. Der grauenhafte Trend, mit einer der schlimmsten Qualzuchtrassen aller Zeiten an der Leine durch die Gegend zu laufen, ist also leider ungebrochen. Diese Tatsache wird in ihrer Dramatik allenfalls dadurch übertroffen, dass diesen 11203 Neuanmeldungen gerade mal 154 (1,37 Prozent!) offiziell bei VDH-Züchtern geborene Frenchie-Welpen gegenüber stehen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Unzählige Male habe ich in meinen 30 Jahren als praktizierender Tierarzt meinen Patienten Schmerzmittel zur Linderung ihrer Beschwerden durch degenerative Gelenkveränderungen (Arthrose) verschrieben. Und ebenso unzählige Male bin ich nach meiner Meinung gefragt worden zu Zusatzpräparaten mit allenfalls zweifelhafter oder gar überhaupt nicht nachweisbarer Wirkung, wie zum Beispiel Kollagen, Glucosamin, Chondroitin, etc..
Auf Verblüffung und manchmal sogar einen gewissen geistigen Widerstand stoße ich dagegen, wenn ich den Patientenbesitzern das effektivste Arthroseschmerzmittel überhaupt ans Herz lege, das zudem auch noch den enormen Vorteil hat, das Weiterfortschreiten der Gelenkveränderungen zumindest zu verlangsamen. Wie heißt dieses Wundermittel?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
"Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate! - Lasset, die Ihr hier eintretet, alle Hoffnung fahren!" (Dante Alighieri)
Für wenige andere Erkrankungen gilt dieses Zitat in dem Ausmaß wie für das Osteosarkom beim Hund. Ab dem Moment der Diagnose geht es in der überwältigenden Anzahl der Fälle nicht mehr um Heilung, sondern nur noch darum, wie lang der Patient mit welcher Lebensqualität noch überleben wird.
Deutlich besser dran ist die Katze, bei der Osteosarkome seltener auftreten als beim Hund und sich auch wesentlich weniger aggressiv verhalten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In schöner Regelmäßigkeit und erneut überarbeitet: Mein traditioneller Silvester-Artikel, nur echt und aktuell mit der richtigen Jahreszahl in der Überschrift!
Das Wichtigste wie immer zuerst: Geben Sie Ihrem silvesterpanischen Hund auf gar keinen Fall Acepromazin! Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Acepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Das ist natürlich eine ganz fiese Sache, also Finger weg! Es gibt durchaus nach wie vor Kolleginnen und Kollegen, bei denen diese Erkenntnis bisher leider nicht angekommen ist. Darüber hinaus hat der Wirkstoff ein recht hohes Potential für gravierende und gefährliche Nebenwirkungen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die Tiermedizin ist im Umbruch! Die neuen Big Player heißen Anicura (Mars) und Evidensia (Nestlé). Diese Investoren kaufen europaweit Praxen und Kliniken auf und betreiben sie als hochrentable Profitmaschinen.
In meinem letzten Blogartikel
"Mars, AniCura, Nestlé, Evidensia: Deutschlands Tiermedizin wird zum Schlachtfeld der Corporates!"
habe ich sowohl die Hintergründe als auch meine persönliche Einschätzung ausführlich erläutert.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Gleich zu Beginn eine Klarstellung: Das ist beileibe keine neutrale Reportage, sondern eindeutig eine Polemik, die ausschließlich meine Meinung und meine tiefe Besorgnis über die aktuelle Attacke international agierender Großunternehmen (Corporates) auf den deutschen Tiermedizin-Markt zum Ausdruck bringen soll. Als Warnung: Nur für wirklich Interessierte! Sie haben es mit rund 3000 Wörtern zu tun. Machen Sie es sich also ruhig erst mal mit einem Glas Rotwein gemütlich!
Ready Player One! Die Spieler sind auf dem Spielfeld, die Schlacht um den deutschen bzw. europäischen Tiermedizin-Markt hat begonnen. Die AniCura-Group mit inzwischen ca. 270 Klinik- und Praxis-Standorten in ganz Europa ist der Avatar von Mars Petcare, dem weltweit größten Besitzer von Tierarztpraxen und -kliniken.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 25. Oktober 2019 hat der Tierschutz Sauerlach e.V. auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht, dass bei ihnen ein Aufnahmestop für Igel bestünde, weil alle Plätze belegt seien. Unter dieser Mitteilung werden auch noch Erste-Hilfe-Maßnahmen für Igel aufgeführt, die ich hier zitieren möchte:
"Igel warm halten (handwarme Wärmflasche oder PET Flasche beilegen). Evtl. Igel mit Pinzette von Zecken und Maden befreien. Wenn er warm genug ist, erst dann Katzennassfutter und Wasser anbieten, nicht vorher. Keinen Tierarzt aufsuchen (geben oft falsche Medikation). Igelnotnetzwerk kontaktieren!"
Das ist also der Rat eines eingetragenen Tierschutzvereins: "Keinen Tierarzt aufsuchen"! Nicht schlecht!
Wird ja schon überall im Netz fleißig geteilt, und zwar mit Fug und Recht, denn das ist nicht wirklich lustig:
Ich kann für mich in Anspruch nehmen, nie behauptet zu haben, dass man seinen Hund mit selbst zusammengestellten Rationen (ob nun roh oder gekocht) NICHT gut ernähren könnte. Man muss sich halt nur genug Wissen zu dem Thema aneignen, was - nebenbei bemerkt - leider die wenigsten machen.
Ich war also nie der für meinen Berufsstand typische und kategorische BARF-Gegner, wenn ich mich auch immer über die quasi-religiöse Züge annehmende "Philosophie" dahinter mehr oder weniger dezent lustig gemacht habe.
Wenn es aber so ist, wie diese durchaus seriöse Veröffentlichung andeutet, dass man nämlich im Rahmen einer BARF-Ernährung den eigenen Hund mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zum Mutterschiff multiresistenter Keime macht, dann ist das in meinen Augen schon ein sehr, sehr schwer wiegendes Kontra-Argument.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Mal aus aktuellem Anlass eine ganz kurze Anmerkung: In einer der letzten Ausgaben des Zeit-Magazins wurde erläutert, dass für die mehr als 90 Prozent der Bevölkerung, die gegen den Trend der Zeit immer noch gerne Fleisch verzehren, der Kauf von Wildschweinfleisch eine sinnvolle Alternative zum Schweinebraten aus der Massentierhaltung wäre. Wildschweine müssen unter den heutigen Voraussetzungen – die nicht Gegenstand dieses Artikels sein sollen – sowieso in großer Zahl (mehr als 800000 pro Jahr) geschossen werden. Eine Verwendung als hochwertiges Nahrungsmittel macht also auch in meinen Augen durchaus Sinn.
Das Zeit-Magazin wäre nicht das Zeit-Magazin, wenn bei dieser Gelegenheit nicht auch gleich ein paar Wildschwein-Rezepte mitgeliefert worden wären, und zwar italienische. Die klangen gut, so dass wir uns spontan Wildschwein gekauft haben, um mal "Cinghiale al latte" zu versuchen. Das Rezept verlangt, dass das Fleisch vor dem Schmoren in mundgerechte Stücke geschnitten wird, und als ich da am Schneidbrett stand, sah ich aus dem Augenwinkel und keineswegs unerwartet, dass unser Terrier Nogger schon rechts von mir Position bezogen hatte, in der nach seinen bisherigen Erfahrungen nicht unberechtigten Hoffnung, dass da was für ihn abfallen könnte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vor ein paar Tagen, am 23. September 2019, hat die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT), deren Mitglied ich natürlich bin, das neu formuliertes Merkblatt 157 zur artgerechten Kaninchenhaltung online gestellt, das jeder Kaninchenhalter (oder an Kaninchenhaltung Interessierter) unbedingt gelesen haben sollte.
Das Merkblatt verschärft die Anforderungen an eine artgerechte Kaninchenhaltung deutlich. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass TVT-Merkblätter regelmäßig sehr schnell Leitliniencharakter annehmen und damit bei der rechtlichen Beurteilungen von Tierhaltungsformen durch Veterinärämter und Gerichte größte Bedeutung gewinnen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Gehen wir mal etwas näher darauf ein, was ein Notfall ist und ganz nebenbei auch darauf, wie man als Besitzer den Zustand seines Tieres halbwegs zutreffend einschätzen kann.
Dieses Thema hat durch die aktuelle tiermedizinische Notdienstkrise deutlich an Brisanz gewonnen, weshalb ich diesen eigentlich über sieben Jahre alten Artikel wieder ausgegraben und überarbeitet habe. Seit kurzem ist nämlich auch ein Info-Faltblatt der Bundestierärztekammer (BTK) mit dem Titel "Schnelle Hilfe für Hund, Katze & Co." erhältlich, in dem unter anderem ebenfalls erläutert wird, was einen echten Notfall darstellt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich bekam ich eine Mail, eine von im Schnitt fünf vergleichbaren pro Tag. Eine Hundebesitzerin fragte, ob ich schon mal einen Blog-Artikel über CBD-Öl geschrieben hätte. Für den Fall, dass nicht, bat Sie mich ganz lässig, ihr meine Gedanken zu dem Thema darzulegen.
Tja, was macht man da? Wollte ich dem Ansinnen der Dame nachkommen, könnte ich ja auch gleich einen ganzen Blog-Artikel zu CBD-Öl verfassen. So ein Artikel kostet mich aber grundsätzlich irgendwas zwischen vier und acht Stunden Arbeit, weshalb ich nur über Themen schreibe, die mich gerade irgendwie bewegen und für die ich ein gewisses Maß an Interesse aufbringen kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Eigentlich dachte ich, in meinem Artikel "Der Wurmkur-Irrtum?" mehr oder weniger alles zum Thema Entwurmung gesagt zu haben, und eigentlich habe ich auch keinen Bock mehr auf die endlosen und fruchtlosen Diskussionen, die (speziell von grenzwertig wahrnehmungsgestörten Personen) darüber immer geführt werden.
Aber leider läuft da momentan im Netz eine medizinisch nicht ganz ungefährliche Kundenverarschung bezüglich parasitologischer Kotuntersuchungen, die es wohl notwendig macht, dass ich nochmal nachlege.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die Stiftung Warentest hat sich in Ausgabe 6/19 ihres Magazins "test" mal wieder Hundefutter vorgenommen, in diesem Fall Nassfutter. Wie immer löst das in interessierten Kreisen eine gewisse Wallung aus, weil halt die Ergebnisse und ihr Zustandekommen vielen Leuten nicht in ihr Weltbild passen.
Eine Diskussion des Tests an sich erspare ich mir. Das quasi-religiöse Thema "Ernährung" gehört (zusammen mit Impfen und Entwurmen) zu den Bereichen, in denen viele Tierärzte (auch ich) einfach keinen Bock mehr haben, Fakten zu liefern, die dann doch wieder entweder ignoriert oder als weltumspannende Verschwörung zwischen Tiermedizin und "Big Pharma" verdammt werden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Uns selber hat es bisher nie erwischt. Entweder haben wir Glück gehabt oder wir machen irgendwas richtig, was andere Hundebesitzer falsch machen. Aber bei jedem neuen Welpen habe ich anfangs subtil Schiss, denn wenn man als ständig (und sogar zum Spaß, Pfui!) mit dem Auto rumfahrender Mensch an einen Hund gerät, der zur Reisekrankheit neigt, dann hat man echt die Pest am Hals.
Eigentlich sind die Chancen ganz gut, dass man sein ganzes Leben lang Hunde hält, ohne dass sich einer als KFZ-Problemfall entpuppt, denn über den Daumen gepeilt ist nur jeder fünfte bis sechste Hund betroffen. Passiert es aber, kann das Leben hochgradig mobiler Besitzer plötzlich und dauerhaft sehr, sehr kompliziert werden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Hier mal wieder ein (sehr kurzer) Artikel aus aktuellem Anlass: Gestern wurde mir ein Welpe wegen wiederholtem Erbrechen und eingeschränktem Allgemeinbefinden vorgestellt. Ein kurzes Studium des vorgelegten Impfpasses ergab, dass der allenfalls knapp 8 Wochen alte Zwergspitz aus Bulgarien stammte und nicht gegen Tollwut geimpft war. Außerdem war er sowohl von Endo- als auch von Ektoparasiten befallen, hatte also Würmer und Flöhe. Und er war leicht erkennbar ziemlich krank.
Jetzt nochmal zum Mitschreiben: Ein aus dem Ausland stammender Welpe muss gültig gegen Tollwut geimpft sein. Diese Impfung darf erst erfolgen, wenn der Welpe mindestens 12 Wochen alt ist, und wird 21 Tage später für einen grenzüberschreitenden Transport nach Deutschland gültig. Wie man es also dreht und wendet: Ein Hund aus dem Ausland kann nicht in einem Alter von weniger als 15 Wochen legal nach Deutschland verbracht worden sein! Ich wäre echt dankbar, wenn diese doch eigentlich ziemlich einfache Regel mal endlich bei allen potentiellen Welpenkäufern ankäme!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Und gleich hier mal kurz Stopp! Dieser Artikel enthält im Gegensatz zu den meisten anderen in meinem Blog keine tiermedizinischen Informationen, und wenn Sie ein Mensch mit normal entwickeltem Anstand sind, brauchen Sie trotz des vielleicht interessant klingenden Titels eigentlich gar nicht erst weiter zu lesen, weil Sie nämlich nicht gemeint sind.
Am Ostersonntag fahre ich mit meiner Frau im Cabrio bei bestem Wetter durch das schöne Appenzell. Das Handy klingelt zum ersten Mal. Dran ist eine Kundin, deren Hund an diesem Morgen gar nicht gut drauf ist und die wissen möchte, an wen sie sich da wenden könnte. Ich habe ihr erläutert, wie sie die am Osterwochenende diensthabende Praxis erreichen kann. Kein Problem, dafür ist meine Notrufnummer schließlich da. Das Handy klingelt zum zweiten Mal. Wieder ein Kunde, dessen Katze über Nacht Probleme mit der Atmung entwickelt hat. Auch ihm wird geholfen, wieder überhaupt kein Problem für mich.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Eine Zuschrift: "Ich habe eine junge Hündin und rechne in Kürze mit ihrer zweiten Läufigkeit. Ich mache mir Sorgen, dass sie eine Pyometra bekommen könnte. In mehreren Tierarztpraxen wurde mir gesagt, dass das eine sehr gefährliche Erkrankung wäre und ich deshalb meinen Hund unbedingt kastrieren lassen sollte."
Ja, das ist die Drohkulisse, die nach wie vor von vielen Kolleginnen und Kollegen aufgebaut wird, und zwar nicht nur gegenüber den Besitzern von Hündinnen, sondern auch in Diskussionen untereinander. Es wird von furchterregenden Komplikationsraten berichtet und von Hündinnen, denen man nicht mehr helfen konnte, weil die Besitzer nicht schnell genug auf die Symptome ihres Tieres reagiert hatten. Ist also die Angst vor der Pyometra ein triftiger Grund für eine prophylaktische Kastration?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Hundehalter haben häufig einen Garten. In vielen Gärten findet sich heutzutage ein Komposthaufen. Hat man selber keinen, hat der Nachbar einen, und das gern mal an der Grundstücksgrenze, also für den Hund eventuell doch erreichbar.
Vielen Hundebesitzern mag nicht bekannt sein, dass von Kompost eine nicht unbeträchtliche Vergiftungsgefahr für ihr Tier ausgehen kann. Deshalb hier eine kurze Darstellung der Kompostvergiftung von Leyla, einer 3-jährigen, intakten und 36 kg schweren Cane-Corso-Hündin. Die Fotos zeigen Leyla einmal in ihrer ganzen Schönheit und einmal bei ganz schlechtem Befinden während der Behandlung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Einige der älteren Hunde, die man draußen beim Spaziergang melancholisch hinter ihren Besitzern hertrotteln sieht, haben natürlich gesundheitliche Probleme, die sie schlecht zu Fuß machen. Auf dieses Thema bin ich ja in Teil 1 eingegangen. Bei der Mehrheit dürfte der Grund für dieses Verhalten aber darin zu suchen sein, dass sie einfach geistig erstarrt, völlig unterfordert und bezüglich der immer gleichen täglichen Routine vor Langeweile schier um den Verstand gebracht worden sind, also - neudeutsch ausgedrückt - unter einem ausgewachsenen Boreout-Syndrom leiden.
Lassen wir mal den alten Goethe ran, weil der das eben kann, mit einem Zitat aus "Torquato Tasso", das mir meine Trauzeugin damals zu unserer Hochzeit geschenkt hat:
"Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen,
Da merkt man auf, da sucht man seinen Zweck
In ihrer Gunst, damit sie nutzen sollen.
Allein bei Freunden läßt man frei sich gehn,
Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubt
Sich eine Laune; ungezähmter wirkt
Die Leidenschaft, und so verletzen wir
Am ersten die, die wir am zartsten lieben."
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ja, sicher, wir werden alle nicht jünger, und je älter wir werden, desto mehr lassen gewisse Fähigkeiten nach. Wo man mit 20 Jahren noch über einen Zaun gesprungen ist, einfach weil er da war, würde man das mit über 50 Jahren nur noch auf der Flucht vor einer Horde Zombies in Betracht ziehen, und das auch nur, nachdem man vorher seine Zaunspring-App hat ausrechnen lassen, ob und wie das klappen könnte.
Unseren Haustieren geht es nicht anders, nur aufgrund der kürzeren Lebensspanne natürlich noch viel schneller. Trotzdem ist der obige Satz bei unseren vierbeinigen Familienmitgliedern oft genug für viel Leid verantwortlich, Leid, das in vielen Fällen gut verbessert oder gar vermieden werden könnte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 30. Juli 2014 habe ich den Blog-Artikel "Kuhherde tötet Wanderin" veröffentlicht. Den sollten Sie vielleicht noch schnell lesen, weil ich dann nicht alles wiederkäuen muss, was ich damals geschrieben habe. Der Artikel ist für meine Verhältnisse recht kurz und enthält zudem einige für berg- und kuhunerfahrene Städter ganz nützliche Tipps im Umgang mit aufdringlichen oder gar erzürnten Almrindern. Also bis gleich...
.
.
.
Fertig? Gut, dann weiter im Text! Damals war der aktuelle Anlass der unglückliche Tod der Wanderin, Familienmutter und Hundehalterin. Und jetzt hat das Innsbrucker Landesgericht ein (noch nicht rechtsgültiges) Urteil von höchster Brisanz gefällt, das DAS Wanderurlaubsland Österreich nach meiner Einschätzung so richtig in die Bredouille bringt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Mittags gehe ich immer mit meinem Terrier Nogger durch "unseren" Wald nach Hause. Der Kindergarten in der Nachbarschaft hat in diesem Wald eine Art Außenstelle, einen sogenannten Waldkindergarten. Manchmal begegnen wir den Kindern, die sich mit ihren Erzieherinnen am Vormittag im Wald aufgehalten haben, wenn sie zum eigentlichen Kindergarten zurücklaufen.
Bei diesen Begegnungen leine ich Nogger immer an, um irgendwelche Irritationen zu vermeiden. Meist bin ich bei diesen Mittagsspaziergängen gedanklich noch halb in der Praxis und eher nur beiläufig auf meine Umgebung konzentriert. Gestern dagegen habe ich die Reaktionen der Kinder aufmerksam beobachten können und war ein bisschen schockiert, denn letztendlich hat sich keines von ihnen wirklich normal verhalten.
Von Christian Weser und Ralph Rückert, Tierärzte
Winter is coming! Eine Warnung, mit der Game-of-Thrones-Fans und Reptilienhalter gleichermaßen etwas anfangen können.
Wenn auch mittlerweile alle betroffenen Reptilien in unserer Obhut schon in ihrem jeweiligen Winterlager schlafen müssten, möchte ich im Folgenden noch auf ein paar wichtige Dinge rund um die richtige Überwinterung eingehen. Besonderes Augenmerk werde ich dabei heute auf die kalte Überwinterung der gängigen Landschildkrötenarten legen.
Erstaunlicherweise erreichen uns zum einen trotz schon längst andauernder Winterkälte immer noch Anfragen zur richtigen Überwinterungsmethode, zum anderen werden tatsächlich auch noch vereinzelte Kotproben von mediterranen Landschildkröten zur Untersuchung auf Parasiten abgegeben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Zitat aus einer Internetbewertung: "Dr. Mustermann versucht den Preis immer so tief wie möglich zu halten und hat wirklich angenehme Preise! Außerdem führt er keine unnötigen Untersuchungen durch."
Haben Sie etwa gerade anerkennend genickt? Finden Sie das gut? Dann sind Sie leider auf dem Holzweg! Selbständig denkende Tierbesitzer (und natürlich alle Mediziner) fangen bei so einer Bewertung an zu rennen, und zwar in die entgegengesetzte Richtung, denn wenn man mal genauer darüber nachdenkt, ist das - im Gegensatz zur Absicht des Verfassers - keine positive, sondern eine ziemlich vernichtende Aussage.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In den letzten beiden Artikeln über die wirklichen Kosten der Betreuung von Intensivpatienten und über die Notwendigkeit von Tierkrankenversicherungen habe ich schon angedeutet, dass unser Berufsfeld aktuell gewaltige, noch nie dagewesene Umwälzungen erfährt. Da die Auswirkungen dieser Veränderungen die Tierbesitzer volle Breitseite treffen werden, hier jetzt - wie versprochen - der Versuch einer Ursachenforschung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Eigentlich war das nicht so geplant, aber jetzt muss ich wohl - passenderweise zum Beginn des Feuerwerksverkaufs - doch noch einen Nachschlag zu meinem "Eierlikör-Artikel" liefern. Einerseits mag ich es gar nicht, wenn mein traditioneller Silvester-Blogeintrag nur auf die Erwähnung von Eierlikör reduziert wird, stelle ich doch recht umfassend alle Möglichkeiten dar, mit denen silvesterpanischen Hunden über die nächsten schlimmen Tage geholfen werden kann. Andererseits habe ich Verständnis für diese Sichtweise, denn aus den unzähligen Rückmeldungen, die ich über die Jahre bekommen habe, lässt sich tatsächlich der Schluss ziehen, dass eine vernünftig und zurückhaltend dosierte Menge Alkohol mit eine der besten Möglichkeiten darstellt, die Panik der betroffenen Hunde auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
So weit, so gut, aber nun haben es die Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie (GTVMT) und meine - manchen Hundebesitzern sicher als Buchautorin bekannte - Kollegin Celina del Amo (auch GTVMT-Mitglied) sich plötzlich auf die Fahnen geschrieben, diese pragmatische und simple Maßnahme zur Angstlösung durch wirre Argumente und völlig realitätsferne Panikmache schlecht zu machen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich habe über Tierkrankenversicherungen vor knapp drei Jahren schon mal einen Artikel geschrieben, in dem es in erster Linie darum ging, welche Tierbesitzer sich diesen Schutz gönnen sollten. Seitdem hat sich in unserer Branche so viel getan, dass es in meinen Augen Sinn macht, das Thema noch einmal zu vertiefen.
Im Prinzip hat sich der Personenkreis, der besser früher als später eine TKV abschließen sollte, drastisch erweitert, und das liegt in erster Linie daran, dass die Gebühren für hochklassige Tiermedizin und speziell die Notfallversorgung (wie von mir schon seit Jahren vorausgesagt) inzwischen stark anziehen. Es ist abzusehen, dass sich mittelfristig ein Preisniveau etablieren wird, wie wir es jetzt schon in anderen und mit Deutschland ansonsten gut vergleichbaren Ländern wie Großbritannien und Schweden sehen können, und das ist zwei- bis dreimal so hoch wie hierzulande!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich in der Hundegruppe: Die Besitzerin eines Hundes, der nach einer Magendrehungs-OP stationär in einer Tierklinik liegt, stellt in völlig nachvollziehbarer Sorge folgende Frage:
"Tierklinik: angenommen, meinem Hund geht es plötzlich ganz bedrohlich schlecht, wird man in dem Fall dann auch nachts angerufen oder worst case, sie verstirbt heute Nacht. So was erfährt man doch dann bestimmt nicht erst spätmorgens, wenn man den Erkundigungsanruf tätigt, oder?"
Ich habe der Besitzerin dort in der Gruppe folgendermaßen geantwortet:
"Ich glaub, ich muss Euch da ein bisschen desillusionieren, vielleicht auch schockieren. Die Bilder, die Ihr im Kopf habt, stammen aus der Humanmedizin. Und selbst da ist ständige Überwachung nur möglich, weil die meisten Menschen sich verdrahten und elektronisch überwachen lassen, ohne sich ständig alles abzureißen oder abzubeißen. Ihr könnt nicht davon ausgehen, dass ein Tier, das stationär in einer Tierklinik liegt, die ganze Nacht lückenlos überwacht wird. Es kann also durchaus passieren, dass man erst am nächsten Morgen erfährt, wenn ein Tier nachts gestorben ist. Ist nicht schön, aber den Personalaufwand, den lückenlose Überwachung bedeuten würde, will nun mal keiner bezahlen. Wir reden da von 500 bis 1000 Euro als Tagessatz, nur für die stationäre Aufnahme, alle medizinischen Maßnahmen wie Untersuchungen, Injektionen, Infusionen, etc. NICHT inklusive."
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn eine Stadt-Tierarztpraxis ihren Standort wechselt, so wie wir vor etwas über zwei Jahren, dann achtet man dabei auf viele Faktoren: Erreichbarkeit, Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, die Räumlichkeiten selbst, usw. und so fort. Baut man nicht gerade neu, was mitten in der Stadt in der Regel auch nicht so einfach ist, muss man natürlich Kompromisse eingehen.
Der schmerzhafteste Kompromiss bezüglich unserer neuen und sonst so befriedigenden Praxis war, dass wir - egal, wie wir es gedreht und gewendet haben - einfach keinen Platz für ein extra Katzen-Wartezimmer schaffen konnten. Das hätte uns doch sehr gefallen, und unseren Katzenpatienten sicher auch.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Für meine Stammkunden und -leser mag es langweilig sein, aber der Jahreswechsel kommt halt nun mal mit einer gewissen Regelmäßigkeit des Weges. Hier also erneut mein traditioneller und aktualisierter Silvester-Artikel.
Das Wichtigste wie immer zuerst: Geben Sie Ihrem silvesterpanischen Hund auf gar keinen Fall Acepromazin! Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Acepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Das ist natürlich eine ganz fiese Sache, also Finger weg! Es gibt durchaus nach wie vor Kolleginnen und Kollegen, bei denen diese Erkenntnis bisher leider nicht angekommen ist. Darüber hinaus hat der Wirkstoff ein recht hohes Potential für gravierende und gefährliche Nebenwirkungen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Adopt, don’t shop! Ein griffiges Motto! Gemeint ist, dass man keinen Hund beim Züchter kaufen, sondern einen aus dem Tierschutz adoptieren soll. Wann immer in den sozialen Medien jemand nach einem Züchter oder nach Eigenschaften einer spezifischen Rasse fragt, kurz: sein Interesse an einem Rassewelpen kund tut, taucht unweigerlich eine Variante dieser Botschaft auf, gerne vorgetragen in ruppigem und vorwurfsvollem Tonfall.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Zuerst die schon in anderen Artikeln erläuterten Fakten:
1. Mindestens 50 Prozent aller Katzen über 5 Jahren leiden unter Resorptivläsionen. FORL* kann aber auch schon viel früher im Leben auftreten (siehe Fotos!).
2. FORL gilt als eine der schmerzhaftesten chronischen Erkrankungen der Katze.
3. Befallene Zähne müssen zum Erhalt einer schmerzfreien Mundhöhle sicher erkannt und dann extrahiert werden.
4. Dies ist nur durch dentale Röntgenaufnahmen möglich.
Ohne dentale Röntgenausstattung und ohne ihre konsequente Anwendung bei JEDER Katze ist eine korrekte Zahnbehandlung schlicht unmöglich! Die Bilder zeigen Fotos und Röntgenbilder vom Gebiss eines gerade mal zwei Jahre alten Katers. Rein optisch kann man mit etwas Erfahrung natürlich gut erkennen, dass mit den Zähnen ordentlich was faul ist, aber erst die Röntgenbilder zeigen das wahre Ausmaß dieser für das Tier entsetzlich schmerzhaften Katastrophe: FORL plus aggressive Parodontitis mit hochgradigem Knochenabbau! Kein einziger Backenzahn ist erhaltungswürdig! Die müssen alle raus!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Mein Thema als Blogger ist eigentlich die Kleintiermedizin. Aus der Nutztiermedizin und der Politik halte ich mich wohlweislich raus, auch wenn es mich manchmal – speziell, wenn es um den Tierschutz geht – ganz schön in den Fingern juckt. In diesem Fall gehe ich aber jetzt mal ein bisschen fremd, weil mich speziell diese politische Entscheidung so richtig empört.
Die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel war schon immer eine tierquälerische Sauerei. Als wir Studenten das seinerzeit in unserem landwirtschaftlichen Praktikum machen mussten (ja, mussten!), war das Thema Nutztiermedizin für mich definitiv erledigt. Angesichts der gellenden Schmerzensschreie der Ferkel habe ich die damals noch fast in Stein gemeißelte Auffassung, dass die Tiere in diesem Alter noch keinen Schmerz empfinden würden, einfach nicht glauben können. Inzwischen wissen wir ja sicher, dass diese Argumentation falsch und unsinnig war und dass auf diese Weise kastrierte Ferkel oft noch 14 Tage später unter Schmerzen leiden. Dementsprechend war ich mit dem 2013 beschlossenen Verbot der betäubungslosen Kastration natürlich voll und ganz einverstanden, wenn ich auch eine Vorlaufzeit von fünf Jahren für übermäßig lang hielt. In diesen fünf Jahren mussten noch 100 Millionen männlicher Ferkel diese Quälerei über sich ergehen lassen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Über den Daumen gepeilt ernähren sich etwa 5 Prozent der Deutschen vegetarisch, maximal 1 Prozent vegan. Umfragen zufolge sollen die Gründe dafür eher im ethischen als im ernährungsphysiologischen Bereich zu finden sein. Wer sich vegetarisch bzw. vegan ernährt, möchte also vermeiden, dass er sich auf Kosten von Tieren ernährt, oder macht sich Gedanken um die globalen ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Fleischkonsums.
Ich denke nicht, dass das jemals systematisch untersucht worden ist, halte es aber für gut möglich, dass unter Hundehaltern, die ja in der Regel nicht nur Hunde-, sondern auch ganz allgemein Tierfreunde sind, der prozentuale Anteil von Vegetariern und Veganern eher noch etwas höher ist als in der Restbevölkerung. Dadurch entsteht natürlich eine etwas paradox anmutende Situation: Der ethisch motivierte Vegetarier oder Veganer lebt in engster Gemeinschaft mit einem zoologisch zur Ordnung der Carnivora (Raubtiere) gezählten Vierbeiner, der dementsprechend eine klare Vorliebe für Fleisch hat und darüber hinaus als Tier keine diesbezüglichen moralischen Skrupel hegen muss.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Auf den Bildern sehen wir (einmal vor, einmal nach elektrochirurgischer Entfernung), welch schockierende Ausmaße eine Epuliden-Erkrankung speziell beim Boxer annehmen kann. Mit solchen - die Zähne buchstäblich unter sich begrabenden - Wucherungen ist natürlich kein schmerzfreies Kauen mehr möglich.
Epuliden (Einzahl: Epulis) sind aus chronischen Entzündungen entstehende Zahnfleischwucherungen. Sie können bei allen Hunden vorkommen, aber bei keiner Rasse so häufig und massiv wie beim Boxer.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nicht mehr so häufig wie in früheren Jahren, aber immer noch viel zu oft bekommt man als Tierarzt Patienten vorgestellt, angesichts deren Zustands einen entweder die blinde Wut packt oder einem vor Mitleid mit dem Tier schier die Tränen kommen.
Die Bilder zeigen die Schneidezähne eines Kaninchens, die sich durch eine Malokklusion (Fehlstellung) nicht mehr korrekt abnützen konnten und sozusagen aneinander vorbei gewachsen sind. Die oberen Schneidezähne haben eine sicherlich extrem schmerzhafte, tiefe und eiternde Wunde in den Unterkiefer gegraben Unter solchen Umständen ist eine auch nur halbwegs ausreichende Futteraufnahme natürlich schlicht nicht mehr möglich. Dementsprechend war das Tier auch bis auf die Knochen abgemagert und allenfalls noch Tage vom Hungertod entfernt. An einigen Körperteilen war das Fell aufgrund der Unterernährung schon komplett ausgefallen. Die Besitzer des Kaninchens gaben aber an, diesen Zustand erst gerade aktuell bemerkt zu haben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich in der lokalen Facebook-Hundegruppe: Ein Gruppenmitglied fragt in die Runde, welche Hunderasse man für ein Ehepaar Anfang 60 empfehlen könnte.
Einer der Kommentare: "Jemandem, der Anfang 60 ist, würde ich auf keinen Fall mehr einen Welpen geben. Ein Hund hat eine Lebenserwartung von 15 bis 18 Jahren. Wenn es dumm läuft werden die Leute in 10 Jahren krank, und dann landet ein alter Hund im TH."
Ist man wie ich selbst gerade noch ein gutes Jahr von "Anfang 60" entfernt, schwankt man bei so einem Kommentar mit seinem unverhohlenen Ageismus (neudeutsch für Altersdiskriminierung) zwischen Bitterkeit und blanker Wut.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Seit gestern (12. Juli 18) ist es für unsere Praxis offiziell: Der erste Herbstgrasmilbenbefall wurde uns vorgestellt, siehe Foto. Sie sind also wieder da!
Manche Hunde- und Katzenhalter werden sicher schon in "freudiger Erwartung" sein, denn für empfindliche Tiere ist das alles andere als spaßig. Der Übeltäter: Neotrombicula autumnalis, die Herbst(gras)milbe, auch Erntemilbe genannt. Die erwachsene Milbe ist zwar Vegetarier, ihre Larvenform aber befällt Hunde, Katzen, Mäuse, einige andere Tierarten und auch den Menschen, bei dem sie das Krankheitsbild der Erntekrätze hervorruft.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die meisten meiner Artikel werden durch reale Erlebnisse in der Praxis angestoßen, in diesem Fall durch einen Tierbesitzer, der vor Entsetzen aus allen Wolken fiel, weil ich ihm als einzig denkbare Therapiemöglichkeit für seinen Hund die Amputation eines Hinterbeines nahe gelegt habe.
So eine Reaktion ist in den 30 Jahren meines Berufslebens dankenswerterweise immer seltener geworden, kommt aber immer noch häufig genug vor, dass ich über das Thema mal ein paar kurze Anmerkungen "zu Papier bringen" will.
Von Ralph Rückert
In meinen Artikeln zur Klinikkette AniCura, die inzwischen speziell hier in der Region so gut wie alle Tierkliniken übernommen hat, hatte ich das ja schon als wahrscheinliches Ziel der Investoren benannt, und jetzt ist es passiert:
Mars Petcare, eine Subdivision des US-Konzernriesen Mars, hat die AniCura-Kette für knapp 2 Milliarden Euro gekauft. Ein guter Schnitt für die Investoren, die vor ein paar Jahren mit 220 Millionen Euro eingestiegen waren!
Wer jetzt als Tierbesitzer eine AniCura-Einrichtung aufsucht oder mangels Alternativen aufsuchen muss, wird damit automatisch zu einem Kunden von Mars Incorporated. Eine zwar erwartete, aber nichtsdestotrotz in meinen Augen extrem bedauerliche Entwicklung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In den letzten drei Wochen war ich an mehreren Tagen nicht in der Praxis anzutreffen. Wir mussten zu unserem größten Bedauern sogar OP- und Behandlungstermine verlegen.
Das liegt daran, dass ich an Vorhofflimmern bzw. -flattern erkrankt bin. Da es sich dabei um die häufigste Herzrhythmusstörung des Menschen handelt, ich in Deutschland wahrscheinlich irgendwas zwischen einer und zwei Millionen Leidensgenossen habe und es buchstäblich jeden treffen kann, will ich mal ausnahmsweise mit einem aus Patientensicht geschriebenen Blog-Artikel in der Humanmedizin wildern gehen. Wer ausschließlich an tiermedizinischen Themen interessiert ist, kann also an dieser Stelle gleich wieder aussteigen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Warnung: Bei diesem Artikel muss man Interesse für das (uns alle betreffende!) Thema "Antibiotika-Resistenzen" und die Bereitschaft zum Lesen längerer Texte mitbringen!
In meinem erst vor kurzem veröffentlichten Blog-Eintrag "Ein dickes Ei..." habe ich die Tierbesitzer darüber informiert, wie massiv und wie sinnlos sie in Zukunft durch die am 1. März 2018 in Kraft getretene Neufassung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) finanziell belastet werden.
Der Artikel spiegelt die Meinung der allermeisten Kolleginnen und Kollegen und auch unserer Berufsverbände gegenüber dieser halbgaren und wissenschaftlich nicht begründbaren Neuregelung wieder, die eigentlich nur einen Zweck erkennen lässt, nämlich den des politischen Muskelspiels. Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass ich aus der Kollegenschaft zwei ausführliche Meinungsäußerungen erhalten habe, die in eine völlig andere Richtung laufen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In einem anderen Artikel bin ich ja schon mal recht wortreich darauf eingegangen, dass bei der Erziehung von Hunden das Thema "Tierarztbesuch" leider meistens völlig außen vor bleibt.
Heute möchte ich mal in Form eines knapp formulierten Wunschzettels zusammen fassen, was man einem jungen Hund aus tiermedizinischer Sicht so alles Sinnvolles beibringen könnte, und zwar zum offensichtlichen Nutzen von Hund, Besitzer und Tierarzt. Der Wunschzettel ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass ein sehr großer Prozentsatz der Hunde diese Dinge leider NICHT drauf hat.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich in einer Facebook-Hundegruppe: "Was kostet denn hier in der Region so eine Zahnreinigung? Ein Zahn muss auch noch gezogen werden!"
Klar, da kamen jede Menge Antworten mit wild über das ganze denkbare Spektrum verstreuten Summen. Ich habe mich dann in einem Kommentar bemüht, aus fachlicher Sicht darzustellen, dass mit den angegebenen Informationen keine realistische Kostenschätzung möglich ist, weil zum Beispiel keiner weiß, wie schwer oder wie alt der Hund ist, ob es Vorerkrankungen gibt und welcher Zahn da genau extrahiert werden muss. Im Gegensatz zum Menschen muss der ganze Eingriff ja in Vollnarkose abgewickelt werden, was einen großen und sehr variablen Teil der Kosten ausmacht.
Das Posting hat mich danach trotzdem noch eine ganze Weile nicht losgelassen, und irgendwie kam mir der Gedanke, dass Ihr Tierbesitzer in genau diesem Punkt, nämlich der Narkose bei Eurem Tier, uns Tierärzten so richtig ausgeliefert und deshalb ziemlich arme Schweine seid! Nur zur Klarstellung: Mit dieser Formulierung will ich Euch in keinster Weise beleidigen, sondern vielmehr mein Mitleid, mein Mitgefühl für diese Hilflosigkeit zum Ausdruck bringen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 1. März 2018 ist eine Neufassung der Verordnung über Tierärztliche Hausapotheken (TÄHAV) in Kraft getreten, und zwar - was sicher beabsichtigt war - völlig unbemerkt durch die Personen, die davon am meisten betroffen sein werden.
In dieser Neufassung der TÄHAV wurde nämlich Ihnen, den Besitzern von Hunden und Katzen, ein richtig dickes Ei gelegt. Der Gesetzgeber selbst hat in einem Entwurf den finanziellen Mehraufwand mit über 20 Millionen Euro pro Jahr eingeschätzt, sich aber gleichzeitig befriedigt geäußert, dass diese Kosten von Tierbesitzern und Tierärzten getragen werden müssten, das Ganze für den Staat also kostenneutral wäre. Und um es gleich vorab ganz offen zu sagen: Wir Tiermediziner tragen da zwar den immensen und völlig sinnlosen Dokumentationsaufwand, reichen aber die von den Volksvertretern mal schnell beschlossenen Mehrkosten in vollem Umfang an Sie weiter. Sowas rollt immer bergab bis zum Endverbraucher. Ich gehe davon aus, dass Sie das schon geahnt haben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Was den tiermedizinischen Alltagsbetrieb angeht, ist aus Sicht der deutschen Tierbesitzer alles wie gewohnt: Es gibt viele (genauer gesagt: immer noch zu viele) Tierarztpraxen. Man kann gut und gerne nach wie vor rumtelefonieren, um den billigsten Anbieter für eine Impfung oder eine Kastration herauszufinden, weil viele kleine Praxen mit geringer Qualifikationsstufe und dünner personeller und technischer Ausstattung dieses Spielchen mitmachen müssen, um überhaupt genug Kunden zum Überleben zu haben. Aus Sicht eines bestimmten Verbrauchertypus eine recht angenehme Situation.
Kommt es aber zu einem Notfall, einer schweren Erkrankung des Tieres am Wochenende oder bei Nacht, können inzwischen viele Tierbesitzer in so einigen Regionen Deutschlands nur noch beten, dass das irgendwie gut ausgeht, denn die gewohnten Versorgungsstrukturen mit ständig erreichbaren Tierkliniken an jeder Ecke brechen gerade krachend in sich zusammen.
Von Christian Weser und Ralph Rückert, Tierärzte
Wie Stammkunden und aufmerksame Leser unseres Blogs eventuell schon mitbekommen haben, konnten wir Anfang Dezember meinen Kollegen Christian Weser als neues Mitglied unseres Teams begrüßen. Er bringt mit seinem Fachwissen über Reptilien einen neuen Behandlungsschwerpunkt mit in unsere Praxis.
Deshalb nun als Novum in diesem "felllastigen" Blog ein Artikel über Haustiere ohne Haare. Kollege Weser hat zum Einstieg in die Thematik, die wir in Zukunft immer wieder mal mit Artikeln aus den verschiedensten Winkeln beleuchten werden, einen Beitrag über die Basics der Reptilienhaltung verfasst.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Auf den Bildern sehen wir multiple, sehr weit fortgeschrittene Perianaltumore bei einem 11jährigen, intakten Rüden und den chirurgischen Therapieverlauf.
Dafür, dass Perianaltumore beim Hund relativ häufig sind, werden uns Patienten mit solchen Umfangsvermehrungen nicht selten in einem ziemlich späten Stadium vorgestellt. Statistisch bestehen Perianaltumore meist schon mehr als ein Jahr, bevor die Hunde deswegen in der Tierarztpraxis auftauchen. Das mag an einer für den Mediziner oft schwer zu verstehenden Tabuisierung dieser Körperregion liegen. Aufklärung scheint auf jeden Fall erforderlich zu sein, deshalb diese für manche eventuell unappetitliche Falldarstellung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn Sie auch nur halbwegs meiner Altersgruppe angehören, werden Sie das kennen: Man kommt mit einer Erkrankung in eine Arztpraxis oder - noch schlimmer - für eine OP ins Krankenhaus, und plötzlich steht da ein halbes Kind vor einem und erklärt, dass die Durchführung der geplanten Maßnahme in seinen Händen liegen wird. Unwillkürlich denkt man sich mit mühsam unterdrückter Panik: Du? Kannst du denn schon lesen und schreiben? Ich will sofort den Chef sprechen!!!
Jeder von uns will gute, wenn nicht gar perfekte Ärzte für sich und auch für seine Tiere. Wie junge Mediziner aber gut oder gar perfekt werden, nämlich durch viel, viel Übung am lebenden Objekt, blendet man gerne aus. Sollen doch gefälligst andere dafür herhalten! Niemand, absolut niemand will Assistenz(tier)ärzte an sich oder seinem Tier üben lassen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Haben die Besitzer eines Katers oder eines Rüden Fragen zur Kastration, dann meinen sie tatsächlich genau das - eine Kastration. Erkundigen sich dagegen die Besitzer einer Kätzin oder Hündin nach einer Sterilisation, dann - geht es in Wirklichkeit ebenfalls um eine Kastration.
Ich verspreche, dass ich es kurz halten werde, aber wir müssen in diesem Artikel mal ein wenig tiermedizinische Terminologie pauken, damit Sie, die Tierbesitzer, und wir, die Tierärzte, in Zukunft möglichst das Gleiche meinen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die letzten Tage kommen immer mehr Nachfragen, ob es auch dieses Jahr ein Posting für den knallpanischen Hund an Silvester geben wird. In vier Wochen ist es überraschenderweise mal wieder so weit, das Jahr geht zu Ende. Also hier erneut mein traditioneller und aktualisierter Silvester-Artikel.
Das Wichtigste (wie jedes Jahr) zuerst: Geben Sie Ihrem Hund auf gar keinen Fall Acepromazin! Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Acepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Das ist natürlich eine ganz fiese Sache, also Finger weg! Es gibt durchaus nach wie vor Kolleginnen und Kollegen, bei denen diese Erkenntnis bisher leider nicht angekommen ist.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Bully-Bashing! Ich habe den Begriff erst neulich im Rahmen einer Diskussion auf Facebook zum ersten Mal gelesen. Manche Fans der Französischen Bulldogge bezeichnen damit offenbar (natürlich in abwertender Absicht) die in letzter Zeit immer mehr zunehmende Diskussion um tierschutzethische Gesichtspunkte der Zucht und Haltung von Französischen Bulldoggen und anderen Brachycephalen wie dem Mops oder der Englischen Bulldogge.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wo und wann immer man Diskussionen unter Tierbesitzern verfolgt, wird Tierärzten gern und reflexartig eine innige und zum gegenseitigen Vorteil gereichende Beziehung zur Pharmaindustrie unterstellt. Der dabei verzapfte Unsinn geht bis hin zu der geradezu wahnhaften Behauptung, dass die Konzerne den Tierärzten ihre Praxen komplett einrichten würden. Das war und ist natürlich nie der Fall gewesen, denn ich habe außer ein paar Kugelschreibern, Taschenkalendern, Pralinen und China-Schrott-LED-Lämpchen noch nie etwas von Pharmafirmen geschenkt bekommen.
Natürlich leben die für Tierarzneimittel zuständigen Hersteller und die Tierärzte in einer Art von gegenseitiger Abhängigkeit. Die Pharmaindustrie möchte ihre Produkte an den Mann bzw. das Tier bringen und wir Tierärzte sind auf viele dieser Produkte angewiesen, weil sie letztendlich unverzichtbarer Bestandteil unseres Werkzeugkastens sind.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Als ich im Juli 2016 meinen Artikel "Alternativmedizin? Führen wir nicht!" veröffentlicht habe, waren (wenig überraschend) die Reaktionen aus dem Lager der Homöopathie besonders heftig.
Vor wenigen Tagen hat nun der European Academies Science Advisory Council (EASAC) von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt eine sehr wichtige Stellungnahme zur Homöopathie herausgegeben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Man sollte es kaum glauben, dass es so ein harmlos wirkendes Wort wie "getreidefrei" auf die TopTen-Liste der Begriffe geschafft hat, die bei Tierärzten den Blutdruck steigen lassen. Ist aber so!
Man hat immer die größte Mühe, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten, wenn als Antwort auf die Frage nach der Ernährung des Hundes das Stichwort "getreidefrei" fällt, in der Regel in einem Tonfall, der unmissverständlich die felsenfeste Überzeugung der Besitzer zum Ausdruck bringt, dass das ein klarer Vorzug des jeweiligen Futtermittels wäre.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es ist enorm, was sich in den dreißig Jahren meiner Berufstätigkeit an Fortschritten in Wissen und Technik ergeben hat, wie sehr sich der State of the Art verändert hat, wie sehr Behandlungsstandards stetig nach oben geschraubt wurden.
Lassen Sie uns einen für alle Tierbesitzer bekannten und eigentlich recht banalen Vorgang, eine Zahnbehandlung, als Beispiel hernehmen, um diese Entwicklung zu verdeutlichen. Warum speziell bei der Katze? Weil sich bei dieser Tierart noch mehr getan hat als beispielsweise beim Hund und weil in erster Linie die Katze von den verheerenden Resorptivläsionen betroffen ist, die den Anlass für sehr viele Zahnbehandlungen darstellen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
So sehr ich ein Gegner der pauschalen, prophylaktischen oder gar zu frühen Kastration bei Hunden bin, so sehr befürworte ich diese Operation beim weiblichen Kaninchen. Auf dem Foto sieht man genau das, was man fast immer vorfindet, wenn man ein Kaninchen mit mehr als 2 oder 3 Jahren ovarhysterektomiert (totaloperiert): Eine massiv entzündete Gebärmutter, die mit Sicherheit bereits schwerwiegende, chronische Beschwerden verursacht hat.
Ebenfalls nicht selten sind bei Häsinnen mittleren Alters die bei anderen Haustierarten kaum vorkommenden und bösartigen Adenokarzinome der Gebärmutterschleimhaut. Auch zystische oder bösartige Veränderungen der Ovarien (Eierstöcke) findet man recht häufig vor.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Viele Hunde- und Katzenhalter denken entweder nicht daran oder sind nicht dazu in der Lage, die Mundhöhle ihres Tieres auf regelmäßiger Basis genau zu inspizieren. Deshalb werden einem als Tierarzt so viele Patienten mit bedauerlich schlechtem Gebisszustand vorgestellt. Nun entwickeln sich Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates halbwegs langsam, so dass man die Möglichkeit hat, dem Tierarzt die entsprechenden Kontrollen zu überlassen. Anders sieht es aber bezüglich der leider nicht so seltenen und gern bestürzend schnell wachsenden Tumore der Mundhöhle aus. Diese werden meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkt, so dass in vielen Fällen jede Hilfe zu spät kommt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es gilt als mehr oder weniger sicher, dass die Gebührenordnungen der Freien Berufe in Deutschland in absehbarer Zeit den Deregulationsbemühungen der Europäischen Union zum Opfer fallen werden. Durch den Brexit hat sich die Lage diesbezüglich erst mal wieder etwas entspannt, denn die Briten waren die Hauptantreiber der Deregulation. Jetzt gibt es erstmal eine pauschale 12-prozentige (und deshalb entschieden zu niedrige!) Anhebung der Gebühren. So wurde es gestern vom Bundesrat beschlossen. Die Neuregelung wird am 27. Juli 2017 in Kraft treten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Als ich vor zwei Wochen auf der Praxis-Facebook-Seite unseren Nordsee-Urlaub ankündigte, gab es auch ein, zwei negative Kommentare bezüglich der Eignung der Küste für den Urlaub mit Hund. Das hat mich irgendwie dazu gebracht, auf diesen Gesichtspunkt mehr zu achten als sonst.
Mehr als sonst? Ja, ich muss zugeben, dass ich gedanklich oft zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, also auf gut Deutsch zu zerstreut bin, um jede irgendwo aufgestellte Tafel darauf abzuklopfen, was ich bzw. mein Hund mal wieder alles NICHT darf. In diesem Urlaub habe ich mich aber ernsthaft bemüht, die Augen offen zu halten, und ich muss zugeben: Es meint tatsächlich so gut wie jeder, einem irgendwelche mehr oder weniger sinnvolle Vorschriften machen zu müssen, ohne aber deshalb von dem eifrigen Bemühen abzulassen, an das Geld des hundebesitzenden Touristen zu kommen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Das Bild zeigt einen Mastzelltumor in der Knieregion einer Französischen Bulldogge. Zu diesem Zeitpunkt - der Hund in Narkose, das Operationsfeld rasiert - wussten wir bereits zuverlässig, dass wir diesen bösartigen "Bollen" weiträumig zu umschneiden hatten, um auch ja keinen verhängnisvollen Fehler zu begehen.
Möglich gemacht hat diese für den Hund überlebenswichtige Vorabinformation eine zuvor durchgeführte Feinnadel-Aspirationsbiopsie mit mikroskopischer Untersuchung des gewonnenen Zellmaterials. Ein (oder sogar der wichtigste) Grundsatz der Tumorchirurgie: Man soll nicht schneiden, ohne möglichst genau zu wissen, was man da operieren will!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, dass ich in letzter Zeit immer öfter mal Hunde aus dem Tierschutz vorgestellt bekomme, die nicht kastriert worden sind. "Immer öfter mal" ist mir aber noch lange nicht genug. Die zwanghafte und pauschale Verstümmelung von Tierschutzhunden durch eine medizinisch nicht zu rechtfertigende Kastration passt meiner Meinung nach nicht mehr in die heutige Zeit und sollte komplett aufgegeben oder sogar verboten werden.
Leider sehe ich nach wie vor viel zu viele Tierschutzhunde, die - oft in einem skandalös jugendlichen Alter - ohne jede medizinische Indikation kastriert worden sind oder deren Besitzer einen (rechtlich gesehen sehr zweifelhaften oder ungültigen!) Übernahmevertrag vorweisen, der sie unter Androhung von Sanktionen dazu verpflichten soll, diesen Eingriff bei ihrem schon übernommenen Tier durchführen zu lassen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Bei Diskussionen über zahnmedizinische Themen lese ich in Kommentaren immer wieder, dass einem Hund oder einer Katze Zähne "gezogen" oder "gerissen" wurden. Viele Tierbesitzer sind auch ziemlich schockiert über die Gebühren, die für schwierige Zahnextraktionen fällig werden.
Deshalb ist es mir wichtig, mal in aller Kürze darzustellen, dass Zahnextraktionen bei Hund und Katze oft rein gar nichts zu tun haben mit dem Bild vom "Zähneziehen", das die meisten von Ihnen im Kopf haben dürften.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wir haben bisher vom technischen Ablauf einer Einschläferung erzählt, haben die rechtlichen Bestimmungen erläutert und uns Gedanken darüber gemacht, was auf keinen Fall ein Grund für eine Euthanasie sein kann. Ein Thema bleibt noch, vielleicht das wichtigste überhaupt: Die mit der Einschläferung eines Haustieres verbundenen und unvermeidbaren Emotionen, und zwar für beide Seiten, Tierbesitzer und Praxis-Team.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Im zweiten Teil unserer Artikelserie war viel die Rede vom vernünftigen Grund, der vorhanden sein muss, damit ein Tier getötet werden darf. Diese für Interpretationen offene Formulierung, die man mit etwas bösem Willen voreilig als Gummiparagraph bezeichnen könnte, macht in der Realität durchaus Sinn. Was als vernünftiger Grund gelten kann oder muss, hat sich aus einem gesellschaftlichen Konsens zu ergeben und ist zu keinem Zeitpunkt in Stein gemeißelt, sondern durchaus wandelbar. So kann ich auch nur in anekdotischer Form versuchen, Ihnen einen ungefähren Bezugsrahmen zu vermitteln, was auf keinen Fall ein vernünftiger Grund für die Tötung eines Tieres sein kann.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Selbstverständlich und für Deutschland wenig überraschend ist die Euthanasie eines Tieres gesetzlich geregelt, und zwar kompromissloser als in den meisten anderen Ländern der Welt. Die Auswirkungen der betreffenden Gesetzestexte sind aber für den Laien in ihrer Komplexität nicht so leicht zu verstehen und die daraus zu ziehenden Folgerungen oft überraschend.
Erst mal sieht es ganz einfach und erfrischend unkompliziert aus, denn bei der Betrachtung der Gesetzeslage um die Einschläferung von Tieren müssen wir uns nur um drei Stellen des Tierschutzgesetzes kümmern, die Paragraphen 1, 4 und 17. Schwierig wird es erst, wenn wir uns überlegen müssen, was das im wirklichen Leben bedeutet.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Heute beginnen wir mit einer mehrteiligen Artikelserie über das schwierigste Thema in der Tiermedizin, die Euthanasie. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus "eu" für "gut" und "thanatos" für "Tod", bedeutet also "der gute Tod". Wir Tiermediziner bezeichnen den Vorgang etwas sachlicher und ungeschönter auch als "schmerzlose Tötung". Wir finden, dass jeder Tierhalter sich mit diesem Thema frühzeitig auseinandersetzen sollte, denn auch ein noch junges Tier kann durch Unfall oder schwere Erkrankung so zu Schaden kommen, dass ein Weiterleben ohne schwerstes Leid nicht mehr möglich ist.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
...sagte gestern mal wieder eine Arzthelferin (ja, ich weiß, dass die offizielle Berufsbezeichnung eine andere ist!) zu mir, als ich meine Frau nach einem kleinen Eingriff abholen wollte. Und später dann noch, kurz vor dem Gehen: "Sie dürfen mir hier jetzt noch unterschreiben!".
Ich darf also! Mit dieser seltsamen und die wirkliche Sachlage meilenweit verfehlenden Formulierung habe ich ein echtes Problem! Obwohl ich eigentlich in meinem Alter einfach mit den Schultern zucken können sollte, macht sie mir zuverlässig schlechte Laune und stimmt mich gleich mal negativ ein gegenüber der Person, die sie verwendet, und - noch viel schlimmer - gegenüber der (meist medizinischen) Einrichtung, in der diese Person arbeitet.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wie der Zufall so spielt: Vorgestern erhielt ich eine Mail mit der Anfrage, ob ich mir eine Verwendung meiner Blogartikel in Form einer regelmäßigen Kolumne in einem von der Münchner Futtermittelfirma Terra Canis finanzierten Kundenmagazin vorstellen könnte. Aus dem Bauch heraus war ich geneigt, das an sich ja schmeichelhafte Angebot abzulehnen, weil ich grundsätzlich nicht riskieren mag, dass durch eine Kooperation mit irgendeiner Firma meine Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit untergraben wird. Trotzdem wollte ich, wie es meine Gewohnheit ist, die Sache einmal überschlafen.
Diese kurze Denkpause hat sich (mal wieder) so richtig ausgezahlt, denn gestern Morgen meldete das Magazin „Gründerszene“, dass Nestlé, der größte Nahrungsmittel-Multi der Welt, die Firma Terra Canis übernimmt. Damit war für mich natürlich blitzartig sonnenklar, dass von einer Verwendung meiner Blog-Artikel in der Vet-Telegraph genannten Kundenzeitung gar keine Rede sein konnte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Gerade neulich wurde ich durch eine Frage in einer Facebook-Gruppe darauf aufmerksam, dass ich zwar schon jede Menge zum Thema Hundezähne gepostet, aber noch nie einen Blog-Artikel speziell über die Zahngesundheit des Hundes geschrieben habe. Diese (Zahn-)Lücke muss ich natürlich schleunigst füllen.
Da man mit dem Thema ganze Lehrbücher füllen kann (und es diese schon reichlich gibt), geht es mir darum, den Hundebesitzern einen knappen und gut lesbaren Überblick zu verschaffen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn man so rumliest, auf Facebook und sonstwo im Netz, stößt man immer wieder auf eine ebenso hartnäckig vorgetragene wie selten dämliche Behauptung: Wahlweise BigPharma oder die Futtermittelindustrie hätten die Tierärzte irgendwie gekauft, würden sich schon am Studium beteiligen und später gar die Praxiseröffnung sponsern.
Dieses haltlose Geschwätz hat mir bisher immer buchstäblich die Sprache verschlagen, aber das war vielleicht verkehrt, denn gegen solche bösartigen Gerüchte kämpft man nicht dadurch an, indem man einfach den Schnabel hält. Also lasse ich jetzt mal einfach meinen Kragen platzen!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Eigentlich sollte es bezüglich der Qualität medizinischer Versorgung keine Rolle spielen, ob ein Patient dem Arzt sympathisch oder unsympathisch ist. Eigentlich! Aber wie schrieb schon George Orwell: "All animals are equal, but some animals are more equal than others."
Dieser Aufsatz bezieht sich sowohl auf Tier- als auch Humanmedizin und handelt davon, dass man als Patient bzw. Patientenbesitzer durchaus davon profitieren kann, wenn man sich um ein sympathisches Auftreten bemüht. Oder andersrum ausgedrückt: Sich als strikt seine (vermeintlichen) Rechte einfordernder Kotzbrocken zu präsentieren und davon auszugehen, dass der Dienstleister (Tier-)Arzt sowieso darauf angewiesen ist, sich mit dem Kunden um jeden Preis gut zu stellen, könnte - speziell im medizinischen Bereich - hochgradig gesundheitsgefährdend sein.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Dieser Videoclip rauscht gerade durchs Netz und wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt annähernd 250000 mal geteilt. Um verstehen zu können, um was es dabei geht, muss man leider Englisch sprechen. Ich kann mir im Rahmen dieses Postings nicht die Arbeit machen, eine Übersetzung zu liefern, sorry.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die Katze ist in vielerlei Hinsicht zäh wie Schuhleder. Sie hat (zumindest als Freigänger) ein geradezu gusseisernes Immunsystem und eine fantastisch anmutende Wundheilung. Sie macht selbst schwerste chronische Schmerzzustände in aller Stille mit sich selbst aus. Sie kann Narkosen ab, bei denen andere Spezies sterben würden wie die Fliegen. Und sie gilt (zumindest im Vergleich zum Hund) als genügsames und billiges Haustier.
Alles schön und gut, aber im grellen Licht der tiermedizinischen Realität besehen, erwachsen den Samtpfoten aus der Kombination dieser eigentlich positiven Eigenschaften gern schwere Nachteile, denn viel zu oft werden sie zum Opfer von Geiz, Ignoranz und Vernachlässigung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Was ist eine Tierklinik? Eine Einrichtung, vielleicht in einem etwas kleineren Maßstab, wie ein Krankenhaus für Menschen? Ein Ort, an dem man Spezialisten für jedes denkbare Tierleid findet? Bei manchen Großbetrieben ist man geneigt, dieser Einschätzung zuzustimmen, aber für viele Tierkliniken gilt, dass sie letztendlich normale Tierarztpraxen auf Anabolika sind, die unter brutaler finanzieller Ausbeutung junger Kolleginnen und Kollegen mit Mühe und Not den geforderten 24/365-Dienst aufrecht erhalten können.
Sie erwarten in einer Tierklinik - insbesondere im Notfall - besonders kompetente Hilfe, die in ihrem Umfang weit über das hinausgeht, was Ihnen Ihre Haustierarztpraxis anbieten kann? In manchen Fällen mag das klappen, in anderen werden Sie zwangsläufig auf grausam unterbezahlte, entsprechend unmotivierte und reichlich unerfahrene Kolleginnen und Kollegen stoßen, so dass Sie sich hinterher wünschen, dass Sie doch besser Ihre gewohnte Praxis erreicht hätten.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Im Oktober 2014 wurden wir mit dem Erwerb des Qualitätsgütesiegels GVP (Gute Veterinärmedizinische Praxis) Mitglied eines kleinen, exklusiven Zirkels von Praxen und Kliniken, die sich der nicht unbeträchtlichen Mühe unterzogen haben, ihren Qualitätsanspruch von einer unabhängigen Stelle nach rigiden Kriterien überprüfen zu lassen und damit auch nach außen sichtbar zu machen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Das (scheinbar) vernichtendste Urteil, das ein Tierbesitzer in einer Internetbewertung über einen Tierarzt fällen kann, ist der Vorwurf einer Fehldiagnose. "Dr. Werweißwer hat an meinem Hund eine Fehldiagnose gestellt!". Ich denke mir dann immer: So what? Sei doch froh, dass es nur eine war!
Gehören Sie auch zu denen, die glauben, dass sie (bei sich selbst und bei Ihrem Haustier) sozusagen ein verbrieftes Recht auf eine immer gleich beim ersten Versuch ins Schwarze treffende Diagnose hätten? Dann muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Sie damit gewaltig auf dem Holzweg sind.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Tiermedizinische Fachangestellte (TFAs bzw. im allgemeinen Sprachgebrauch Tierarzthelferinnen) erleben Sie als Patientenbesitzer meist am Behandlungstisch, wo sie Ihr Tier für den Tierarzt fixieren bzw. in die richtige Position für bestimmte Maßnahmen bringen. Das hat dazu geführt, dass in bestimmten Facebook-Kreisen die Berufsbezeichnung "Festhaltefachkräfte" kursiert. Wie respektlos, herabwürdigend und nachgerade dämlich diese Bezeichnung ist, soll das Thema dieses Artikels sein. Übrigens: Man möge mir verzeihen, wenn der Text bezüglich der durchgehenden Verwendung der weiblichen Berufsbezeichnung nicht politisch korrekt genderneutral ist. Es bleibt nun mal eine Tatsache, dass Frauen über 99 Prozent der TFAs stellen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Während die Besitzer bei der Kastration weiblicher Tiere meist darauf hoffen, dass der Eingriff das Wesen der Hündin nicht großartig verändern möge, wird im Gegensatz dazu die Kastration von Rüden überaus häufig mit völlig unrealistischen Erwartungen bezüglich einer Verhaltensmodifikation verknüpft. Man möchte die Operation durchführen lassen, gerne auch auf Rat von "Experten" wie Hundetrainern und Gassibekanntschaften, weil man hofft, dass der Rüde dadurch "sanfter", "weicher" und leichter zu handhaben wird.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vorletztes Jahr habe ich den obligatorischen Silvesterartikel erst viel zu spät, nämlich am 27. Dezember gepostet, 2015 dann schon Anfang Dezember, und dieses Jahr versuchen wir es mal so richtig früh, in den ersten Tagen des Novembers, denn es gibt neue und wichtige Infos zu dem Thema.
Das Wichtigste (wie jedes Jahr) zuerst: Geben Sie Ihrem Hund auf gar keinen Fall Acepromazin! Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Acepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Das ist natürlich eine ganz fiese Sache, also Finger weg! Es gibt durchaus nach wie vor Kolleginnen und Kollegen, bei denen diese Erkenntnis bisher leider nicht angekommen ist.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Geißel der Katze! So nennt Kollege Markus Eickhoff, einer der bedeutendsten Zahnspezialisten in Deutschland, die FORL. Prof. Zetner von der Universität Wien hat die Krankheit sogar gern als "Sargnagel der Katze" bezeichnet. Die vier Großbuchstaben müssen also die Abkürzung für eine ganz schön üble Sache sein.
Der regelmäßige Leser meiner Artikel wird sich jetzt vielleicht fragen, warum ich speziell auf diesem Thema immer wieder rumhacke. Die Antwort ist traurig: Wir bekommen immer noch viel zu viele Katzen mit weit fortgeschrittener FORL auf den Tisch, bei denen wir leider davon ausgehen müssen, dass sie über lange Zeiträume schrecklich leiden mussten. Hartnäckige und wiederholte Aufklärung tut also nach wie vor dringend not!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Meine Endokrinologie-Serie wäre natürlich nicht annähernd vollständig, wenn wir uns jetzt nicht mal um das Cushing-Syndrom, die häufigste Endokrinopathie (hormonelle Störung) des Hundes, kümmern würden.
In Bezug auf die Häufigkeit ist das Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus, Nebennierenüberfunktion) der große Bruder des schon besprochenen Morbus Addison (Hypoadrenokortizismus, Nebennierenunterfunktion). Der M. Addison ist nur in seiner Tücke irgendwie medizinisch faszinierender und wurde medizinhistorisch früher entdeckt, weshalb ich ihn zuerst aufs Korn genommen habe.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Artikel wurde von mir im November 2015 veröffentlicht und hat sehr weite Verbreitung gefunden. Inzwischen haben sich einzelne Punkte geändert, so dass kleine Überarbeitungen notwendig geworden sind. Diese Anmerkungen habe ich der besseren Übersichtlichkeit halber fett gedruckt in den Originaltext eingefügt. Wer den Artikel schon kennt, kann sich also auf das Fettgedruckte konzentrieren.
Darf ich vorstellen: Giardia intestinalis, alias G. lamblia, alias G. duodenalis, ein einzelliger Darmparasit, der sowohl den Menschen als auch viele Tierarten befallen kann. Bei Jungtieren und ganz allgemein bei immungeschwächten oder anderweitig erkrankten Individuen können Giardien relativ heftige Durchfälle auslösen. Die Behandlung kann sich hartnäckig gestalten, zu Todesfällen kommt es aber eigentlich nur bei Menschen und Tieren, die bereits durch andere Faktoren extrem geschwächt worden sind oder die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Bei einer Umfrage unter Tierärzten bezüglich der nervigsten Verhaltensweisen von Kunden war erwartungsgemäß eine bestimmte Sache unter den Top Drei: Hund kommt auf den Behandlungstisch, Tierarzt fängt mit der Untersuchung an, Hund schnappt oder beißt, Besitzer sagt (manchmal gar grinsend): "Oh ja, sorry, hätte ich vielleicht erwähnen sollen, dass er das gern mal macht."
Allzu häufig kommt das dankenswerterweise nicht vor, aber erlebt haben wir es alle schon. In solchen Fällen kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln und sich fragen, ob der betreffende Kunde noch alle Birnen im Kronleuchter hat. Man würde ja schon meinen, dass jedem klar sein müsste, was es für einen Tierarzt bedeuten kann, wenn er durch einen Biss ernsthaft verletzt wird, zum Beispiel an der Hand, oder? Da geht es manchmal (und ich kenne solche Fälle!) um zeitweise oder dauerhafte Berufsunfähigkeit und damit um Schadenssummen im Millionenbereich. Also bitte: Wenn man als Besitzer schon weiß, dass der eigene Hund dazu neigt, den Tierarzt oder sein Personal zu schreddern, dann ist es ein absolutes No-Go, dies nicht vorab klarzustellen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Im Gegensatz zu früher, als man zu diesem Zweck noch mit großem Aufwand Kundenbefragungen durchführen musste, ist es heutzutage für Tierärzte kein großes Problem mehr herauszufinden, wo die Kunden denn so der Schuh drückt. Man muss sich dazu eigentlich nur in genug mit Tiergesundheit befassten Foren und Facebook-Gruppen herumtreiben. Dort wird (natürlich neben viel unsinnigem Pauschal-Gemeckere) durchaus auch berechtigte Kritik an bestimmten und in unserem Berufsstand üblichen Verhaltensweisen geübt, die einem selbst oftmals gar nicht so bewusst sind. Ich bemühe mich sehr, solche „Problemzonen“ zu identifizieren und meine Praxis entsprechend auszurichten. In diesem Artikel möchte ich mir jedoch ausnahmsweise erlauben, den Spieß mal umzudrehen und Ihnen zu erläutern, was Sie als König Kunde tun können, um uns das Leben ein wenig leichter zu machen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Faustregel: Hunde bekommen fast ausschließlich eine Hypothyreose, also eine Schilddrüsenunterfunktion, während Katzen sich fast ebenso ausschließlich eine Hyperthyreose, eine Schilddrüsenüberfunktion, einfangen.
Das Krankheitsgeschehen an sich gibt - ganz im Gegensatz zur subklinischen Schilddrüsenunterfunktion beim Hund - wenig Rätsel auf. Was die Wissenschaft aber fieberhaft beschäftigt, ist die Suche nach den Ursachen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Langsam wird es ernst! Der Boden ist jetzt auch schon verlegt und die neuen OP- und Behandlungstische sind angekommen. Nur noch die nächste Woche, also bis inklusive Freitag, den 8. Juli, sind wir am alten Standort Bei den Quellen 16 anzutreffen. Dann ist zwei Wochen geschlossen, und am Montag, den 25. Juli, nehmen wir den Betrieb in der Römerstraße 71 wieder auf. Sollte Ihr Tier auf Dauermedikamente oder spezielle Diätfuttermittel angewiesen sein, so überprüfen Sie bitte Ihre Vorräte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Jeder Hund hat mal Erbrechen und/oder Durchfall, in schwereren Fällen sogar mit Blutbeimengungen. Das ist erst mal nicht so beunruhigend wie bei uns Menschen. Ein Abfallsammler wie der Hund, der buchstäblich überall seine Nase reinsteckt, muss sowas abkönnen. Es gibt aber auch Hunde, die nicht nur einmal, sondern immer wieder mit solchen Symptomen beim Tierarzt aufschlagen, die monate- und sogar jahrelang Verdauungsprobleme, reduzierten Appetit und allgemeine Kraft- und Energielosigkeit zeigen, und die dann urplötzlich buchstäblich zusammenklappen und zu sterben drohen. Diese Hunde könnten eine Addison-Krise haben, und ihr Überleben hängt in erster Linie davon ab, ob diese heimtückische Erkrankung rechtzeitig erkannt wird.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Das mit freundlicher Erlaubnis verwendete Foto zeigt Charming Golden Quo Vadis Parker, kurz Parker (http://www.enthralling-golden.de/) , einmal im Normalzustand und einmal mit akutem Tetanus-Gesicht. Parker hat die Erkrankung seinerzeit überlebt und erfreut sich heute mit 13 Jahren immer noch einer guten Gesundheit.
Dieser Tage hat eine geschätzte Kollegin uns dankenswerterweise über Facebook an der Behandlung eines an Tetanus erkrankten Welpen teilhaben lassen. Dank der intensiven Bemühungen der Kollegin und ihres Teams hat es der junge Hund inzwischen wohl geschafft, diese sehr gefährliche Erkrankung zu überwinden. So eine erfolgreiche Behandlung ist aber nicht zuletzt davon abhängig, dass Hundebesitzer frühzeitig bemerken, dass da was ganz Böses im Busch ist. Deshalb hier mal eine Kurz-Info zum Tetanus (Wundstarrkrampf) beim Hund.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Meine Praxis hat zu jedem gegebenen Zeitpunkt zwischen 50 und 100 Hunde wegen Schilddrüsenunterfunktion (SDU, Hypothyreose) in Behandlung. Eventuell ist eine Art Zwischenbilanz aus der täglichen Praxis von Interesse, und zwar sowohl für Besitzer von hypothyreoten Hunden als auch für Halter, die für sich den Verdacht hegen, dass ihr Hund unter dieser endokrinologischen Störung leiden könnte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Irgendwie hätte ich nie gedacht, dass ich mal einen Artikel über dieses Thema schreiben würde, weil es mir dafür immer als zu banal und unbedeutend erschien. Das erste Quartal dieses Jahres hat mich diese Meinung gründlich revidieren lassen. Ich hatte in meinem ganzen, langen Berufsleben noch nie so viele Fälle von Fuchsräude gleichzeitig in Behandlung wie zur Zeit. Verschiedene Kolleginnen und Kollegen berichten von gleichartigen Erfahrungen. Woran das liegt? An dem Winter, der keiner war und der sicher sehr viele Füchse hat überleben lassen, die sonst keine Chance gehabt hätten? Ich weiß es nicht.
So, allmählich wird es Zeit, ein wenig die Trommel zu rühren. Viele unserer Stammkunden wissen es schon: Mit unseren bisherigen und reichlich unpraktisch geschnittenen Praxisräumlichkeiten kommen wir einfach nicht mehr klar. Dementsprechend werden wir unseren Standort Mitte dieses Jahres verlegen, und zwar in die Römerstraße 71.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die Prophylaxe von Ektoparasiten (Zecken, Flöhe, Mücken, etc.): Bei kaum einem anderen Thema differieren die Sichtweisen von Tierarzt und Tierbesitzern so krass wie bei diesem. Als Tierarzt neigt man dazu, die Fragestellung für banal zu halten, mit den Schultern zu zucken und zu sagen "Dann nimm halt dieses oder jenes, und gut isses", während es die Tierbesitzer so richtig umtreibt, wie man im Netz tausendfach nachlesen kann. Also ist jetzt doch mal ein Artikel dazu fällig.
Von Ralph Rückert
Ich sag's immer wieder: Die meisten Kolleginnen und Kollegen leisten angesichts der grundsätzlichen Probleme der Tiermedizin (nicht kommunikationsfähige Patienten, Besitzer mit himmelhohen Erwartungshaltungen, nach wie vor weit verbreitetes Generalistentum) wirklich gute Arbeit. Es gibt aber ein paar wenige fachliche Sünden, auf die ich immer wieder mit einem gewissen Unverständnis stoße und gegen die Sie sich und Ihr Tier aktiv schützen sollten. Das ist übrigens ein Artikel, der eventuell im Laufe der Zeit immer mal wieder aus der Versenkung geholt und um weitere Punkte ergänzt werden wird.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn Sie gerade überlegen, was Sie Ihrer Familie heute zum Abendessen servieren wollen, wenn Sie sich gerade fragen, wie Sie auf den Fünfer in der Mathearbeit Ihrer Tochter angemessen reagieren sollen, wenn Sie sich gerade den Kopf zermartern, wie Sie die hübsche Blondine aus dem Büro nebenan auf sich aufmerksam machen könnten, interessiert es Sie dann, was der Typ auf dem Bild sich als Abendmahlzeit gegönnt, wie er seine Kinder erzogen und wie er sich seine Lebensabschnittsgefährtin geangelt hat? Von einzelnen Anhängern der Steinzeit-Diät mal abgesehen: Wohl eher nicht, oder?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
You never need a gun, until you need one badly! Du brauchst nie eine Pistole, bis du mal ganz dringend eine brauchst. Der Spruch lässt sich sinngemäß auch prima auf Versicherungen anwenden. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien und Schweden kommen Tierkrankenversicherungen hierzulande nach wie vor nicht so richtig aus den Puschen. Für wen macht so eine Versicherung Sinn?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Viele werden schon allein die Überschrift als Provokation empfinden, und genau so ist sie auch gemeint - als Provokation, die mal kurz zum Nachdenken anregen soll. Wenn man regelmäßig in den sozialen Netzwerken der Hundebesitzer unterwegs ist, wird einem schnell klar (gemacht!), dass der Begriff "Kampfhund" ein absolutes No-Go ist und Listenhunde (besser: "Listis") sowieso alle mit einem Heiligenschein geboren werden.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Als ich im April 2015 den Artikel "Das Phantom: Die subklinische Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) beim Hund" veröffentlichte, bekam ich nicht wenige erboste Kommentare dafür, dass ich die bei diesem Krankheitsbild weit verbreitete Beratung durch sogenannte Schilddrüsen-Spezialisten per Telefon- oder Mail-Hotlines als tiermedizinisch zweifelhaft bezeichnet hatte. Nicht, dass mich das arg erschreckt hätte. Man kann sich ja auch bitterböse Kommentare einfangen, wenn man nur feststellt, dass die Kondensstreifen am Himmel keineswegs Chemtrails sind. Trotzdem ist mir in den letzten Monaten die Fragestellung, ob man dieses so schwer greifbare Krankheitsbild wirklich per Fernberatung behandeln kann und sollte, nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nachdem ich in "...und beschütze mich vor vor den scheußlichen Pocken..." meine grundsätzliche Einstellung zu Impfungen (tolle Sache!) dargestellt und in "Hunde und Katzen richtig impfen" die nach heutigem Stand der Wissenschaft korrekte Vorgehensweise zur Vermeidung von sowohl zu wenig als auch zu viel Impfen erläutert habe, mache ich unseren Kunden in diesem dritten Artikel meiner Impf-Serie ein Angebot, das geeignet sein sollte, jegliches Misstrauen bezüglich vorsätzlichem Überimpfen aus finanziellen Interessen ein für allemal auszuräumen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Meine lieben Leserinnen und Leser, ein Wort zur Warnung: Auf diesen über 5000 Wörter umfassenden Artikel muss man sich einlassen wollen. Das Thema ist in meinen Augen viel zu komplex, um es in Kurzform abhandeln zu können. Fangen Sie am besten erst an zu lesen, wenn Sie auch ein wenig Zeit übrig haben. Vielleicht ein Glas Wein, eine große Tasse Kaffee, ein paar Zigaretten? Fertig? Also, los geht’s!
Nach wie vor beschweren sich (praxisfremde) Leser unserer Facebook-Seite in Kommentaren bitterlich, dass ihre Hunde und Katzen jedes Jahr gegen alles geimpft würden, was der Impfstoff-Kühlschrank hergibt. Und nach wie vor sehe ich Impfpässe von zu uns wechselnden Kunden, die belegen, dass nicht wenige Kolleginnen und Kollegen das tatsächlich so handhaben und ihre Patienten unbeirrt massiv überimpfen. So viele Jahre nach Veröffentlichung der maßgeblichen Impfleitlinien kann einem das natürlich nicht gefallen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
So steht es am Ende eines Gebets aus dem 9. Jahrhundert: Beschütze mich vor den scheußlichen Pocken und allem Übel. Amen! Es gab zu dieser Zeit sicher genug Übel, weit mehr, als wir uns heutzutage vorstellen können. Welchen unsäglichen Schrecken müssen die Pocken bedeutet haben, dass der Schutz vor ihnen an erster Stelle, vor allem anderen Übel, erfleht wurde.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich habe ich mal wieder so einen schlauen Internet-Artikel irgendeines Hundeportals gelesen, wie sie häufig in sozialen Netzwerken verbreitet werden: "Zehn gefährliche Lebensmittel für Ihren Hund - Was ist giftig für Hunde?". Als eines dieser zehn gefährlichen Lebensmittel wurde Salz genannt, und zwar ohne jede mengenmäßige Einstufung, gerade so, als ob schon ein Körnchen Salz für den Hund lebensbedrohlich giftig wäre. Ist eigentlich allen meinen Lesern klar, wie unsinnig das ist?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nach meinem letzten Artikel, in dem ich die unnötig harten und grausamen Erziehungsmethoden beklagt habe, die ich vor dreißig Jahren gegenüber meinem ersten Hund Watzmann angewendet hatte, wurde ich von mehreren Seiten gefragt, was ich in diesem Zusammenhang von Cesar Millan halten würde. Die Antwort ist einfach: Ich finde ihn und seinen weltweiten Einfluss auf die Methodik der Hundeerziehung extrem bedauerlich.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In der Einleitungssequenz des Dokumentarfilms "Tough Love: A Meditation on Dominance & Dogs" aus dem Jahr 2012 erzählt meine inzwischen leider verstorbene Kollegin Sophia Yin, eine der besten Verhaltensspezialistinnen der USA, von einem ihrer ehemaligen Hunde, dem Boxer Max. Sophia beschreibt, dass Max dazu neigte, auf Anforderungen mit Aggressionen zu antworten, und erzählt dann, mit welch brutalen Methoden man damals auf so ein Problemverhalten reagierte, was für eine gute Schülerin sie (leider) in der Anwendung dieser Methoden war, wie sie scheiterte und letztendlich doch noch Trainer fand, die durch eine modernere Vorgehensweise einen Teilerfolg ermöglichten. Ab etwa Minute 1:30 des Films aber erzählt Sophia, zuerst noch ganz nüchtern, dass Max nie mehr zu dem Hund wurde, der er hätte sein können, weil sie es zuvor vermasselt hatte und weil selbst bei den moderneren Trainern immer noch zu viele Korrekturen (sprich Strafen) zum Einsatz kamen. Bei Minute 1:55 kommen Sophia vor Trauer über das, was sie ihrem Hund damals aus Unkenntnis angetan hat, die Tränen, und sie kann nicht mehr weitersprechen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es ist in der heutigen Zeit fast nicht zu glauben, aber es tauchen immer wieder Katzenbesitzer in meiner Praxis auf, die aufgrund des Ratschlags eines Gynäkologen ihre Katze(n) abgeben oder gar einschläfern lassen wollen, um ein Schwangerschaftsrisiko durch die Toxoplasmose zu vermeiden. Man könnte glatt in die Tischkante beißen ob der mangelnden Sachkenntnis und Ignoranz mancher Humankollegen, die hinter solch hanebüchenen Ratschlägen steckt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nichts treibt viele Hundebesitzer mehr um, als die Ernährung ihres vierbeinigen Familienmitglieds. Unzahlen von Büchern, Internet-Foren und Facebook-Gruppen beschäftigen sich ausschließlich mit diesem Thema. Hunderte von Sorten Trocken- und Nassfutter, Selbstgekochtes, BARF, Prey Model Raw, Raw Meaty Bones, und das alles für eine Tierart, die ohne jedes Zögern ihre eigene Kotze frisst? Nein, das muss ein Ende haben! Hier ist die Revolution der Hundeernährung, das Ende aller Sorgen: ABAM - Abstauber Bekommen Alles Mögliche!
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Als Tierhalter kann man zweifellos manchmal das Gefühl bekommen, dass an buchstäblich jeder Ecke Giftköder ausgelegt sind, die das Leben des vierbeinigen Familienmitglieds bedrohen. Zusätzlich gibt es auch noch Vergiftungen, die nicht vorsätzlich durch böswillige Menschen, sondern durch Fahrlässigkeit oder einfach Pech verursacht werden. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, frühestmöglich einen Vergiftungsverdacht stellen zu können und darauf richtig zu reagieren.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In den USA, in Großbritannien und Skandinavien sind sie für Tierbesitzer Alltag, hierzulande bisher noch so gut wie unbekannt: Tierarztketten in den Händen von Großinvestoren bzw. börsennotierten Aktiengesellschaften, die mit prall gefüllten Kriegskassen um die Vorherrschaft auf dem tiermedizinischen Markt kämpfen. In Deutschland wurde der Einstieg solcher Praxis- und Klinikketten bisher durch nationale gesetzliche Regelungen verhindert. Nun versuchen die schwedische AniCura Group und ihr Hauptkonkurrent Evidensia, beide Schwergewichte auf dem skandinavischen Tiermedizinsektor, von der Öffentlichkeit bisher völlig unbeachtet, einen Fuß in die Tür zu bekommen, und zwar genau hier in unserer Region. Ist das gut oder schlecht?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Was ist die häufigste Erkrankung der Welt bei Mensch, Hund und Katze? Parodontitis! Vier von fünf Hunden und Katzen entwickeln innerhalb ihrer Lebenszeit parodontale Erkrankungen, die häufig höchst aggressiv den Zahnhalteapparat zerstören und sowohl chronische Schmerzen verursachen als auch innere Organe in Mitleidenschaft ziehen. Wie wir Menschen aus eigener und teilweise schmerzhafter Erfahrung wissen, muss man diesbezüglich ständig am Ball bleiben. Dies um so mehr, als sowohl unsere als auch die Lebensspanne unserer Tiere heutzutage viel länger ist als noch vor einigen Jahrzehnten, die Zähne also auch entsprechend länger halten müssen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Es gibt wohl kaum einen Notfall, vor dem sich die Besitzer bestimmter Hunderassen so sehr fürchten wie vor der Magendrehung. Das ist auch tatsächlich voll und ganz berechtigt, handelt es sich doch um eine der dramatischsten Erkrankungen der Hundemedizin. In diesem Artikel werden wir uns damit befassen, was diesbezüglich aus Ihrer Sicht als Besitzer wichtig zu wissen ist.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 28.09.14 habe ich meinen Artikel "Epilepsie - Eine Krankheit, die Angst macht" hier im Blog veröffentlicht und war vom ersten Tag an nicht richtig zufrieden damit. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ich mit diesem doch recht kurzen Aufsatz dem gewichtigen Thema nicht wirklich gerecht geworden bin. Man muss aber auch mal ein wenig abwarten können, denn nun hat sich eine sehr gute Gelegenheit ergeben, das Thema nochmal anzugehen und deutlich gründlicher zu beleuchten. In der April-Ausgabe der Fachzeitschrift "Kleintierpraxis" haben die Kolleginnen Andrea Tipold, Arianna Maiolini, Jasmin Nessler und Veronika M. Stein von der Tierärztlichen Hochschule Hannover die Übersichtsarbeit „Epilepsie bei Hund und Katze“ veröffentlicht, die das derzeitige Wissen zu dieser Erkrankung in Form eines Review zusammenfassen soll. Ich werde diese Arbeit natürlich nicht abschreiben, sondern mich bemühen, Ihnen die wesentlichen Aussagen, kombiniert mit eigenen Gedanken, in für Laien verständlicher Form darzulegen, so dass Sie nach dem Lesen meines Artikels hoffentlich das Gefühl haben, über dieses Thema gut informiert zu sein.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Letzte Woche, beim Morgenspaziergang mit Nogger, waren wir die Ersten, die mit weißem Puder überstreute Wienerlestückchen in Wiblingen gefunden haben. Genau die gleiche Art von Ködern tauchte später am Tag auch auf dem Hochsträß auf. Wir mussten dann auch mehrere Hunde vorsorglich behandeln, die verdachtsweise von diesen Ködern gefressen hatten. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie nehme ich das persönlich. Es ist an der Zeit, etwas gegen dieses hirnrissige Verhalten einiger weniger zu unternehmen. Deshalb haben wir uns mit der großen regionalen Facebook-Gruppe Dogs Ulm / Neu-Ulm zusammengetan, um eine Aktion zu starten, die wir Ihnen hier vorstellen wollen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ehre, wem Ehre gebührt: Die Idee für diesen Artikel habe ich aus dem gleich betitelten Blog-Eintrag von Andre Yeu, dem Besitzer der Hundeschule "When Hounds Fly" in Toronto.
Genau so wie Andre wird es mir immer wieder mal schwindlig, wenn ich beobachte, was bei sogenanntem freien Hundespiel so alles passiert und was für psychische Langzeitschäden da gerade gesetzt werden, während die Besitzer das Ganze nichtsahnend lächelnd beobachten und sich in dem guten Gefühl sonnen, dass sie ihrem Hund in Bezug auf seine Sozialisation gerade was richtig Gutes tun.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Dafür, dass nur 8 Prozent der Hunde und ein sicher noch deutlich geringerer Anteil der Katzen in Deutschland mit selbst zusammengestellten Rationen (ob roh oder gekocht) gefüttert werden, ist das Internet-Getöse um dieses Thema beeindruckend lautstark. Aus unserer Sicht besonders ärgerlich dabei: Ständig werden die Tierärzte als die teuflischen Schergen einer auf die gesundheitliche Auslöschung Ihres Tieres zielenden Futtermittelindustrie dargestellt. Es nervt! Deshalb hier eine kurze Klarstellung.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Banale Fragestellung? Mitnichten! Das Problem spaltet buchstäblich die Hundewelt, wie sich in den einschlägigen Diskussionsforen schnell feststellen lässt. Für die Befürworter des Geschirrs scheint ein am Halsband geführter Hund oft ein Opfer von anzeigepflichtiger Tierquälerei zu sein, während die Mehrheit der Halsbandnutzer die Geschirrfraktion für durchgedrehte Tierschutz-Taliban hält. Die Diskussionen zwischen den beiden Lagern werden in der Regel mit höchster Emotionalität geführt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Wenn Sie mal so richtig Bock haben, Ihren Tierarzt ordentlich zu ärgern, müssen Sie auf einen guten medizinischen Ratschlag nur antworten: "Mein(e) Züchter(in) hat aber gesagt, dass...". Ich kann Ihnen versprechen: Wirkt immer und sehr nachhaltig! Das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Tierarzt wird danach nie mehr das selbe sein.
Das mag jetzt satirisch überspitzt formuliert sein, aber da steckt schon viel Wahres drin. Aus Sicht von uns Tierärzten gehört dieser Halbsatz auf jeden Fall zu den Top-Ten der schlimmsten Äußerungen von Kunden. Warum?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In meinem Blog-Artikel über Kaninchen habe ich betont, dass Kinder nach Abklingen der ersten Begeisterung oft feststellen müssen, dass Kaninchen gar nicht die kuschligen und anschmiegsamen Streicheltiere sind, die sie eigentlich haben wollten. In einem Kommentar wurde daraufhin die Frage aufgeworfen, welche Tierart sich meiner Meinung nach am besten für Kinder eignen würde. Wirft man einem Blogger so eine Frage in den Schoß, darf man sich nicht wundern, wenn die Antwort etwas länger ausfällt.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Kaninchen sind flauschig und süß, sie lassen Kinderherzen höher schlagen. Und da sie in den Zoomärkten für sehr wenig Geld zu haben sind, lassen sich Eltern gern mal breitschlagen. Spontan und ohne sich vorab zu informieren wird so eine kleine Fellkugel gekauft, denn jeder weiß: Kaninchen sind anspruchslose und einfach zu haltende Haustiere. Nur: Das stimmt leider nicht! Ich halte das Kaninchen für eines der schwierigsten Haustiere überhaupt. Mir fällt kein anderes populäres Haustier ein, das so häufig unter falschen Haltungsbedingungen und den daraus resultierenden Folgen zu leiden hätte.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vielen Besitzern chronisch kranker und auf Dauermedikation angewiesener Tiere fällt irgendwann auf, dass in der Apotheke Human-Arzneimittel mit haargenau dem gleichen Wirkstoff, wie er in ihrem Tiermedikament enthalten ist, deutlich billiger angeboten werden. Dauermedikamente gehen oft ordentlich ins Geld, und zwar Monat für Monat. Da stellt sich natürlich schnell die Frage, ob die (Obacht: Ironie!) berüchtigsten Abzocker der Nation, die Tierärzte, hier mal wieder ihr Unwesen treiben.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Für so manchen Hundebesitzer ist es ein feststehender Glaubenssatz, dass man Hunde richtig auslasten müsse, ihnen sozusagen Action ohne Ende bieten sollte. Agility, Obedience, Dog-Dancing, Man-Trailing, Longieren - der Angebote gibt es viele und sie werden auch zunehmend wahrgenommen. Von Kindesbeinen an ist der Hund eingebunden: Welpengarten, Junghundetraining, Fortgeschrittenenkurs. Der moderne und verantwortungsbewusste Hundehalter ist bestens informiert, hat eine ganze Bibliothek an Fachliteratur und ist in diversen Internetforen aktiv. Kurz: Man - und da nehme ich mich nicht aus - will das Beste für seinen Hund! Schließlich gilt der Satz: Für uns sind es nur ein paar Jahre, für ihn sein ganzes Leben. Aber: Schießen wir eventuell über das Ziel hinaus? Kann man auch zu viel machen?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Was Kaninchen angeht, brennen mir diese Woche zwei Themen unter den Nägeln, die einerseits beide irgendwie nicht genug für einen ganzen Artikel hergeben, andererseits aber dringend mal erwähnt werden müssen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
So über den Daumen würde ich schätzen, dass etwa ein Drittel meiner Katzenpatienten als Wohnungskatzen gehalten werden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Wohnungshaltung von Katzen ist entgegen aller anderslautenden Internet-Latrinenparolen sicherlich keine Tierquälerei, sondern nach allgemeiner Expertenmeinung durchaus artgerecht möglich. Allerdings ist der Mensch bei dieser Haltungsform deutlich mehr gefordert als bei Katzen mit Freigang. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Thema.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Schon 2008 wurde Deutschland von der Weltgesundheitsorganisation WHO zum tollwutfreien Land erklärt. Ist es 7 Jahre später wirklich immer noch nötig, unsere Katzen und Hunde gegen Tollwut zu impfen?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Vielleicht ist einigen von Ihnen aufgefallen, dass wir in den letzten Wochen manchmal ein bisschen gestresst gewirkt haben. Das hatte seinen guten Grund, denn am Mittwoch, den 22. Oktober 2014, wurden wir und alle Bereiche unserer Praxis durch einen Auditor des SGS Institut Fresenius über Stunden auf Herz und Nieren geprüft. Diese Prüfung haben wir mit dem Traumergebnis von 99,07 Prozent bestanden. Wir sind stolz wie Bolle, dass unsere Praxis damit ab jetzt Mitglied in einem sehr kleinen und exklusiven Kreis von Praxen und Kliniken geworden ist, die das GVP-Qualitätssiegel des Deutschen Tierärzteverbandes BPT führen dürfen.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Als ich vor einiger Zeit um Themenvorschläge für Blog-Artikel bat, wurde mehrfach "Erste Hilfe" genannt. Eigentlich offensichtlich! Warum habe ich bisher noch nichts dazu geschrieben? Ehrlich gesagt habe ich mich gedrückt, denn bei kaum einem anderen Thema klaffen Erwartungen und Realität so weit auseinander. Warum ist das so?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nach den grundsätzlichen Überlegungen der vorausgehenden beiden Artikel müssen wir nun irgendwie den Sprung zur täglichen Praxis der Hundeernährung schaffen. Wie können wir unseren Hund vernünftig und gesund ernähren, damit es ihm an nichts fehlt?
Wie kann man als Laie überhaupt feststellen, ob ein Hund richtig ernährt wird? Das ist relativ einfach: Ein Hund, dem es an nichts fehlt, hat ein schönes, rassetypisches und geschlossenes Haarkleid und darunter eine gesunde Haut, hat Normalgewicht, ist seinem Alter und Trainingszustand entsprechend leistungsfähig, setzt, von Ausnahmen abgesehen, ein bis drei Mal täglich trockenen, festen Kot ab und frisst, von Ausnahmen abgesehen, seine Ration mit gutem Appetit.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Manche von Ihnen werden sowohl bei uns als auch in anderen Praxen eventuell schon mal erlebt haben, dass wir sehr schnell sind, wenn es darum geht, unsere Gliedmaßen vor einem Biss oder Krallenschlag in Sicherheit zu bringen. Manchmal zucken wir sogar zurück, obwohl sich Sekundenbruchteile später herausstellt, dass das Tier gar keine bösen Absichten verfolgt hat. Man könnte meinen, wir wären ein wenig ängstlich. Stimmt das?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Nach unseren Beobachtungen sind die Französische Bulldogge und der Mops in den letzten Jahren sehr populäre Hunderassen geworden. Auch wir mögen Bullies und Möpse aufgrund ihrer bezaubernden Charaktereigenschaften sehr gern. Vom tiermedizinischen Standpunkt her bereitet uns diese Entwicklung aber zunehmend Bauchschmerzen, denn beide Rassen gehören zu den sogenannten Brachycephalen, den Kurzköpfigen, und diese kommen mit einer schweren Atembehinderung auf die Welt und quälen sich damit ein Leben lang, wenn nichts dagegen unternommen wird.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
In den Internetforen liest man die Beschwerde allenthalben und in den Augen der eigenen Kunden sieht man sie auch manchmal: So viele Untersuchungen, Tests, Röntgenbilder, und dieser Blindfisch von Tierarzt weiß immer noch nicht, was meinem Arco oder meiner Minka fehlt!
Im Vergleich zu humanmedizinischen Allgemeinärzten brauchen Tierärzte wesentlich länger für das Erfragen des Vorberichts und/oder für die Untersuchung des Patienten. Die Fünf-Minuten-Termine, die man als menschlicher Kassenpatient bei von Fallpauschalen geplagten Ärzten eingeräumt bekommt, sind für Tierärzte nahezu undenkbar. Und unsere Laboruntersuchungen umfassen wesentlich mehr Parameter als die der Humanmediziner, sind also eher Suchprofile. Warum?
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Milztumore sind nach der Statistik eine der häufigsten Tumorerkrankungen des älter werdenden Hundes. Sie stellen etwa 40 Prozent der Tumore des Bauchraumes. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich bei diesen Tumoren um Hämangiosarkome. Diese gehören zu den bösartigsten Sarkomen beim Hund. Sie metastasieren sehr häufig, das heißt, sie streuen Tochtergeschwülste in andere Organe, und zwar leider oft schon, bevor der eigentliche Tumor entdeckt wird. Die statistische Überlebenszeit bei einem Milz-Hämangiosarkom beträgt nur drei bis vier Monate. Es gibt aber durchaus auch gutartige Umfangsvermehrungen der Milz. Der alarmierende "Bollen" auf dem Foto zum Beispiel stellte sich bei der pathohistologischen Untersuchung als Milzhämatom heraus. Das hätte zwar jederzeit platzen können, mit den entsprechenden Folgen für den Hund, aber nun, nachdem die Milz entfernt wurde, ist dieser Hund aus dem Schneider, weil man bei einem Hämatom natürlich keine Metastasierung fürchten muss.
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Damit wir uns nicht missverstehen: Ich mag große Hunde sehr; ich liebe das Gefühl, wenn ein großer Hund sich vertrauensvoll an mein Bein lehnt oder seinen Kopf in meine Hand schiebt. Fast zwanzig Jahre lang hatten wir nur große Hunde. Als aber Nandi, unser Rhodesian Ridgeback, im September 2010 starb, haben wir uns bewusst für einen kleinen Hund entschieden. Viele von Ihnen kennen Nogger, unseren Patterdale Terrier, aus der Praxis oder von Facebook und YouTube. Anfangs war der Umstieg auf einen kleinen Hund eigentlich ein Kompromiss, um überhaupt noch einen Hund halten zu können. Unsere Tochter Shenja, die früher für das Hundesitting zuständig war, studiert inzwischen in Wien, und einen großen Hund kann man nun mal nicht überall hin mitnehmen. Inzwischen sind wir aber mit unserer Entscheidung überglücklich. Seit unserem ersten Hund, Rauhaardackel Watzmann, hatten wir ganz vergessen, wie einfach das Leben mit einem halben Zwerg doch sein kann.